Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
Vom Netzwerk:
werden Clowns brauchen. Keine Besteuerung ohne Vertretung! Schlachtruf oder Gemeinplatz? Die Reichen werden einen Ersatzmann bezahlen, heißt es. Aber was ist, wenn ich mir keinen Ersatzmann leisten kann? Dann musst du halt kämpfen. Dann werd ich wohl kämpfen. Ich kann mir nicht leisten, es nicht zu tun. Ich weiß nicht recht, ob ich kämpfen will. Genauso gut kann ich gegen sie kämpfen. Schließlich halten sie mich kurz und zahlen mir nicht genug. Ich kann die Münder nicht stopfen und habe Obstkisten statt Möbel. [182] Doch hierbei geht es nicht um dich und mich. Es geht um uns. Eine Nation, verziert und beschmiert. Wir lassen uns nicht sagen, was wir zu tun haben. Wir hassen ihren Akzent, das Lispeln dieser Tee-Schlürfer, das unsere Frauen verrückt macht. Wir kennen kein Reich oder Arm mehr. Wir kennen keine Herren oder Diener mehr. Nur noch Amerikaner. Bauern und Einwanderer mit knurrenden Mägen. Die Rotröcke fassen es nicht, wie erbarmungslos ihre Gegner sind. Sie tun so, als wären sie auf irgendwas wütend. Doch wenn der Ersatzmann stirbt, sucht sein Geist dich dann heim, flüstert er dir ins Ohr, diese Kugel war für Euch bestimmt, Hoheit? Revolutionen haben die Eigenheit, dass sie als nüchterne Fahrer vorgesehen sind, die sich am Ende volllaufen lassen. König George. Nein, nennen Sie mich bitte Präsident George. Der reichste Mann Amerikas.«
    John wusste, dass Blue Gene derjenige mit den spontanen » USA «-Rufen gewesen war. Ihn rührte, was Blue Gene für ihn getan hatte. Die nette Geste des normalerweise rauhbeinigen Blue Gene hatte in John etwas geöffnet, ein Fach tief in seinem Inneren, das Gedanken enthielt wie »Alles wird gut« statt seiner üblichen Sprüche wie »Menschen machen mich fertig« und »Du brauchst nur das Haus zu verlassen, schon wirst du lang hinschlagen«.
    Nachdem er haarscharf an der womöglich größten Katastrophe seines Lebens vorbeigeschrammt war, hatte John nun seine bisher wichtigste Rede zur Hälfte hinter sich gebracht. Die Überreichung der blutigen Flagge, so rührselig sie auf manchen gewirkt haben mochte, war besser angekommen als erwartet. Als Balsam Platz genommen hatte und alle [183] nach dem Beifall wieder zur Ruhe gekommen waren, blinzelte John ein wenig, damit er unscharf sah, ein Trick, den ihm sein Vater beigebracht hatte. Henry hatte ihm erzählt, es sei leichter, vor Menschen zu sprechen, wenn man ihre Gesichter nicht sehe. John sprach darum recht zuversichtlich zu den überwiegend weißen Umrissen.
    »Als wir Tim Balsams Familie das erste Mal anriefen und fragten, ob sie heute Abend unsere Ehrengäste sein würden, nahmen sie widerstrebend an, aber nur unter einer Bedingung: nicht vor allen Anwesenden hier reden zu müssen.«
    Der Hauch eines Gelächters wehte durch den Saal.
    »Kein Problem, sagte ich. Ich rede einfach für Sie. Die Balsams waren einverstanden, und obwohl ich zuerst stolz war, dass ich derjenige sein würde, der eine Rede zu Ehren von Tim Balsam hält, wurde mir nun klar, was für eine schwierige Aufgabe ich mir da zugemutet hatte – denn ich hatte mich einverstanden erklärt, für einen Helden zu sprechen. Ich dachte: Bin ich dieser Herausforderung überhaupt gewachsen? Habe ich eigentlich das Recht, für diesen tapferen Wüstenkrieger zu sprechen? Dann dachte ich: Wer hätte denn das Recht, für Tim zu sprechen, wenn nicht Tim oder seine Familie? Nun, es müsste jemand sein, der an sein Land glaubt und an alles, was es verkörpert. Es müsste jemand sein, der diejenigen respektiert, die für ihr Land kämpfen und ihr Leben hingeben. Und es müsste jemand sein, der an die traditionellen amerikanischen Werte glaubt, die es, wie Tim glaubte, wert sind, dass man für sie kämpft. Werte wie Glaube und Freiheit, ebenjene Werte, die unsere Feinde beseitigen wollen. Ich kam zu dem Schluss, wenn schon niemand aus Tim Balsams Familie das Wort ergreifen will, dann [184] könnte dieser Jemand durchaus auch ich sein. Schließlich läuft auch durch meine Adern Coca-Cola, was meinen hohen Zuckerspiegel erklären könnte.«
    Diesmal lachte das Publikum befreiter. Blue Gene schüttelte den Kopf, obwohl auch er einen kurzen, schnaubenden Lacher ausstieß.
    »Warum also nicht ich? Ich liebe dieses Land, das zu meiner Familie und mir so gut war, und Bashford liebe ich ganz besonders. Bashford ist für mich immer mein Zuhause gewesen. Ich bin auf seinen vielen Basketballplätzen herumgerannt, ich habe an seinen vielen Grillabenden teilgenommen,

Weitere Kostenlose Bücher