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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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Er stellte sich Angela Samson vor, eine ältere Frau, die er häufig in der Stadt und in der Bank gesehen hatte, immer freundlich, immer nett. Bestimmt war sie heute Abend auf der Wahlkundgebung gewesen und hatte Jackie zugejubelt. Bestimmt hatte sie alle ihre Freundinnen angerufen und ihnen erzählt, dass ihre Tochter bei der Wahl kandidierte. Vielleicht war sie immer noch da. John nahm sein Handy.
    Was war vor fünf Minuten nur in ihn gefahren? Was hatte ihn so ausrasten lassen? Er versuchte, Balsam anzurufen. Doch Balsam hatte gar kein Handy. Dieser Idiot. Nein… er war kein Idiot. Es war nicht seine Schuld, dass er so arm war. O Gott, er hatte gesagt, das sei das schönste Haus, das er je betreten hatte. Und John durfte hier wohnen. Der Junge hatte in seinem Leben noch nichts von der Welt gesehen, und dabei würde es wohl auch bleiben.
    John schlüpfte in ein Paar Slipper und sprang die Treppe hinunter. Das Telefon klingelte. Vielleicht war es Balsam, der ihm sagen wollte, dass er es nicht tun konnte. Er drückte auf Anrufererkennung. Es war Abby. Das war nicht der passende Zeitpunkt, um mit ihr zu reden. Er musste Balsam nachfahren. Eine andere Chance hatte er nicht. Als er zur Garage lief, fragte er sich, ob er sich richtig verhielt, und dann sah er wieder die ältere Frau vor sich, nur dass sie jetzt [656] jünger war, und Jackie war ein kleines Mädchen, einfach ein süßes, kleines Mädchen, und Balsam war ein Baby, dessen Zähne okay waren, weil es sie noch gar nicht bekommen hatte. Als John sich die Autoschlüssel nahm, hörte er jemanden gegen die Haustür hämmern, was er aber sofort als Kinder auf Halloween-Tour abtat.
    Er sprang in seinen Escalade und fuhr in die Auffahrt, ehe die Garagentür ganz geöffnet war, so dass sie gegen das Dach seines Fahrzeugs schrammte. Als er aus der Auffahrt raste, sah er einen seiner Nachbarn an der Haustür, doch dafür war jetzt keine Zeit. Er glaubte, eine Frau schreien zu hören, als er die Straße hinunterfuhr.
    Dann sah er eine Menschentraube, die sich um etwas in der Straßenmitte scharte. In beide Fahrtrichtungen stauten sich die Autos, und er hörte Sirenen und sah, dass ein Krankenwagen hierher unterwegs war. Er bog in eine Auffahrt, um zu wenden, doch als er rückwärts wieder herausfuhr, hörte er, wie sein Name laut gerufen wurde.
    Er stellte den Hebel auf die Parkposition und stieg aus. Abby lief auf ihn zu, hysterisch mit den Armen wedelnd.
    »John! John!«
    »Was ist?« Er packte sie an den Schultern. »Was ist passiert?«
    »Arthur ist von einem Wagen angefahren worden.«
    »Nein.«
    »Der Mann am Steuer hat Fahrerflucht begangen.«
    »Nein.«
    Weiter unten auf der Straße teilte sich die Menschentraube, damit die Sanitäter zu der Gestalt auf der Straßenmitte durchkamen. Im Scheinwerferlicht des [657] Krankenwagens sah John nichts als schwarze Schuhchen, deren Spitzen gen Himmel zeigten.
    »Wir sind vor einen Pick-up gelaufen«, sagte Abby. »Wir haben ihn nicht gesehen, weil er die Scheinwerfer nicht eingeschaltet hatte.«

[658] Wahltag
    »Aber die vier da sind ja richtig eklig! Gibt es kein privates Wartezimmer oder so was, wo wir allein sitzen können?«
    »Sei doch nicht so hochnäsig.«
    »Aber ich will hier nicht bei diesen –«
    »Pst. Sie könnten dich hören. Hier ist ein Dollar. Geh ins Kellergeschoss, und hol dir eine Coke oder so was.«
    Die eitle junge Zicke schnappte sich den Dollar, verschwand und telefonierte schon auf ihrem Handy, noch ehe sich ihr Vater abgewandt hatte. Der Vater suchte sich einen Stuhl am Rand des Wartezimmers und überließ dem lädiert aussehenden Quartett Halbtoter einen kleinen Bereich ganz für sich. Sie wirkten vertraut, wie sie auf den Vinylstühlen hockten, als bewachten sie einander, doch ihre Körpersprache besagte »Bleib weg«, und ihre angespannten Mienen bedeuteten »Frag nicht«. Zwei saßen auf einer und zwei auf der anderen Seite, eine ideale Konstellation, um sich zu unterhalten, doch ihre Gesichter blieben auf den Boden gerichtet. Gelegentlich kamen von ihrer Seite des Zimmers Geräusche – ein ungehobeltes Schnauben der Nebenhöhlen, ein strenges Räuspern und ein nervtötendes Klicken des Rosenkranzes.
    [659] Das war der dritte Tag am Stück, an dem Blue Gene die Jogginghose und das grüne Muskelshirt der Partei der Habenichtse trug, die er sich ursprünglich für die Wahlkundgebung an Halloween angezogen hatte. Neben ihm saß ein ungepflegter, zappeliger John, der die zweite Nacht in Folge

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