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Göring: Eine Karriere (German Edition)

Göring: Eine Karriere (German Edition)

Titel: Göring: Eine Karriere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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hielt. Schließlich war es Franz von Papen, Görings Widersacher, der den Ausschlag gab. Heimlich traf er sich mit Hitler in Köln und erklärte sich bereit, mit dem NSDAP-Chef als Kanzler eine Regierung zu bilden. Um Hindenburg auf ihre Seite zu ziehen, arrangierte Papen kurz darauf, am 22. Januar, ein Treffen in Berlin zwischen Hindenburgs Sohn Oskar und Hitler, bei dem auch Göring anwesend war. Gemeinsam bearbeiteten sie den Präsidentensohn, der sie beeindruckt verließ. Knapp eine Woche später waren die Würfel gefallen. Hindenburg verweigerte Schleicher neue Vollmachten und beauftragte Papen, sich mit Hitler in Verbindung zu setzen. Resigniert warf Schleicher am 28. Januar das Handtuch. Jetzt schob sich Göring in den Vordergrund. Als Mittelsmann Hitlers besprach er mit Papen die personelle Besetzung des Kabinetts. Gleichzeitig musste er Hitlers Forderung nach einer Neuwahl durchsetzen, von der sich dieser eine absolute Mehrheit im Parlament erhoffte. In schwierigen Verhandlungen rang Göring Alfred Hugenberg, dem Führer des rechten Flügels der Deutschnationalen Volkspartei, die Papen stützte, die Annahme dieser Bedingung ab. Am 29. Januar lenkte Hugenberg ein, nachdem ihm Göring einen Posten im Kabinett versprochen hatte. Der Weg zur »Machtergreifung« war frei. »Am Nachmittag, als wir gerade Kaffee mit dem Führer tranken«, notierte Goebbels am selben Tag in sein Tagebuch, »überbrachte Göring dann die Meldung, dass er, der Chef, morgen mit der Kanzlerschaft und Regierungsbildung offiziell vom Alten Herren beauftragt werden würde.« Es war wohl, schrieb er weiter, Görings »glücklichste Stunde«, als der »aufrechte Soldat mit dem Herzen eines Kindes« Hitler die Botschaft verkündete. Im Augenblick des Triumphes versagte sogar er sich jede Kritik am Rivalen.

Der Komplize
     
    Am Morgen des 30. Januar 1933 ernannte Hindenburg Hitler zum Reichskanzler. Am Mittag versammelte sich das Kabinett in der Reichskanzlei zu einem Empfang bei Hindenburg, der dabei seine Genugtuung über die endlich erzielte Einigung der Nationalen Rechten zum Ausdruck brachte. In Hitlers neuer »Regierung der nationalen Konzentration«, wie sie sich selbst nannte, sollte Göring als Reichsminister ohne Geschäftsbereich fungieren und war neben Innenminister Frick und dem »Führer« der einzige weitere Nationalsozialist. Den Rest des Kabinetts bildeten ausgewiesene Konservative wie Vizekanzler Franz von Papen, Wirtschaftsminister Alfred Hugenberg oder der Führer des »Stahlhelms – Bund der Frontsoldaten«, Alfred Seldte, der als Arbeitsminister in die Regierung eintrat. Die Aufteilung der Ministerposten war Teil des Zähmungskonzeptes, mit dem Papen Hindenburg die Berufung Hitlers schmackhaft gemacht hatte. Die wahre Macht sollte in den Händen der Konservativen liegen, die Hitler für ihre Ziele einspannen wollten. »In zwei Monaten haben wir Hitler in die Ecke gedrückt, dass er quietscht«, erklärte Papen einem Vertrauten. Um auf Nummer sicher zu gehen, hatte er sich zusätzlich das Amt des Ministerpräsidenten von Preußen gesichert. Aus dieser Position heraus glaubte er auch Göring im Griff zu haben, den Hitler sofort nach der Regierungsübernahme zum kommissarischen preußischen Innenminister ernannte – ein grober Irrtum Papens, der den Weg in die Diktatur ebnete.

     
    Oben: »Görings schönste Stunde«: Die neu ernannte »Regierung der nationalen Konzentration«,30. Januar 1933
    Unten: »Eine Begeisterung wie in jenen Tagen von 1914«: Der »Führer« und sein »erster Paladin« beobachten den Fackelzug der SA vor der Reichskanzlei

     
    Oben: »Jede Kugel, die jetzt aus dem Lauf einer Polizeipistole geht, ist meine Kugel«: SA-Mitglieder werden Anfang 1933 zu Hilfspolizisten ernannt
    Unten: »Gnadenlose Hetzjagd auf politische Gegner«: Gefangene im Keller eines SA-Sturmlokals in Berlin
    Am Abend standen Hitler und Göring am Fenster der Reichskanzlei und ließen sich von einer jubelnden Menge und mit einem eilig improvisierten Fackelzug der SA und anderer Parteigruppierungen huldigen. In der Eile dachte niemand daran, den historischen Moment professionell auf Film zu bannen – der Triumphzug wurde daher später zu Propagandazwecken noch einmal mit allem Pomp nachgestellt und zum Teil bereits auf den neuen Farbfilmen abgedreht. Neben den wenigen echten Filmschnipseln sind vor allem Fotos der Nacht erhalten. Auf einem von ihnen steht Göring wie selbstverständlich mit Hitler im Vordergrund. Hinter ihnen,

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