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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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andere Straße ab. »Ich verstehe, wie du das mit den Tattoos meinst, aber ich bereue kein einziges. Nicht mal das von Cheyenne. Weil sie tot ist.«
    »Oh. Das tut mir leid.«
    »Na ja, wir haben uns zwar eine ganze Zeit vor ihrem Tod getrennt, aber das mag ich an diesem Tattoo. Es ist eine Art Hommage an sie. Sie ist an einer Überdosis Meth gestorben.«
    »Echt?«
    »Ja.« Er merkte, dass er ihr Interesse geweckt hatte. »An einem Schlaganfall – mit fünfundzwanzig. Deshalb hat es mit uns beiden nicht funktioniert, weil sie das Zeug immer weiter genommen hat. Irgendwann wurde sie unerträglich.«
    »Hatte sie am ganzen Körper wunde Stellen?«
    »Na klar. Dicke, fette Quaddeln, groß wie Vierteldollarmünzen.«
    »Das macht mich fertig, wenn ich so was höre. Ohne die Regierung hätte sie dieses spezielle Problem nicht gehabt.«
    »Das hat sie sich selbst angetan. Allerdings kam sie aus einer echt kaputten Familie.«
    »Schon, aber weißt du, warum Meth überhaupt entwickelt wurde?«
    Blue Gene schüttelte den Kopf.
    »Im Zweiten Weltkrieg stellten beide Seiten – die Alliierten und die Achsenmächte – Methamphetamin für ihre Soldaten her, damit sie tagelang ohne Schlaf auskamen, damit sie einfach nur kämpften, kämpften, pausenlos kämpften, wie Zombies. Und jetzt wundern sie sich, dass die Leute mit dem Zeug Missbrauch treiben.«
    [283] »Klingt für mich nach Verschwörungstheorie.«
    »Das ist eine Tatsache. «
    »Hab ich noch nie gehört.«
    »Tja, da macht man auch keine Reklame für. Das hängt man nicht an die große Glocke. Es ist nur eine von vielen Methoden, mit denen die Herren das Leben der Knechte zerstört haben. Und es wird auch kein Ende finden, weil die Knechte genau die Kriege unterstützen, mit denen man sie in Knechtschaft hält.« Blue Gene setzte eine säuerliche Miene auf, die er sonst zeigte, wenn der Koch im Double Dragon das Hühnchen à la General Tso nicht richtig hinbekam. »Unmengen an Geld gehen fürs Militär drauf, statt dass man damit Menschen ernährt, ihnen hilft. Aber leider fließt der ganze Reichtum dieses Landes in die falschen Kanäle. Schau dir doch an, wie viel Geld Schauspieler und Sportler verdienen. Doch die Knechte sind die Ersten, die all das verteidigen.«
    »Moment mal. Nun bleib auf dem Teppich. Ohne Kriege keine Freiheit. So ist es nun mal.«
    »Erstaunlich.«
    »Was denn?«
    »Ich finde es immer wieder erstaunlich: Kaum weist jemand darauf hin, wie furchtbar und sinnlos Kriege sind, beeilt sich irgendeiner immer, immer, sie zu verteidigen. Das begreife ich nicht, und wenn ich tausend Jahre alt werde. Vielleicht kannst du es mir erklären.«
    »Einen Dreck erklär ich dir«, sagte Blue Gene und wedelte mit seiner Mütze, um seiner plötzlich heißen Kopfhaut etwas Frischluft zu gönnen. »Und ich begreife beim besten Willen nicht, wie jemand nicht erkennen kann, dass, wenn [284] wir nicht aufstehen und kämpfen, irgendwelche verrückten Ausländer herkommen und uns in die Steinzeit zurückbomben. Ist das nicht sonnenklar?«
    »Verrückte Ausländer? Wir sind die verrücktesten Ausländer überhaupt! Warum müssen wir in andere Länder einfallen, obwohl wir doch schon das mit Abstand reichste und mächtigste Land der Welt sind? Ist das Maß nicht allmählich voll ?«
    Blue Gene hatte befürchtet, dass ihr Gespräch sich so unerfreulich entwickeln würde. »Mann, ich will mich nicht mit dir streiten.« Er wechselte zu einem unverfänglicheren Thema aus Jackies Blog, damit sie sich wieder über irgendetwas einig sein konnten. »Sag mal, hast du mal solche Träume gehabt, wo du mittendrin hochschreckst und dein Herz so wummert, als müsste es gleich explodieren?«
    »Jede Nacht.«
    »Ich auch. Alpträume sind echt zum Kotzen.«
    »Ich werde in meinen immer getötet. Entweder bei einem Autounfall oder von fremden Männern, die mich erschießen. Oder erstechen.«
    »Ich hatte neulich nachts einen echt wüsten Traum. Frag mich nicht, warum, aber ich hab versucht, mir den Schwanz abzuschneiden.«
    »Interessant.«
    »Ich kann dir sagen, das war ein ziemlich harter Knorpel.«
    » Ekelhaft. Ich habe einen regelmäßig wiederkehrenden Alptraum. Kennst du dieses schwarzweiße Geflimmer im Fernseher, wenn man das Kabel nicht richtig angeschlossen hat?«
    [285] »Klar. Ich weiß, wie man kostenlos einen Kabelanschluss kriegt.«
    »Cool, aber ich habe einen Traum, wo ich mitten in dem Geflimmer feststecke. Die Störungen werden zu einem Luftersatz, und ich bin drin und

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