Goebel, Joey
ich habe sein Wild gejagt und seine Fische geangelt. Und ich habe wie alle die ruhigen Sonntagnachmittage hier genossen. Ich kenne unsere Gegend und meine zu wissen, was sie sagen würde, wenn sie an ein Mikrophon treten könnte. Und deshalb habe ich entschieden, dass ich der Aufgabe gewachsen bin, für Tim Balsam zu sprechen. Aber dabei kann ich es guten Gewissens nicht bewenden lassen.«
John machte eine dramatische Pause und sah sich langsam im Saal um. Josh Balsam wartete mit leicht offenem Mund auf den nächsten Satz, wobei er einen schief wachsenden Vorderzahn zeigte.
»Dabei kann ich es nicht bewenden lassen, weil tief in meiner Seele etwas mir sagt, dass ich auch für Sie sprechen sollte. Ich will für Sie sprechen, das alte Paar, das auf seiner Veranda sitzt und sich fragt, wo sich heutzutage Werte wie Glaube und Moral verstecken. Ich will für Sie sprechen, den desillusionierten Farmer, der sich beim Zeitunglesen erschrocken fragt, was aus Ehre und Redlichkeit unserer Politiker geworden ist. Und ich will für dich sprechen, das [185] verängstigte Kind, das sich fragt, ob sein Daddy aus den richtigen Gründen im Ausland kämpft. Für Sie alle will ich sprechen. Deshalb bitte ich Sie, mich in diesem Herbst in das Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten zu wählen.«
Auf der großen Leinwand hinter John erschien jetzt in weißen Buchstaben vor dunkelblauem Hintergrund der Slogan AUF JEDEN FALL: JOHN HURSTBOURNE MAPOTHER . Kleine rote Buchstaben darunter empfahlen ihn für den Kongress, fünfter Bezirk.
»Heute Abend ehren wir die Werte, die den Kern meiner Kandidatur darstellen.«
»Zeit für das Feuerwerk!«, rief ein Mann. Einige im Publikum lachten, genau wie John, der auf so etwas vorbereitet war.
»Gleich kommt das Feuerwerk«, sagte er. »Hören Sie mir vorher nur noch ein paar Minuten zu. Betrachten Sie es als Preis für das Gratisessen. Sie müssen mir nur noch ein klein wenig zuhören.«
Wieder lachte das Publikum.
»Was mir bevorsteht, wird nicht leicht, das ist mir klar. Weil Politiker wie der, gegen den ich antrete, ständig lügen, sind die Menschen inzwischen so weit, dass sie jeden Politiker automatisch für einen Lügner und Halunken halten. Daher will ich Ihnen als Erster erzählen, dass diese Auffassung, was meine Person betrifft, nicht ganz unbegründet ist. Früher war ich ein Lügner, und früher war ich ein schlechter Mensch. Ich sage Ihnen offen, dass ich als junger Mensch völlig den Drogen und dem Alkohol verfallen war. Mein Verstand war so verdreht, dass ich mich nur als halber Mensch fühlte, bis ich durch Drogen oder Alkohol wieder [186] ein ganzer Mann wurde. Ich geriet völlig aus der Bahn. Irgendwann wurde es so schlimm, dass ich oft weder das Datum noch den Wochentag wusste.«
Das gefiel den Zuhörern, und sie schenkten John ihre ganze Aufmerksamkeit. Er sah, dass alle wie Klatschweiber die Köpfe zusammensteckten, außer Arthur, der zu Johns Erleichterung seiner eigenen Nase mehr Aufmerksamkeit schenkte als seinem Vater.
»Das erzähle ich Ihnen, damit Sie wissen, dass meine dunklen Tage hinter mir liegen. Sie werden nicht erleben, dass ich in meinem politischen Amt betrüge und lüge, weil ich diesen Weg bereits bis zum bitteren Ende gegangen bin und gemerkt habe, dass sich an dessen Ende nichts befindet außer Leere und Leid. Glücklicherweise habe ich schon vor einer Weile herausgefunden, welches Jahr wir hatten. Ich begriff, dass das neue Jahrtausend näher kam und damit ein günstiger Zeitpunkt für einen Neuanfang. Ich habe Gott wieder in mein Herz gelassen, wo Er seitdem wohnt und alle meine Schritte lenkt. Ich habe meine Familie neu entdeckt, die mich mit offenen Armen aufnahm, und ich habe sogar eine eigene Familie gegründet. Heute sind meine sündigen Tage Vergangenheit. Ich verspreche Ihnen, dass ich nicht lügen werde, und ich werde den Gesetzen dieses Landes gehorchen, so wahr mir Gott helfe.«
Seine Worte wurden mit kräftigem Beifall begrüßt.
»Danke sehr. Gegenwärtig herrscht in unserem Land eine große Spaltung, doch ich glaube, unser Durst nach Freiheit und unser Hunger nach Werten sowie unsere Überzeugung, dass wir in den Augen eines allwissenden Gottes wirklich und wahrhaftig recht haben, kann uns neue Einheit bringen. [187] Diese Einheit will ich verkörpern, diese Einheit, die ich jetzt hier in diesem Saal erkenne, denn dieser Saal hier ist Amerika. Amerika ist keine Metropole voller Ungläubiger oder eine Küste voller
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