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Göring: Eine Karriere (German Edition)

Göring: Eine Karriere (German Edition)

Titel: Göring: Eine Karriere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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ihn in ein SA-Heim, wo er mit »Gummiknüppeln und Schulterriemen geschlagen« und dann der Hilfspolizei Gruppe Berlin-Brandenburg, Abteilung III, übergeben wurde. Von ihr wurde er in den Keller der General-Pape-Kaserne verschleppt und dort erneut auf die gleiche Art misshandelt. Das Krankenblatt verzeichnet »ausgedehnte Hämatome am ganzen Körper mit Hautläsionen«. Nahrung und Wasser erhielt er der Inhaftierte nur sporadisch – am Ende versagten der Darm und das Herz des Gefolterten. Drei Tage dauerte sein Martyrium, drei Tage, die er ohne »Stuhlgang« und »Wasserlassen« mit starken Schmerzen im Kopf und in der Herzgegend aushielt. Sein kritischer Zustand veranlasste die Peiniger schließlich, ihn am Abend des 20. März in das Staatskrankenhaus der Polizei einzuweisen. Hier verstarb er am nächsten Morgen gegen 7.30 Uhr, nachdem er den Ärzten seine Leidensgeschichte erzählt hatte. Die Krankenakte vermerkt lakonisch: »Todesursache nicht sicher zu bestimmen.« Auch ein prominentes Opfer starb in den Kellern der General-Pape-Kaserne: der berühmt-berüchtigte Wahrsager und Magier Jan Erik Hanussen. Er hatte Göring einen steilen Aufstieg prophezeit, dann aber komme der Verfall des ganzen Reiches. Die SA setzte seinem Leben ein Ende. Die Täter wurden niemals zur Rechenschaft gezogen.
     
    Die willkürlichen Übergriffe der SA und SS wurden allmählich selbst in den Augen der NS-Führung zu einer Belästigung. Nachdem die erste Phase der »Machtergreifung« abgeschlossen war, schien die Zeit gekommen, das Staatsschiff in ein ruhigeres Fahrwasser zu lenken. Anfang August 1933 löste Hitler offiziell die »Hilfspolizei« in Preußen auf. Zwei Monate später, im Oktober, ordnete Göring per Erlass an, Schutzhäftlinge nur noch in staatlich kontrollierten Lagern unterzubringen. Unterdrückung und Verfolgung der Gegner sollten ab jetzt »geordnet«, »kontrolliert« und »dosiert« erfolgen. Mit Billigung Hitlers schuf Göring die Grundlagen des Terrorstaates. Am 26. April wandelte er ein Nebenressort im Berliner Polizeipräsidium in das »Geheime Staatspolizeiamt« um, das zur Keimzelle der berüchtigten »Gestapo« wurde. Im Auftrag Görings machten die Beamten im Ledermantel Jagd auf politische Gegner, die sie jederzeit, unbefristet und ohne gerichtliche Kontrolle festnehmen konnten. Die Zahl der von ihnen und anderen Polizeiorganen festgenommenen »Schutzhäftlinge« stieg im Laufe des Jahres auf zehntausende an, sodass die regulären Gefängnisse völlig überlastet waren. Um neuen Haftraum zu schaffen, ließ Göring in Oranienburg, Papenburg und anderswo Lager errichten, die nach dem Vorbild der englischen Internierungslager für Zivilgefangene im Burenkrieg (1901) »Konzentrationslager« genannt wurden. Sie sollten die »wilden Konzentrationslager« der SA und SS ersetzen, die in den nächsten zwei Jahren nach und nach aufgelöst wurden.
    Nachdem nun die Totalität des Staates erreicht ist, das heißt zu deutsch: Vernichtung der Parteien, ist die große nationalsozialistische Freiheitsbewegung das Fundament des neuen Staates geworden.
    Göring, 8. Juli 1933
     
    Für seine »Verdienste« um die Eroberung der Macht forderte Göring reiche Belohnung und erhielt sie. Mit Wirkung vom 20. April 1933 ernannte ihn Hitler anstelle Papens zum Ministerpräsidenten Preußens. Zuvor hatte der »Führer« gezögert, ihm neben dem Innenministerium, das Göring zunächst noch behielt, auch das höchste Amt in Preußen zu übertragen. Vermutlich wollte er Hindenburgs Günstling Papen nicht aus dem Amt drängen, solange er die Unterstützung der Konservativen noch nötig hatte. Zwar waren nach dem Durchpeitschen des Ermächtigungsgesetzes derlei Rücksichten obsolet, doch Hitler ließ sich Zeit. Fürchtete er, dass Göring in Preußen zu mächtig und ihm, Hitler, gefährlich werden könnte? Was immer seine Gründe waren, am Ende gab er auch hier dem Wunsch Görings und dem Drängen der NS-Fraktion im preußischen Landtag nach, die unbedingt einen Nazi als Ministerpräsidenten wollte. Papen wurde nach Rom gesandt, wo er im Auftrag Hitlers die schon eingeleiteten Verhandlungen über ein Konkordat mit dem Vatikan führen durfte. Widerstandslos fügten er und seine konservativen Kabinettskollegen sich den neuen Machthabern, die sie selbst in den Sattel gehoben hatten. Im Hochgefühl der neu errungenen Stellung beeilte sich Göring, seinem Meister unbedingten Gehorsam zu geloben. Mit großem Pathos verkündete er am 18. Mai vor

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