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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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hab mal miterlebt, wie Balsam auf einer Party in eine Schlägerei geraten ist«, sagte Steve. »Dabei hat er den Kopf des anderen Jungen genommen und mit der Schläfe gegen eine Tischecke gerammt. Ich hab’s mit eigenen Augen gesehen. Der Junge kann seitdem nicht mehr richtig sprechen.«
    »Scheiße«, sagte Blue Gene.
    Aus dem Pick-up schoben sich ein Meter neunzig weißes Fleisch, die von Muskeln und straffer Körperhaltung fest [129] zusammengehalten wurden. Der Mann überquerte den Parkplatz in einem so aggressiven Gang, als wolle er mit jedem Schritt den Asphalt angreifen.
    »Hey, Balsam!«, brüllte Steve. »Dein Truck gefällt mir! Bestimmt hast du der Kiste ein paar Doppelrohre eingebaut.« Balsam begab sich zu dem Kreis aus Rauchern, unterwegs zündete er sich eine Zigarette an. »Also, Leute, das ist Josh Balsam.«
    John hielt Balsam seine Hand hin und bemühte sich, Augenkontakt herzustellen, doch das schien sinnlos zu sein, denn Balsams Augen hatten einen absolut leeren Ausdruck, wie Weintrauben, die sehen können.
    »John Mapother«, sagte er. »Freut mich sehr.«
    »Was geht ab«, erwiderte Balsam und schüttelte Johns Hand. Es war der festeste Händedruck, den John je hatte über sich ergehen lassen müssen.
    »Du bist doch der Vetter von Lucas Pritchett, stimmt’s?«, fragte Blue Gene.
    »Ja.«
    »Wir sind uns schon mal bei Lucas begegnet. Was treibt Lucas so?«
    »Gar nichts.«
    Balsam sog heftig an seiner Zigarette. Er trug leicht ausgebeulte Jeans, weiße Nike-Basketballschuhe und ein Feinripp-Unterhemd, das freie Sicht auf beide Arme mit ihren wüsten, gezackten Tattoos bot. Sein Haarschnitt war so kurz, dass die Haarfarbe unmöglich zu erkennen war.
    Steve machte Balsam ein Kompliment über seine neueste Tätowierung, ein Porträt seines Vaters auf dem rechten Bizeps mit dem Todestag darunter.
    [130] »Ich hab überlegt, mir ihm zu Ehren auch ’ne Träne ins Gesicht machen zu lassen.« Wenn Balsam länger sprach, klang seine Stimme sanft und undeutlich. »Aber damit warte ich bis zu meinem nächsten Gerichtstermin, weil der Richter mich sonst danach beurteilen würde, wenn er ’n Tattoo in meinem Gesicht sähe. Mein Dad hat gesagt, lass dir nie ’n Tattoo machen, das du vorm Richter nicht verstecken kannst.«
    »Warum musst du vor Gericht?«, fragte Steve.
    »Damit sie mich vielleicht meine Tochter sehen lassen. Die Familie ihrer Mutter lässt mich nicht in ihre Nähe, weil die mich für wahnsinnig halten. Aber ich will bloß meine Kleine sehen. Ich hab schon ’ne andere Tochter, die ich nicht sehen darf, verdammte Scheiße.«
    »Bist du noch mit Amber zusammen?«, fragte Steve.
    » Sie ist schuld daran, dass ich mein Baby nicht zu sehen kriege. Scheiße. Die blöde Schlampe ist zweimal geschwängert worden. Eins is nich von mir. Wie schwer isses eigentlich, nicht schwanger zu werden? Sie musste im Leben bloß eins tun, nämlich nich schwanger werden, und nich mal das hat sie geschafft.«
    Blue Gene nickte, wie um zu sagen: »Da ist was Wahres dran.« John hätte am liebsten Arthur unauffällig die Stöpsel wieder in die Ohren gesteckt.
    »Mann, mit diesen Tränentattoos musst du aber vorsichtig sein«, sagte Blue Gene. »Ich hab mal mit einem zusammengearbeitet, der sagte, sein Bruder hätte zwei Tattoos, eins für jeden der Typen, die er im Knast umgebracht hat, doch der Kerl, der im Knast die Tattoos gemacht hatte, war kein besonders guter Künstler. Am Ende sah es aus, als hätte er zwei kleine Kackhäufchen im Gesicht.«
    [131] Alle lachten. John bemerkte erstaunt, dass sich sogar Balsam in all seiner ernsten Teilnahmslosigkeit ein Lächeln abrang.
    »Wenn ich erst ’ne Träne im Gesicht habe«, sagte Balsam und sah dabei Blue Gene an, »lass ich mir das Bein von ’ner Frau auf meinen Arm machen.« Er zeigte auf die Innenseite seines beeindruckenden Bizeps’. »Und ihr anderes Bein wird mir seitlich auf den Körper tätowiert«, sagte er und fuhr mit dem Zeigefinger seitlich seinen Brustkorb nach unten, »und wenn ich den Arm hebe, macht sie die Beine breit, und man sieht meine Achselhaare genau in der Mitte.«
    Obwohl John den Ernst befremdlich fand, mit dem Balsam seine Tattoo-Idee vortrug, lachte er mit den anderen. Als er sah, dass Arthur und das kleine Mädchen mit verängstigten Mienen zu Balsam aufschauten, hob John Arthur hoch. Arthur legte seinem Vater die Ärmchen um den Hals.
    »Tja, und ich überlege mir, ob ich mir eine nackte Frau auf das Innere meiner Augenlider

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