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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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konnte. Er gelobte dem Herrn, er werde ihnen allen den Weg zeigen – er brauche nur die nötige Kraft. Er bat nicht nur für den heutigen Abend um diese Kraft, sondern auch für den restlichen Wahlkampf und alle seine zukünftigen Wahlkämpfe. Und er betete darum, dass er immer das Richtige tun werde.
    Ein letztes Mal überprüfte er sein Aussehen im Spiegel und eilte dann auf seinen Posten hinter der Bühne. Bei Johns Eintreffen gab ein Mann mit einem Headset die Anweisung, das Licht herunterzufahren. John spürte, wie sich an seinen Schläfen Schweißtröpfchen bildeten. Er wischte sie mit einem Taschentuch ab, dann schaute er sich um, ob ihn jemand dabei beobachtet hatte – was die meisten Mitglieder des hinter [174] der Bühne versammelten Wahlkampfteams tatsächlich getan hatten. Während John zusah, wie ein Mann eine CD in eine mit dem Lautsprechersystem verbundene Stereoanlage schob, spürte er, wie ihm der Schweiß den Rücken hinabrann. Eine einzelne Trompete spielte eine majestätische Melodie, während John zu spüren glaubte, wie Schweiß in seine Poritze eindrang. Er sah Arthur und Abby vor der Bühne sitzen und wünschte, er säße mit ihnen zu Hause auf dem Sofa und sie sähen sich gemeinsam einen Disney-Film an. Unterdessen senkte sich in der Bühnenmitte hinter dem Podium eine riesige Leinwand herab. Auf der Leinwand sah man eine gewaltige, wehende amerikanische Fahne.
    Die Wörter Ehre, Stolz, Glaube und Freiheit glitten über die Leinwand, und ein komplettes Orchester gesellte sich zu der Trompete, während die Bühnenbeleuchtung in Rot, Weiß und Blau blinkte. John musste ständig an seinen feuchten Hintern denken und daran, wie das für die Leute hinter der Bühne ausgesehen haben mochte. Wahrscheinlich hielten sie ihn alle für inkontinent, ein Gedanke, der bei ihm noch heftigere Schweißausbrüche bewirkte. Er wischte sich die feuchten Handflächen an der Hose ab und sah anschließend nach, ob er auch keine Flecken hinterlassen hatte. Als der Ansager »Meine Damen und Herren…« rief, wusste John, dass er jeden Moment angekündigt werden würde, und atmete tief durch. Er überprüfte, ob sein Teleprompter eingeschaltet war, wischte sich ein letztes Mal über die Stirn und betete zu Gott, dass jemand daran gedacht hatte, eine Flasche Wasser in das Pult zu stellen, weil sein Mund so trocken war und einfach kein Speichel fließen wollte.
    »…bitte begrüßen Sie John Hurstbourne Mapother!«
    [175] Er war sich jedes einzelnen Schrittes bewusst, als ihm das Scheinwerferlicht zum Pult folgte. Er betete, dass er nicht sterben würde.
    Als der Name John Hurstbourne Mapother auf der Leinwand erschien, musste Blue Gene innerlich kichern. John benutzte nie seinen vollen Namen, und Blue Gene hatte auch noch nie jemanden John so nennen hören, außer vielleicht seine Mom, wenn sie ihn als Jugendlichen ausgeschimpft hatte, wenn er wieder einmal betrunken Auto gefahren war. Offenbar hatte jemand in seinem Wahlkampfteam gedacht, »John Hurstbourne Mapother« klinge bedeutender, was Blue Gene egal war, solange sie ihn nicht Eugene Dewitt Mapother nannten.
    Nach einer langen, peinlichen Pause öffnete John den Mund, aus dem eine seltsame Mischung von »Hallo« und »Hi« kam. Er räusperte sich. »Ich danke Ihnen allen, dass Sie zu dieser Ehrung eines amerikanischen Soldaten gekommen sind.« Seine Stimme zitterte vernehmlich. »Es ist mir eine Ehre, an diesem Geburtstag der Freiheit der Hauptredner zu sein, direkt hier im Herzen des Herzstücks der USA , der großartigsten unabhängigen Nation der Welt.« Seine Stimme zitterte bereits so stark, dass er den Satz kaum zu Ende brachte. Er griff nach einem Wasserglas aus dem Pultinneren und trank mit wackliger Hand.
    Vielleicht hatte John das gemeint, als er sagte, er brauche möglicherweise Hilfe, dachte Blue Gene. Er hatte wohl einen schlimmen Anfall von Lampenfieber. Was auch immer es sein mochte, Blue Gene hatte John noch nie so schwach erlebt, und das ertrug er nicht.
    [176] Als John sich mit dem Handrücken über die Stirn fuhr, begann Blue Gene » USA ! USA !« zu rufen. Sein Lieblingswrestler im Zeughaus der Nationalgarde machte das oft, um das Publikum in Stimmung zu bringen. Die Zuschauer drehten sich um und sahen Blue Gene an, der ganz hinten im Saal stand, an die Wand gelehnt. Unter ihren Blicken kam er sich wie ein Depp vor, doch binnen Sekunden war der Ruf mehrere hundert Stimmen stark.
    Während der rhythmischen Rufe trank John noch etwas Wasser

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