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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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den Rasen hämmern, da er im Gegensatz zu John [273] körperliche Anstrengung nicht scheute. Unter seiner Harley-Davidson-Mütze trug Blue Gene ein zu einem Stirnband gefaltetes, rotweißblaues Kopftuch.
    Als sie den Oxmore Drive erreichten, hielt Blue Gene nach einem kastanienbraunen Grand Am mit Aufklebern am Heck Ausschau. Gegen halb fünf schließlich kam John zu einem Haus, an dessen Briefkasten RIPPLEMEYER stand. Es war ein hübscher Flachbau aus braunem Backstein, den Weg durch den Vorgarten säumten Büsche und Leuchten – ein typisches Domizil für diese Wohngegend, nur dass laute Musik nach draußen drang. John klingelte, die Tür öffnete sich, und die Musik aus dem Haus stieg in den blauen Vororthimmel, laut genug, dass Blue Gene sie hörte. Blitzschnell hatte er den Wagen verlassen.
    »Hallo«, sagte John und sprach lauter, um die Musik zu übertönen. »Ist deine Mom oder dein Dad zu Hause?«
    »Nein, aber ich bin erwachsen«, sagte Jackie.
    »Oh. Hi, ich bin John Hurstbourne Mapother. Ich kandidiere für einen Sitz im Kongress.« Er gab ihr ein Flugblatt. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich am zweiten November wählen würden.«
    »Hey«, sagte Blue Gene, der jetzt neben John stand. Jackie hatte ihr schulterlanges Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden.
    »Hi.«
    »Oh. Ihr beide kennt euch?«
    »Ja«, sagte Blue Gene.
    »Dann könntest du deine Freundin vielleicht fragen, ob du in ihrem Garten ein Schild aufstellen darfst.«
    »Das kannst du vergessen«, sagte Blue Gene. »Sie würde [274] uns vermutlich eher erlauben, auf ihren Rasen zu kacken, als so ein Schild aufzustellen.«
    John lachte. »Wirklich? Hab ich was Falsches gesagt?«
    »Das geht nicht gegen Sie persönlich«, sagte Jackie. »Ich kann den Kongress ganz allgemein nicht ausstehen.«
    John war perplex. »Wie bitte?«
    »Die machen alles kaputt. Wenn jemand etwas Gutes erreichen will, lehnen die im Kongress es ab oder feilen so lange an Kompromissen, bis sie die Vorlage bis zur Unkenntlichkeit verfälscht haben. Nehmen Sie beispielsweise die fortschrittlichen Indianergesetze in den dreißiger Jahren. Das war eine tolle Idee, doch dann bekam der Kongress den Vorschlag in die Finger und hat ihn verwässert. Heute verhindert er, dass wir eine Gesundheitsfürsorge für alle bekommen.«
    »Das sehe ich genauso… Darf ich fragen, wie Sie heißen?«
    »Jackie.«
    »Das sehe ich genauso, Jackie. Der Kongress hat in der Vergangenheit Fehler gemacht, aber genau deshalb müssen wir ihm neues Leben einhauchen. Und das werde ich tun. Ich werde meinen Teil dazu beitragen, um sicherzustellen, dass der Kongress die großen Veränderungen durchführt, denn ich glaube an Veränderung. Wenn wir weiter geradeaus durch unser großes Land gehen, ohne je den Kurs zu ändern, marschieren wir irgendwann ins Meer. Und ertrinken.«
    Jackie nickte. »Genau«, sagte sie. Sie und John sahen einander in die Augen.
    »Na schön«, sagte er. »Hat mich gefreut, und danke für Ihre Zeit.«
    [275] »Geh schon mal vor«, sagte Blue Gene. »Ich hol dich später wieder ein.« John sperrte den Mund auf, als er Blue Gene ansah. »Du hast doch nichts dagegen, oder?«
    »Nein, nein. Überhaupt nicht. Ich treff dich nachher am Wagen, wenn ich fertig bin. Lässt du ihn hier stehen?«
    »Ja.« Blue Gene griff in die Tasche seiner abgeschnittenen Jeans und holte ein Mobiltelefon heraus. »Ich schalte dieses Ding ein, und wenn du mich brauchst, rufst du mich einfach an. Dann komme ich vorbei und hol dich ab.«
    »In Ordnung«, sagte John. »Bis später.« Er ging zu seinem Escalade und holte ein paar Schilder heraus.
    »Wie geht’s denn so, Fräuleinchen?«, fragte Blue Gene.
    »Ganz gut«, sagte sie schüchtern.
    »Willst du ’n bisschen quatschen?«
    »Äh, warum nicht.«
    Sie standen schweigend in der Tür, während im Hintergrund der Song lief. Es war ein schnelles Stück mit einer traurigen Melodie, und der Sänger klagte, er habe sich im Supermarkt verlaufen. Ein echter Ohrwurm, wie Blue Gene fand.
    »Wir könnten spazieren gehen«, schlug er vor. »Wenn du gern zu Fuß gehst.«
    »Okay. Es ist zwar heiß, klingt aber gut. Ein kurzer Spaziergang. Ich hol mal eben meine Schuhe.«
    Blue Gene vermutete, dass sie sich Pfefferspray holen wollte. John trottete zum nächsten Haus, einen Stapel Schilder unter dem Arm.
    »Du bist doch deswegen nicht sauer, oder?«, rief Blue Gene. Er und John trafen sich am Ende von Jackies Gartenweg.
    [276] »Überhaupt nicht. Wer ist die

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