Goebel, Joey
bemerkt.«
»Was für eine Veränderung?«
»Er ist nicht mehr so leicht beeinflussbar. Er wollte ihre Bitte von Anfang an nicht erfüllen und blieb bei seiner Weigerung.«
»Keine Sorge. Wenn alles vorbei ist, taucht er nur noch als Fußnote in deinen Memoiren eines Präsidenten auf. Es ist eine Geschichte, die das Leben schrieb. Geschichten, die das Leben schrieb, finden nicht den Weg in Geschichtsbücher. Die Leute fahren darauf ab, weil es eine typische Story à la vom Millionär zum Tellerwäscher ist. Solche Geschichten mögen die Leute, weil sie darauf schließen lassen, dass Reichtum überbewertet ist. Sie erleben gern mit, wie ein Reicher vom Weg abkommt und behauptet, Geld mache nicht glücklich, Geld sei nicht gut. Aber wenn Blue Genes Gebäude erst einmal geschlossen ist, werden sie erkennen, wie töricht er war.«
»Mom sagte, die Leute dort verehren ihn regelrecht.«
»Diese Leute sind Idioten.«
»Offenbar haben sie Mom bekehrt.«
»Deine Mutter sucht in ihren Nudeln nach der Jungfrau Maria.« John lachte. »Diese Leute da drin müssen Idioten sein, sonst wären sie da gar nicht erst drin. Das Problem besteht darin, dass sie zwar Idioten sind, ihre Stimme aber genauso viel zählt wie deine oder meine Stimme. Ich hielt das [552] schon immer für einen großen Fehler. Für mich ergibt das keinen Sinn. Warum sollte jemand, der ungebildet, unintelligent, manchmal sogar kriminell ist, der nichts macht, außer den Todestrieb zu meiden, mit seinen Vorgesetzten gleichberechtigt sein, wenn es um etwas so Wichtiges wie die Wahl unserer politischen Führer geht?«
»Weil es so viele sind. Man muss ihnen Mitsprache einräumen. Ich dachte, Blue Gene würde uns helfen.«
»Das dachte ich auch, sonst wäre ich nie damit einverstanden gewesen, deine Mutter damals in den Flohmarkt zu schicken.«
»Und dennoch werde ich die Wahl gewinnen.« Henry reagierte nicht. »Verlass dich drauf. Ich liege immer noch vorn. Glaub ja nicht, die Wormland Group wäre ein Ersatz für den Kongress. Ich werde den Sitz als Abgeordneter gewinnen, und die Group ist dann das Sahnehäubchen. Ich werd’s dir beweisen, Dad.«
»Das hoffe ich, mein Sohn.«
»Das musst du bringen«, sagte Bernice. »Frag sie einfach, und geh mit ihr aus. Worauf wartest du noch?«
»Dem stimme ich zu«, sagte Elizabeth. »Wenn es um die Liebe geht, hast du keine andere Wahl. Wenn du es nicht machst, wirst du es später bereuen.«
Blue Gene war erleichtert, dass Elizabeth das sagte. Wenige Minuten zuvor hatte sie sich noch besorgt gezeigt und gesagt, die zierliche junge Dame mit den abgewetzten Schuhen sei auf dem besten Weg, eine Kriminelle zu werden, und ihre seltsame, aggressive Musik übe einen schlechten Einfluss auf Blue Gene aus. Doch Bernice verbürgte sich für sie [553] und fügte hinzu, sie sei ein wirklich kluges Mädchen – mit einem Masterabschluss in Politologie – und nehme keine Drogen. Und wenn man sie erst näher kenne, merke man, dass sie ungeheuer liebenswert sei. Als dann Elizabeth den Namen ihrer Mutter erfuhr, ermutigte sie Blue Gene, sich um Jackie zu bemühen.
»Ich dachte, du magst sie nicht«, sagte Blue Gene.
»Samson ist ein guter, alter Name in Bashford. Und bei allem, was du in letzter Zeit erdulden musstest, will ich wirklich nur noch, dass du glücklich bist, und ich weiß, wenn du dich auf eine Beziehung mit jemandem einlässt, macht dich das glücklich.«
Dann erzählte Elizabeth, wie Henry sie mühelos dem Musiker ausgespannt hatte, weil er ihr das Gefühl gegeben habe, alles sei möglich. Bernice erzählte von ihrem Bart, wie sie beide einsame Jugendliche waren, in deren glücklosem Leben es endlich zu einem Augenblick der Befreiung kam, als sie sich kennenlernten und sich in einer Fabrik für Achswellen ineinander verliebten. Es dauerte nicht lange, und Elizabeth und Bernice glichen zwei Mädchen, die ihrem platonischen Freund in der Highschool-Cafeteria gut zuredeten. Blue Genes Bein zuckte reflexartig, als sie ihm rieten, mit Jackie auszugehen, und er lutschte heftiger an seinem Lolli.
»Und wenn sie nein sagt? Es gibt nichts Schlimmeres als ein Mädchen, das einen abblitzen lässt.«
»Darüber wirst du jetzt wahrscheinlich lachen«, sagte Elizabeth, »aber hör mir zu. Du gehst jetzt rauf in dein Zimmer und betest, dass sich alles so oder so fügen möge. Dann gehst du zu Jackie und bittest sie um ein Date.«
Blue Gene sah Bernice an.
[554] »Ja, das ist einen Versuch wert«, sagte sie. »Probier’s
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