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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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Kleine?«
    »Nur eine Schnitte, die ich im Zeughaus kennengelernt habe.«
    »Ich glaube nicht, dass sie die Richtige für dich ist.«
    »Was redest du da? Sie ist nur eine Bekannte.«
    John lächelte. »Na schön. Ich rufe dich an, wenn ich fertig bin.« Er ging zum nächsten Haus.
    »Sie steht auf Wrestling«, rief Blue Gene ihm nach.
    »Die musst du dir warmhalten.«
    Während Blue Gene mit Jackie auf dem glatten Asphalt neben dem vorstädtischen Rinnstein ging, verspürte er ein leichtes Schuldgefühl, als er sich umschaute und sah, wie John in seiner schicken Hose in einiger Entfernung ein Schild aufstellte. Mit Jackie zusammen zu sein war in den letzten zwei Wochen sein letzter Gedanke beim Einschlafen und sein erster nach dem Aufwachen gewesen.
    »Ist noch was passiert, nachdem ich das Zeughaus verlassen habe?«, fragte er und versuchte, nicht besonders erfolgreich, sein Hinken zu kaschieren.
    »Mal sehen… Wann bist du gegangen?«
    »Ich bin raus, nachdem ich den anderen Typen davon abgehalten habe, diese Mexikaner zu verprügeln.«
    »Genau. Was hatte der Typ bloß?«
    »Weiß auch nicht. Ich kenn ihn kaum.«
    »Danach ist übrigens wirklich noch was passiert. Die Sanitäter mussten kommen und Gary ›den Delphin‹ Dorphin auf einer Trage rausbringen. Das ist mir ziemlich nahegegangen, weil er als Einziger im Zeughaus nett zu mir war. Er ist ein total lieber Typ.«
    [277] »Was war mit ihm?«
    »Keine Ahnung. Ich hab versucht, es rauszufinden, aber der Veranstalter ruft mich nicht zurück. Den Job hab ich definitiv verloren.«
    »Mist.«
    »Eigentlich bin ich sogar irgendwie erleichtert. Bei den Wrestling-Events hat keiner meine Band gemocht. Und was den Job als Booker betrifft – es war echt schwierig, für diese Jungs zu schreiben. Das sind Typen, die sich für total harte Kerle halten, alle mit gigantischen Egos. Wenn ich dafür gesorgt habe, dass sie einen Kampf verloren, wurden sie wütend. Aber es war eine gute Erfahrung. Eines Tages schreib ich mal ein Drehbuch über Wrestling, und dabei wird mir diese Erfahrung vermutlich helfen.«
    »Du schreibst Drehbücher?«, fragte Blue Gene, obwohl er das schon aus ihrem Blog wusste.
    »Ja. Ich weiß, dass ich nie eins verkauft kriege, aber Träumen ist ja erlaubt.«
    »Man kann nie wissen.«
    »Nein. Die kauft mir keiner ab. Ich weiß auch nicht, warum ich mir die Mühe mache. Ich könnte den Anforderungen der Filmindustrie nie genügen. Jeder findet, das Skript für Chinatown ist das beste Filmdrehbuch aller Zeiten. Ich hab diesen Film gehasst. Klar finde ich Jack Nicholson umwerfend – Kuckucksnest ist einer meiner Lieblingsfilme überhaupt –, aber Chinatown war in meinen Augen höchstens mittelmäßig. Genauso geht’s mir mit Tootsie. Auf einer dieser Listen ist das die beste Komödie, die je gedreht wurde. Ist mir unbegreiflich. Tootsie ist nicht komisch, und doch behaupten alle Drehbuchexperten, es sei so was wie die [278] exemplarische Filmkomödie. Als ob es wahr würde, wenn es nur genug Leute behaupten. Oder vielleicht habe ich nur einen schrägen Geschmack.«
    Blue Gene sah sie immer wieder unauffällig an und genoss ihren schrägen Geschmack. Sie war zierlich, steckte aber voller interessanter Details: ausgelatschte Chuck Taylors mit schwarzen Schnürsenkeln, rosa Socken mit Rautenmuster, enganliegende Jeans, die so weit hochgekrempelt waren, dass man zwei Zentimeter ihrer Wade sah, ein T -Shirt mit der Aufschrift SPRICH MICH NICHT AN. ICH TANZE , mehr Armreifen, als nötig gewesen wären, und brünette Ponyfransen, die ihr ein altmodisches Aussehen verliehen.
    Jackie sah aus wie jemand, der lange aufblieb. Doch sie war eher besorgt als wild und hatte etwas unbeholfen Energisches an sich. Zum Spaß hisste sie an irgendeinem Briefkasten die kleine rote Plastikfahne, ließ sie dann wieder sinken.
    »Das ist eine wirklich nette Wohngegend«, stellte Blue Gene fest.
    »Wenn du meinst.«
    »Dir gefällt’s hier nicht?«
    »Es ist einfach öde hier. Es gibt keine Landschaft. Im Freien ein Buch zu lesen gehört zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, es wäre aber schön, wenn ich dabei manchmal aufschauen und etwas sehen könnte, verstehst du? Hier gibt’s nur Zäune und Rasenflächen. Jeder hier ist besessen von seinem Rasen. So verbringen sie freiwillig ihre Freizeit – mit Rasenpflege. Bestimmt werden sie alle hysterisch, wenn ihr Gras verdorrt.«
    »Ich verstehe, was du meinst, aber manche Menschen würden alles geben, um hier zu

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