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Göring: Eine Karriere (German Edition)

Göring: Eine Karriere (German Edition)

Titel: Göring: Eine Karriere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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dem preußischen Landtag, Hitlers Wille sei sein Wille geworden. Er übernehme die Regierung Preußens in erster Linie als »treuester Paladin« des »Führers«. Noch in der Bekundung seiner Hingabe an Hitler offenbarte er seinen unersättlichen Machthunger. Auch in der Treue zum Diktator wollte er sich von niemandem in der Partei übertrumpfen lassen. Der » treueste Paladin« wollte der erste Paladin des »Führers« sein.
    Göring kommt. Das alte Ekel. Will General werden. Warum nicht gleich Feldmarschall. Göring hat Rosinen im Kopf. Er brüskiert alle Menschen durch sein pampiges Großmannstum. Hoffentlich fährt der bald ab.
    Goebbels, Tagebuch, 31. August 1933
     
    Rastlos arbeitete er daran, sich neue Ämter und Kompetenzen einzuverleiben. Der besondere Ergeiz des einstigen Fliegerhelden galt der Schöpfung einer neuen Luftwaffe, die unter seiner Leitung entstehen sollte. Bereits am 30. Januar 1933 hatte Hitler ihn zum »Reichskommissar für den Luftverkehr« ernannt. Die Errichtung eines Reichsluftfahrtministeriums, das Göring für sich gefordert hatte, war mit Blick auf das Ausland, vor allem aber aus Rücksicht auf die Führung der Reichswehr vermieden worden. Diese fürchtete die Konkurrenz einer neuen unabhängigen Teilstreitkraft, die ihr nicht unterstellt war. Mit der Rückendeckung Hitlers, der den Aufbau der durch den Versailler Vertrag verbotenen Luftstreitkräfte wünschte, setzte sich Göring nunmehr selbstherrlich über die Bedenken hinweg. Am 5. Mai 1933 wurde ihm von Hindenburg und Hitler der Posten eines »Reichsministers der Luftfahrt« übertragen. Umgehend begann er mit dem geheimen Aufbau der Luftwaffe und überredete Reichswehrminister von Blomberg, ihm vier Heeresoffiziere im Rang von Obersten zur Verfügung zu stellen. Um ihnen gegenüber auch optisch als Vorgesetzter aufzutreten, ersuchte Göring Hitler um einen höheren militärischen Rang. Dieser zeigte sich genervt von den nie aufhörenden Forderungen Görings und äußerte sich gegenüber Goebbels »sehr scharf« über dessen »Uniformfimmel«, am Ende aber erfüllte er dem Mann, der ihm wie kein anderer bei der Eroberung der Macht behilflich gewesen war, auch diesen Wunsch. Am 30. August 1933 erhob Reichspräsident von Hindenburg den Hauptmann a.D. Hermann Göring in »Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste im Kriege und Frieden« in den Dienstgrad eines Generals der Infanterie. Binnen weniger Monate hatte Göring eine Fülle von Ämtern und Würden auf sich gehäuft, die in der deutschen Geschichte beispiellos war. Ganze fünf Jahre zuvor war er ein arbeitsloser Fliegerheld a. D. gewesen, den die Suchtklinik nur als bedingt geheilt entlassen hatte. Jetzt war er in Personalunion Präsident des Reichstags, preußischer Innenminister und Ministerpräsident, Reichsluftfahrtminister und General der Infanterie. Er war ganz oben.
     
    Neben dem Ausbau seiner Macht kümmerte sich Göring mit Passion um die Mehrung seines Vermögens. Der einstige Habenichts nahm bedenkenlos die erste Gelegenheit wahr, um sich aus den schwindsüchtigen Kassen des verarmten Staates zu bedienen. Für ihn waren seine Ämter Macht und Pfründe. In beide Richtungen sprengte er jeden Rahmen. Man sollte sehen, wie weit er es gebracht hatte. Er stellte Personal ein und ließ das Palais des Reichstagspräsidenten und des preußischen Ministerpräsidenten, die er beide bewohnte, auf Kosten des Steuerzahlers aufwändig umgestalten. Geld spielte für ihn nun keine Rolle mehr. Allein der Tabakkonzern Reemtsma überwies ihm bis 1943 jährlich eine Million Reichsmark, und die deutsche Automobilindustrie beglückte ihn mit einer Motoryacht – der »Carin II« – im Wert von anderthalb Millionen Mark, um im Gegenzug mit Rüstungsaufträgen bedacht zu werden. »Der dicke Hermann«, wie er im Volksmund hieß, genoss seinen Aufstieg in vollen Zügen. Leiblichen Genüssen gab er sich ohne Einschränkung hin. Nachts bewirtete Diener Robert Kropp seinen Herrn häufig mit Bier, belegten Broten und Kuchen mit Schlagsahne. Ende 1933 brachte Göring 280 Pfund auf die Waage. »Er hat die üblichen Proportionen eines deutschen Tenors«, spottete Washingtons Botschafter William C. Bullet. »Sein Hinterteil hat den Durchmesser von mindestens einem Yard. Da er sich in eine hautenge Uniform gezwängt hat, ist die Wirkung einmalig.« Ungeniert raffte Göring an sich, was immer ihm gefiel: Juwelen, Bilder, Uniformen, Orden… Die Kabarettistin Claire Waldoff brachte die Prunksucht

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