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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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wohnen.«
    [279] Hier hatte jeder eine Doppelgarage, die er nicht nur mit Autos, sondern auch mit Werkzeug, Mülltonnen, Kühlschränken und Möbeln vollstopfte. Jeder Gartenschlauch war ordentlich um eine Plastikspule gewickelt.
    »Ich weiß. Aber die Gegend hat keinen Charakter, hier inspiriert einen nichts.«
    »Sieh mal da rüber.« Blue Gene zeigte auf zwei kleine Jungs, die gerade Fahrrad fuhren. »Direkt vor deiner Nase. Das ist inspirierend.«
    »Rad fahrende Kinder?«
    »Genau. Das ist typisch Amerika. In der Gegend, in der ich aufgewachsen bin, ehe wir hinter die Stadtgrenze gezogen sind, sind die Kids nicht mal Rad gefahren, sondern Golfwagen.«
    »Echt?« Sie sah ihn genau an und blinzelte in die Sonne.
    »Ja. Das fand ich immer echt schwach.«
    »Man vergisst leicht, dass du aus einem reichen Elternhaus stammst. Bist du adoptiert worden?«, fragte sie mit neckischem Grinsen. Blue Gene sah zu Boden und schüttelte den Kopf. »Entschuldige. Ich wollte damit nichts andeuten. Du bist nur – na ja, für jemanden mit deiner Herkunft hast du keine Allüren. Überhaupt keine.«
    »Schon okay. Die Frage war berechtigt.«
    Als die Jungs auf ihren Rädern näher kamen, musterten sie Blue Gene und Jackie neugierig. Einer wollte angeben und fuhr freihändig.
    »Also gut, Jungs«, sagte Blue Gene mit tiefer Stimme. »Ich möchte eure Führerscheine und Fahrzeugpapiere sehen.« Die beiden sahen einander verständnislos an. Jackie kicherte. Sie hielt sich beim Lachen die Hand vor den Mund, [280] und Blue Gene hätte am liebsten die Hand weggerissen und Jackie geküsst. Er sah sich um; John war immer noch zu sehen, aber schon viel kleiner. Blue Gene holte sein Handy heraus, um sich zu vergewissern, dass es eingeschaltet war und er nicht versehentlich irgendwelche Tasten gedrückt hatte.
    »Und, bist du in Bashford geboren?«, fragte er.
    »Ja. Und du?«
    »Ja.« Ihm wurde schon so heiß und er schwitzte so sehr, dass er sich überlegte, sein Hemd auszuziehen, doch er war noch nicht so weit, Jackie seinen Bierbauch zu zeigen. »Warst du auf der County?«
    »Nein. Auf St. Anthony’s.« Das war die katholische Highschool in Donato Falls, vierzig Minuten entfernt. Blue Gene rollte sorgfältig die Ärmel seines T -Shirts bis über die Schultern. Er hatte ein neugekauftes T -Shirt von B.U.M. Equipment an und noch keine Zeit gehabt, die Ärmel zu amputieren. Jetzt, wo man seine Tattoos sah, fühlte er sich ein wenig selbstbewusster. Wenn er seine Tätowierungen zur Schau stellte, hatte Blue Gene das Gefühl, den nicht Tätowierten ein wenig überlegen zu sein.
    »Wer ist Cheyenne?«, fragte Jackie und zeigte auf den Namen, der in Schreibschrift unter einem indianischen Kopfschmuck stand.
    »Das ist die Stadt Cheyenne in Wyoming.«
    »Warum hast du ein Tattoo von Cheyenne, Wyoming?«
    »Da bin ich gezeugt worden.«
    »Ich wurde in einem öffentlichen Verkehrsmittel gezeugt, dem WED way PeopleMover in Disney World.«
    »Gar nicht wahr.«
    [281] Jackie lachte. Eine ältere Frau in einem Jogginganzug aus Nylon walkte im Eiltempo an ihnen vorbei. Blue Gene winkte, und sie winkte zurück.
    »Warum ist dir der Ort so wichtig, wo du gezeugt worden bist?«
    »Darum. Weil da alles begann. Man muss dem Ort seiner Herkunft Respekt bezeugen.« Auf einmal wünschte sich Blue Gene, er wüsste etwas über die Stadt Cheyenne. Er seufzte und spuckte aus. »Du… ach, weißt du, was? Mann, ich bin ein echt beschissener Lügner. Cheyenne ist in Wirklichkeit meine Ex.«
    »Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
    »Weiß nicht«, sagte er mit einem Schulterzucken.
    »Siehst du, deshalb würde ich mir nie ein Tattoo machen lassen, weil man nie weiß, wie sich das Leben entwickeln wird. Man muss langfristig denken. Nehmen wir meine Lieblingsband, vor fünfzehn Jahren waren das die Spin Doctors. Wenn ich heute ein Spin-Doctors-Tattoo hätte, würde ich mich vermutlich umbringen.«
    »Das kannst du laut sagen. Ich stand mal total auf Rap. Ich hab nur den Wu-Tang Clan und Master P und dergleichen gehört. Das Zeug find ich heute unerträglich.«
    »Was hörst du heute?«
    »Rock.«
    »Was für Rock?«
    »Nichts, was dir gefällt, schätze ich.«
    »Vielleicht doch. Was gefällt dir?«
    »Was auf 105 ROQ gespielt wird. Disturbed. Van Halen. Led Zeppelin. Godsmack.«
    »Stimmt, du hast recht. Die mag ich alle nicht.« Sie lachte.
    [282] »Da läuft ein Kaninchen«, rief Blue Gene, als ein braunes Kaninchen das Weite suchte. Er und Jackie bogen in eine

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