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Göring: Eine Karriere (German Edition)

Göring: Eine Karriere (German Edition)

Titel: Göring: Eine Karriere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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erreichte ihn am 4. Oktober ein Telegramm aus Berlin. Reichspräsident von Hindenburg sei bereit, mit den Führern der NSDAP über die Bildung einer neuen Regierung zu sprechen. Göring müsse sofort zurückkommen. Hin- und hergerissen zwischen Liebe und Ehrgeiz, zögerte Göring seine Abreise einige Tage hinaus; schließlich war es Carin, die ihn drängte, nach Berlin zu fahren. Am 10. Oktober begleitete er Hitler ins Reichspräsidentenpalais, wo ihre Bemühungen, den greisen Feldmarschall für sich einzunehmen, allerdings scheiterten. Enttäuscht initiierte Göring am 16. Oktober im Reichstag ein Misstrauensvotum, um die Regierung Brüning zu stürzen, doch die Mehrheit stimmte dagegen. Als er am nächsten Morgen wie üblich in Stockholm anrief, erfuhr er, dass Carin in der Nacht gestorben war, vier Tage vor ihrem vierundvierzigsten Geburtstag. Voller Reue fuhr er zurück nach Schweden, wo Carin an der Seite ihrer Mutter in der Familiengruft auf dem Friedhof der kleinen Insel Lovö, nur wenige Kilometer westlich von Stockholm, beigesetzt wurde. Der Tod Carins bedeutete einen tiefen Einschnitt. Sie hatte in den Zeiten der Krise, der Drogenexzesse und Schulden, immer zu ihm gehalten, seine Gedanken und Obsessionen geteilt. Die acht Jahre ihrer Ehe waren glücklich gewesen. Zurück in Berlin, gab er die gemeinsame Wohnung in der Badenschen Straße auf und zog ins Hotel Kaiserhof. Er konnte es nicht ertragen, in Räumen leben zu müssen, in denen ihn alles an Carin erinnerte. Später mietete er sich eine Wohnung am Kaiserdamm. Von nun an hatte er nur einen Ehrgeiz: mit Hitler die Macht zu erringen.
     
    Über das Ziel war Göring sich mit Hitler einig, ebenso über die Mittel, wie dieses zu erreichen sei. Während die Heißsporne der Partei nach dem Erfolg bei der Septemberwahl gerne einen zweiten Anlauf zum politischen Umsturz nach dem Vorbild des Novembers 1923 genommen hätten, hatten Hitler und Göring aus dem gescheiterten Putsch ihre Lehren gezogen. Sie wollten nun den bestehenden Staat auf legalem Weg aushebeln. In öffentlichen Reden agierte Göring vorsichtig, um seinen Gegnern keine juristischen Angriffspunkte zu geben, da das Republikschutzgesetz vom März 1930 verbale Ausfälle gegen die verfassungsmäßige republikanische Staatsform mit Strafe belegte. Am 6. Juni 1932 wurde Göring vom Amtsgericht München zu einer Geldstrafe von 300 Reichsmark verurteilt, weil er in einer Wahlveranstaltung im August 1930 wiederholt die Weimarer Verfassung als »Weimarer Zeitschrift oder Druckschrift« verunglimpft hatte. Vergeblich dementierte er die vergleichsweise harmlose Äußerung, die durch mehrere Zeugenaussagen belegt war. Gegenüber Parteifreunden sprach er Klartext: »Wir kämpfen gegen diesen Staat und das gegenwärtige System, weil wir sie restlos vernichten wollen, aber auf legalem Wege. Ehe wir das Gesetz zum Schutz der Republik hatten, haben wir gesagt, wir hassen diesen Staat; seitdem wir es haben, sagen wir, wir lieben ihn – und immer noch weiß jedermann, was wir meinen.«

     
    »Tiefer Einschnitt«: Der Schrein für Görings verstorbene Frau Carin in seiner Wohnung am Berliner Kaiserdamm
     
    Die Macht rückte in den nächsten Monaten in greifbare Nähe. Im Juli 1932 wurde ein neuer Reichstag gewählt, und wieder feierte die NSDAP einen großen Sieg. 13,7 Millionen Wähler, mehr als doppelt so viele wie zwei Jahre zuvor, stimmten für Hitler. Mit 230 Mandaten stellte die NSDAP jetzt die mit Abstand stärkste Fraktion im Reichstag. Erneut begleitete Göring Hitler ins Reichspräsidentenpalais, um die Macht zu fordern, und erneut wies Hindenburg die Bildung einer Regierung Hitler zurück. Lediglich den Posten des Vizekanzlers unter seinem Wunschkandidaten Franz von Papen bot er Hitler an, was dieser strikt ablehnte und sich enttäuscht auf den Obersalzberg zurückzog. Er überließ es Göring, in Berlin weiter die Fäden zu spinnen, wo dieser in der Folgezeit immer mehr zur Schlüsselfigur im Poker um die Macht wurde. Eine neue Funktion unterstrich seine Ambitionen. Da traditionell die stärkste Fraktion den Reichstagspräsidenten stellte, wurde er mit einer Mehrheit der Abgeordneten aus NSDAP, Zentrum und Bayerischer Volkspartei in das dritthöchste Amt der Republik gewählt. Nun hatte er eine Dienstwohnung gegenüber dem Parlament und direkten Zugang zu Hindenburg. Heimlich umwarb er den Präsidenten, während er gleichzeitig Pläne schmiedete, die von diesem installierte Minderheitsregierung Papen

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