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Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Titel: Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas R. Hofstadter
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Computern und intensiver Arbeit im AI-Bereich nichts von seinem Glanz verloren. In dem folgenden kurzen Auszug läßt sich einiges von dem reichhaltigen Wechselspiel seiner Ideen erkennen:
    Vielleicht kann man das Spiel kritisieren, weil die Voraussetzungen zu stark zugunsten der Maschine gewichtet sind. Versuchte der Mann, vorzugeben, daß er eine Maschine sei, würde er offensichtlich eine sehr klägliche Figur machen. Er würde sich sofort durch seine Langsamkeit und Ungenauigkeit in der Arithmetik verraten. Können Maschinen nicht etwas leisten, das als „Denken“ zu beschreiben wäre, sich aber sehr von dem unterscheidet, was der Mensch tut? Dieser Einwand ist sehr stark, aber wir können zumindest sagen, daß dieser Einwand uns nicht irremachen sollte, wenn trotzdem eine Maschine konstruiert werden kann, die das Imitationsspiel zufriedenstellend spielen kann.
    Es könnte geltend gemacht werden, daß beim „Imitationsspiel“ die beste Strategie für die Maschine möglicherweise etwas anderes sein könnte als die Nachahmung des menschlichen Verhaltens. Das mag zutreffen, aber ich halte es für unwahrscheinlich, daß ein starker Effekt dieser Art eintritt. Auf jeden Fall habe ich nicht die Absicht, hier die Theorie des Spiels zu untersuchen, und ich nehme an, daß die beste Strategie die ist, daß man versucht, Antworten zu geben, wie sie ein Mensch natürlicherweise geben würde. 5
    Nach der Darlegung und Diskussion des Tests bemerkt Turing:
    Die ursprüngliche Frage „Können Maschinen denken?“ halte ich für so sinnlos, daß sie keiner Diskussion bedarf. Dennoch glaube ich, daß am Ende des Jahrhunderts der Gebrauch von Wörtern und die allgemeinen Ansichten der Gebildeten sich so sehr geändert haben werden, daß man ohne Widerspruch von denkenden Maschinen wird reden können. 6
Turing nimmt Einwände vorweg
    Der stürmischen Opposition gewärtig, die seine Ansichten ohne Zweifel hervorrufen würde, machte er sich daran, knapp und mit sarkastischem Humor eine Reihe von Einwänden gegen die Theorie, daß Maschinen denken können, zu zerpflücken. Nachstehend führe ich die neunerlei Einwände auf, denen er begegnet, wobei ich seine eigenen Beschreibungen verwende. 7 Leider fehlt mir der Platz, die humorvollen und einfallsreichen Antworten wiederzugeben, die er formulierte.
    Der Leser wird vielleicht diese Einwände selber überdenken und seine eigenen Antworten herausfinden.
1)
Der theologische Einwand. Denken ist eine Funktion der unsterblichen Seele des Menschen. Gott hat jeglichem männlichen und weiblichen menschlichen Wesen eine unsterbliche Seele geschenkt, nicht aber irgendeinem anderen Tier oder einer Maschine. Deshalb kann kein Tier und keine Maschine denken.
2)
Der „Vogel-Strauß“-Einwand. Die Folgen von Maschinen, die denken können, wären zu fürchterlich. Hoffen und glauben wir, daß sie es nie tun werden.
3)
Der mathematische Einwand [im wesentlichen Lucas' Argument].
4)
Das auf dem Bewußtsein basierende Argument: „Erst wenn eine Maschine ein Sonett schreiben oder ein Concerto komponieren kann, und zwar auf der Grundlage von Gedanken und Empfindungen und nicht anhand zufällig vorkommender Symbole, könnten wir zustimmen, daß die Maschine dem Gehirn gleich ist — das heißt, nicht nur schreiben, sondern wissen, daß man es geschrieben hat. Kein Mechanismus könnte Freude über Erfolge wirklich empfinden (und nicht etwa bloß signalisieren, ein simpler Kunstgriff), trauern, wenn seine Röhren durchbrennen, durch Schmeichelei erwärmt, durch seine Fehler traurig gemacht, durch Sex betört werden, wütend oder niedergeschlagen sein, wenn er nicht bekommt, was er will.“ (Ein Zitat von einem gewissen Professor Jefferson.)
    Turing läßt es sich sehr angelegen sein, diesem gewichtigen Einwand im einzelnen zu begegnen. So räumt er seiner Antwort ziemlich viel Platz ein und legt einen weiteren hypothetischen Dialog vor: 8
    Fragesteller: Die erste Zeile Ihres Sonetts lautet: „Vergleich' ich dich mit einem Sommertag“; wäre da „Lenztag“ nicht ebensogut oder besser?
    Zeuge: Es würde nicht ins Versmaß passen.
    Fragesteller: Und „ein Wintertag“? Das würde doch gut passen.
    Zeuge: Ja, nur möchte niemand mit einem Wintertag verglichen werden.
    Fragesteller: Würden Sie sagen, daß Mr. Pickwick Sie an Weihnachten erinnert?
    Zeuge: In einem gewissen Sinn.
    Fragesteller: Und doch ist Weihnachten ein Wintertag, und ich glaube nicht, daß Pickwick etwas gegen diesen Vergleich

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