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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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aufstehen und ein Mann sein und es tun?«
    Balsam nahm Haltung an.
    »Das werde ich.«
    »Gott segne Sie. Und jetzt los! Beeilung! Und sagen Sie bloß keinem, dass Sie je hier waren!«
    [652] John scheuchte Balsam zur Hintertür hinaus. Der geschorene Schädel des jungen Mannes glänzte im Mondschein. Er ließ den Motor an und wartete noch einen Augenblick, ehe er wegfuhr. John ging wieder ins Haus und begann fieberhaft zu beten.
    Nachdem Jackie alle begrüßt und sich persönlich bei ihnen bedankt hatte, dass sie zu der Wahlkundgebung gekommen waren, bestand Blue Gene darauf, dass sie ihre Faust in eine Wanne mit Eis steckte, in der eins der Bierfässer lag. »Lass sie drin, bis du’s nicht mehr aushältst.«
    »Du solltest dich selbst verarzten«, sagte Jackie.
    »Nö. Das ist nichts.« Blue Gene stellte seine Dose Cherry Ski hin, legte die Zigarette beiseite und hielt ihr die aufgeschürften Hände hin.
    »Uuh«, machte sie und verzog die Miene.
    »Wo er mich an den Haaren gerissen hat, tut’s mehr weh.« Blue Gene drehte sich so, dass sie es sah.
    »Ach du lieber Himmel. Ein großes, fettes Stück von deinem Vokuhila ist weg.«
    »Echt?«
    »Oh, wow. Das tut mir jetzt wirklich leid. Danke, dass du ihn aufgehalten hast. Er sah aus, als wollte er mich umbringen.«
    Blue Gene nahm seine Zigarette wieder auf und trank einen Schluck Limo. »Ich hätte weitergemacht und ihn bekämpft, wenn ich gewusst hätte, dass du auf ihn losgehen würdest.«
    »Ich wusste selbst nicht, dass ich das tun würde.«
    »Warum hast du’s getan?«
    [653] »Offenbar bin ich kein so guter Mensch, wie ich dachte.« Als sie das gesagt hatte, schaute Jackie weg. Auf dem Parkplatz stauten sich die Pkws und Pick-ups, die alle gleichzeitig losfuhren. »Vorhin habe ich zum ersten Mal jemanden geschlagen. Das wird in den Zeitungen stehen. Ich komme rüber als Heuchlerin, die Frieden predigt und sich dann auf eine Schlägerei einlässt. Ich bin einfach so wütend geworden.«
    »Ist schon okay«, sagte Blue Gene. »Kein Wort mehr darüber.« Er nahm noch einen tiefen Zug von seiner Zigarette, ehe er sie auf den Beton schnippte.
    »Ist dein Bruder wohlauf?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Habe ich ihn zu hart angegangen?«
    Blue Gene zuckte mit den Achseln. »Ist jetzt nicht mehr zu ändern. Was machen wir als Nächstes?«
    »Gar nichts«, sagte Jackie. »Für heute haben wir unser Pensum geschafft. Morgen gehen wir ein wenig Klinken putzen.«
    »Alles klar. Dann sehen wir uns morgen.«
    »Warte. Bist du sauer auf mich?«
    »Nein.« Blue Gene fragte sich, ob das wirklich stimmte. Er wollte den Menschen helfen, ertrug es aber nicht, dass John so eine klägliche Figur abgegeben hatte.
    »Ich glaube, wir haben jetzt eine echte Chance«, sagte Jackie.
    »Ja.«
    »Freust du dich nicht? Wir könnten wirklich gewinnen. «
    »Ich kann nicht gewinnen, Jackie.«
    [654] John, der sich ein trockenes Unterhemd anzog, betete immer noch, dass er das Richtige machte. Dann ließ er sich auf sein Bett fallen und wählte die Handynummer seines Vaters.
    »He, Dad. Ich rufe nur an, um dir zu sagen, dass ich alles unter Kontrolle habe.«
    »Wie um alles in der Welt hast du das geschafft?«
    »Oh, ich habe Beziehungen spielen lassen, ein paar Dinge organisiert. Mir schwebt eine Pressemitteilung an die Zeitung vor.«
    »Hä?«
    »Ich werd ihnen sagen, dass ich einen Magen-Darm-Virus hatte und mich deshalb vor der Kamera so verhielt.«
    Henry hielt inne, dann lachte er. Er hörte nicht auf zu lachen.
    »Ich habe alles im Griff, Dad. Bitte, vertrau mir ein wenig. – Was ist auf der Kundgebung los?«
    »Sie geht zu�Ende. Ich breche bald auf.«
    »Ist sonst noch etwas passiert?«
    »Nein. Es wurden noch ein paar Reden gehalten. Einige Veteranen haben gesprochen. Die Mutter der kleinen Ripplemeyer hat sich über mich aufgeregt, weil sie dachte, ich hätte Balsam dazu angestachelt, ihre Tochter anzugreifen. Übrigens müssen wir ihn rausschmeißen. Er ist offensichtlich psychisch labil.«
    »Ihre Mutter ?«, hakte John nach. Sein Herz begann wieder zu rasen.
    »Ja. Wir kennen sie, musst du wissen. Sie arbeitet in unserer Bank. Angela Samson.«
    »Ich weiß. Ich glaube, das weiß ich.«
    [655] »Ja. Wir haben dir erzählt, dass sie ihre Mutter war, als wir Nachforschungen über die junge Ripplemeyer angestellt haben.«
    »Das kann gut sein, aber – o Gott. Oh, Dad, ich muss Schluss machen.«
    John legte auf. Sein frisches Unterhemd wurde unter den Achseln schon wieder feucht.

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