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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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Bein könnten sie mich unmöglich nehmen.«
    »Wolltest du dich denn freiwillig melden?«, fragte John.
    »Genau.«
    »Ist dir das so wichtig?«
    »Teufel, ja, klar isses mir wichtig. Ich will mein Land verteidigen. – Hier… zum Klo geht’s da lang. Wir treffen uns nachher auf unseren Plätzen.«
    [123] »Weißt du, was? Ich glaube, wir begleiten dich.«
    Und so gingen die drei nach draußen, wo es immer noch heiß war, obwohl die Sonne bereits unterging. John verstand jetzt, warum Blue Gene Shorts und T -Shirts mit abgeschnittenen Ärmeln trug, und auch wenn er selbst nie in solchen Klamotten auf die Straße gegangen wäre, begriff er den Grund für Blue Genes Outfit: Es war genau das, was Blue Gene tragen wollte.
    Trotz der Hitze gefiel es John im Freien besser. Es war mehr Platz, und notfalls konnte er hier leichter verschwinden. Er achtete darauf, dass Blue Genes Zigarettenrauch nicht in Arthurs Nähe kam, der auf der Bordsteinkante wie auf einem Hochseil balancierte.
    »Ich kenne die Leute da ziemlich gut«, sagte Blue Gene und nickte in Richtung eines Paars; beide rauchten und winkten ihm zu. »Ich sag ihnen wohl besser mal hallo.«
    John und Arthur folgten ihm, als Blue Gene zu einem ziegenbärtigen Mann in Cowboystiefeln ging, der eine Tabaksdose in der Gesäßtasche seiner knallengen Wrangler’s stecken hatte. Er war etwa in Blue Genes Alter, ihn begleiteten ein kleines Mädchen und eine grobknochige, gebräunte Frau, auf deren Wade eine Rose tätowiert war. Blue Gene stellte sie als Steve, seine Freundin und ihre gemeinsame Tochter vor.
    John war zwar Nichtraucher, doch er stand im Kreis der Raucher, Arthur an der Hand. Arthur und das kleine Mädchen versteckten sich beide hinter den Beinen ihrer Eltern und beäugten einander. John wünschte, Erwachsene könnten es genauso machen, statt zu reden. Er hielt sich schweigend im Hintergrund, fühlte sich dann aber unwohl, weil er [124] so still war. Er suchte krampfhaft nach einem Gesprächsthema, doch ihm fiel nur ein, wie heiß es war. Über das Wetter zu reden war so klischeehaft, und in diesem postmodernen Zeitalter war es sogar ein Klischee, darauf hinzuweisen, wie klischeehaft es war, über das Wetter zu reden, doch das zu erwähnen war für die anderen vielleicht zu hoch. Und so beobachtete er weiter stumm, wie Blue Gene mit den einfachen Bürgern umging. Er beneidete Blue Gene um die Leichtigkeit, mit der er mit anderer Leute Sitten und Gebräuchen zurechtkam. Blue Gene war keineswegs gut gelaunt, sondern wirkte in der Gruppe so griesgrämig wie immer, hatte aber das Talent, prägnante, unterhaltsame Kommentare zu jedem Thema abzugeben, vom besten Münzwaschsalon der Stadt über Schlangenbisse bis hin zu Gewehrkugeln.
    Sobald sich das Gespräch dem Krieg zuwandte, merkte John erleichtert, dass ihm die Sprache dieser Leute durchaus geläufig und vertraut war. Jetzt musste er nur noch wie selbstverständlich in einer Jeans herumlaufen, lernen, was Begriffe wie Einzelradaufhängung bedeuteten, und die doppelte Verneinung verwenden, ohne sich die Zunge zu brechen.
    Bald verließ das Gespräch politisches Terrain und widmete sich der jagdbaren Tierwelt.
    »Ich hab dich eine Ewigkeit nicht bei der Gänsejagd gesehen, Blue Gene«, sagte Steve, der einen kurzen, lockigen Vokuhila trug. Dass Blue Gene in den letzten Jahren weiter auf die Jagd gegangen war, kam für John überraschend. Er hatte angenommen, dass Blue Gene die Jagd ablehnen würde, so wie er alles andere abgelehnt hatte, was John und seinem Dad gefiel.
    [125] »Stimmt. Ich hatte auf dem Flohmarkt zu viel um die Ohren«, sagte Blue Gene stolz.
    »Klingt cool. Was verkaufst du so?«
    »Och, unterschiedliche Sachen.«
    »Ey – verkaufst du auch welche von deinen Waffen?«
    »Träum weiter, Traumtänzer. Meine Mädels kriegst du nicht.« In Blue Genes Waffensammlung befanden sich einige wertvolle Gewehre, Antiquitäten, die sein Vater ihm gekauft hatte. Als Steve und seine Freundin lachten, kramte Blue Gene in einer seiner Hosentaschen herum. »Da fällt mir was ein. Hey, Arthur und… Wie heißt du eigentlich?«, fragte er das Mädchen. Sie antwortete nicht.
    »Das ist Charla«, sagte ihre Mutter.
    »Hey, Charla und Arthur. Passt mal auf. Wisst ihr, was ich mache, wenn mich jemand ärgert? Wisst ihr, was ich dem zeige?«
    »Was?«, fragte Arthur grinsend.
    Blue Gene zog seine Hand aus der Hosentasche und hielt eine Gewehrkugel hoch. Er entfernte eine Fussel von der Kugel, wobei er Arthur und das

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