Goebel, Joey
McDonald’s Happy Meals, eine Nachtsichtbrille, ein Jagdmesser und die Kleinanzeigenseiten der Zeitung.
»Hier«, sagte John. »Das Haus links. In diese Einfahrt einbiegen.«
»Die hier?«
»Ja. Warten Sie! Lassen Sie erst die Kinder vorbei.«
»Mein Fehler. Ich bin mit den Gedanken woanders.«
Balsam wartete, bis ein Grüppchen Piraten und Hannah Montanas die Einfahrt passiert hatten, ehe er abbog.
»Danke fürs Mitnehmen.«
»Gern geschehen.«
»Was haben Sie nun vor?«, fragte John.
»Womit?«
»Mit Jackie Ripplemeyer.«
[646] »Ich kann nur sagen, sie sollte sich vorsehen, wenn ich ihr das nächste Mal begegne.«
John seufzte schwer. »Ist das alles?«
»Ja. Warum?«
»Gar nichts. Sagen Sie, hat irgendwer aus meinem Wahlkampfteam Sie in letzter Zeit bezahlt?«
»Nein. Es hieß, Geld kriege ich am fünfzehnten.«
»Warum kommen Sie nicht mit rein? Ich gebe Ihnen einen Vorschuss.«
John brachte Balsam durch die Hintertür in die Küche und von dort weiter ins Wohnzimmer. »Das ist das schönste Haus, in dem ich je war«, sagte Balsam, als er ganz nach oben an die Decke sah. » Wohnen Sie wirklich hier?«
John lachte. »Ja.«
»Sieht nämlich nicht so aus, als würde hier jemand wohnen.«
Johns Büro im ersten Stock war opulenter ausgestattet als die anderen Zimmer. An den Wänden hingen gerahmte Urkunden und Fotografien, auf den meisten war John mit bedeutend aussehenden Männern zu sehen. John trat hinter seinen kunstvollen Mahagonischreibtisch und nahm sein Scheckbuch heraus. Balsam sah sich beiläufig um, doch sein Kopf schnellte in Johns Richtung, als er hörte, wie ein Scheck aus einem Scheckbuch gerissen wurde.
»Danke sehr, Josh«, sagte John und reichte ihm den Scheck. Es klingelte an der Tür. »Bestimmt nur ein paar verkleidete Kinder. Ich mag zurzeit niemanden sehen.«
John nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. Balsam blieb stehen, schaute auf seinen Scheck, und sein Mund stand noch weiter offen als gewöhnlich.
[647] »Verdammt, Mr. Mapother. Danke sehr.«
»Gern geschehen. Sie leisten gute Arbeit. Und heute Abend waren Sie ein guter Personenschützer. Und Sie wurden bei der Arbeit sogar verletzt, betrachten Sie das also als Gefahrenzulage.«
»Och, das war doch gar nichts. Ich bin nicht verletzt worden. Die Schlampe hatte Glück. Mehr war nicht dabei. Und ich weiß nur, sie sollte hoffen und beten, dass ich ihr nicht über den Weg laufe.«
»Ich weiß, wie Sie sich fühlen. Mich hat sie auch lächerlich gemacht.«
»Nee. Sie hat mich nich lächerlich gemacht. Und es is auch noch nicht vorbei, verstehen Sie? Wer mich wütend macht, den mach ich platt.«
»Ich weiß nicht, Balsam. Ich glaube, sie hat uns beide lächerlich gemacht.«
Balsam berührte den Abdruck von Jackies Ring, der auf seiner Wange zurückgeblieben war. »Ich respektiere Sie und was Sie zu sagen haben, und alles, aber sie hat mich nicht lächerlich gemacht.«
»Klar, das weiß ich doch. Ich will damit auch nichts weiter andeuten. Ich hoffe nur, dass Sie es ihr heimzahlen. Und das meine ich ernst. Denn diese Frau steht für alles, was dieses Land eben nicht verkörpert. Na ja, Sie haben sie ja selbst gehört, wie sie Amerika niedergemacht hat. Das muss ich Ihnen nicht erzählen. Es wäre ein Jammer, wenn sie am Ende diese Wahl gewinnen würde. Warum setzen Sie sich nicht?«
Balsam nahm in einem der zwei dunkelbraunen Ledersessel vor Johns Schreibtisch Platz.
[648] »Leider wird sie nach dem heutigen Interview am Dienstag den Sieg davontragen.«
»Glaub ich nicht.«
»Glauben Sie, dass immer noch Leute für mich stimmen werden?«
»Ich glaube, viele tun das, weil vielen von uns nicht gefallen hat, was sie zu sagen hatte.«
»Werden Sie mich immer noch wählen?«
»Ich habe mich nie registrieren lassen, aber ich würd’s tun, klar.«
»Warum glauben Sie noch an mich?«
»Hauptsächlich weil ich nur Sie habe.« Balsam saß ein Weilchen stumm und mit offenem Mund da. »Sie und die Blutflagge.«
»Die Blutflagge? Mehr habe ich nicht zu bieten?«
»Mehr brauchen Sie nicht. Sie zeigt, was Ihnen wichtig ist, und nur das ist mir auch wichtig. Auge um Auge, wenn Sie wissen, was ich meine. Das vergesse ich nicht, und ich werde es verteidigen und alles, was die Blutflagge bedeutet. Diese Schlampe, die gegen Sie antritt, die hat überhaupt nichts mit der Blutflagge zu tun. Wenn’s nach ihr geht, kommen die ganzen verdammten Kameltreiber zum Abendessen. Sie ist keine Amerikanerin. Und man sollte Ihnen nicht
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