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Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Titel: Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas R. Hofstadter
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entwarfen Boole und de Morgan „Denkgesetze“ — im wesentlichen die Aussagenlogik — und taten damit den ersten Schritt in der Richtung auf AI-Software; außerdem entwarf Charles Babbage die erste Rechenmaschine, eine Vorläuferin der Computer-Hardware, und somit auch der AI. Man kann die Entstehung von AI auf den Augenblick ansetzen, an dem mechanische Verrichtungen Aufgaben übernahmen, die bisher nur der menschliche Geist zu bewältigen vermochte. Rückblickend kann man sich nur schwer die Gefühle derer vorstellen, die zum ersten Mal sahen, wie Zahnräder Addition und Multiplikation großer Zahlen durchführten. Vielleicht empfanden sie beim Anblick des Flusses von „Gedanken“ in ihrer sehr physischen Hardware ein Gefühl der Ehrfurcht. Wie dem auch sei — wir wissen, daß fast ein Jahrhundert später, als die ersten elektronischen Computer gebaut wurden, ihre Erfinder tatsächlich ein ehrfürchtiges und mystisches Gefühl hatten, in der Gegenwart anderer „denkender“ Wesen zu sein. Es wurde viel darüber gerätselt, wie weit hier wirkliches Denken stattfand, und auch heute, nach einigen Jahrzehnten, bleibt diese Frage eine wichtige Quelle der Anregung — und der gegenseitigen Schmähung.
    Interessant ist, daß heute so gut wie niemand mehr dieses Gefühl der Ehrfurcht aufbringt, sogar wenn Computer Operationen ausführen, die unendlich viel komplizierter sind als die, welche in den Kindertagen der AI den Menschen kalte Schauer den Rücken hinunterjagten. Die früher erregende Wendung „Bombastische Elektronische Gehirne“ ist nur noch eine Art Klischee, ein lächerliches Überbleibsel aus der Ära von Flash Gordon und Buck Rogers. Es ist ein bißchen traurig, daß wir so früh schon blasiert werden.
    Es gibt einen verwandten „Satz“ über den Fortschritt bei AI: wenn eine geistige Funktion einmal programmiert ist, hören die Menschen bald auf, sie als einen wesentlichen Bestandteil „wirklichen Denkens“ anzusehen. Der unausweichliche Kern der Intelligenz liegt immer in der nächsten Sache, die noch nicht programmiert worden ist. Diesen „Satz“ hat mir erstmals Larry Tesler vorgeschlagen, ich nenne ihn deshalb Teslers Satz: „ AI ist alles, was noch nicht getan wurde.“
    Eine selektive Übersicht über AI findet sich nachstehend. Sie zeigt verschiedene Gebiete, auf die die Forscher ihre Anstrengungen konzentriert haben und von denen jedes auf seine Weise die Quintessenz der Intelligenz zu benötigen scheint. Bei einigen dieser Bereiche habe ich je nach der angewandten Methode oder nach Schwerpunkten untergliedert:
    mechanische Übersetzung 
    direkt (Nachschlagen im Wörterbuch mit einigen Umstellungen der Wörter) 
    indirekt (über eine vermittelnde interne Sprache)
    Spiele
    Schach
    mit Vorausschau durch schiere Rechenkapazität
    mit heuristisch gestützter Vorausschau
    ohne Vorausschau
    Dame
    Go
    Kalah
    Bridge (Reizen, Spielen)
    Poker
    Variationen von Tick-Tack
    usw.
    Beweis von S ÄTZEN in verschiedenen Teilen der Mathematik
    symbolische Logik
    Beweis von S ÄTZEN durch Auflösung
    elementare Geometrie
    symbolische Manipulation mathematischer Ausdrücke
    symbolische Integration
    algebraische Vereinfachung
    Summierung unendlicher Reihen
    Visuelles
    schriftlich:
    Erkennen individueller handgeschriebener Zeichen aus einer kleinen Klasse
    (z. B. Zahlzeichen)
    Lesen von Texten in verschiedenen Schriftarten
    Lesen von handschriftlichen Passagen
    Lesen von gedruckten chinesischen oder japanischen Schriftzeichen
    Lesen von handgeschriebenen chinesischen oder japanischen Schriftzeichen
    bildlich:
    Lokalisierung im voraus bestimmter Objekte auf einer Fotografie
    Zerlegung einer Szene in verschiedene Objekte
    Identifikation verschiedener Objekte in einer Szene
    Erkennen von Objekten in einer Freihand-Skizze
    Erkennen von menschlichen Gesichtern
    Auditives
    Verständnis gesprochener Wörter aus einem beschränkten Vokabular (z. B. die Namen der zehn Ziffern)
    Verständnis zusammenhängender Rede in feststehenden Zusammenhängen
    Grenzen zwischen Phonemen auffinden
    Phoneme identifizieren
    Grenzen zwischen Morphemen auffinden
    Morpheme identifizieren
    Wörter und Sätze bilden
    natürliche Sprachen verstehen
    Fragen in bestimmten Bereichen beantworten
    einzelne Sätze konstruieren
    längere Textstücke paraphrasieren
    die Kenntnis der Wirklichkeit zum Verständis verwenden
    mehrdeutige Ausdrücke erklären
    natürliche Sprachen erzeugen
    abstrakte Dichtung (z. B. Haiku)
    beliebige Sätze,

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