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Göring: Eine Karriere (German Edition)

Göring: Eine Karriere (German Edition)

Titel: Göring: Eine Karriere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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Luftstreitmacht am Himmel über Deutschland fertig werden zu können. Auch die Rekorde in der Flugzeugproduktion gingen nahezu wirkungslos unter im Bombenhagel der Alliierten. 1944 verließen 38 000 Flugzeuge (1941: 11 000) die Waffenschmieden, aber nach den Bombardements der Hydrierwerke lähmte Benzinmangel die Jäger, die erst jetzt in Massen aus den Fabrikhallen auf die Abstellplätze rollten, wo sie schutzlos den Bomben ausgesetzt waren.
    Am 6. Juni 1944 – dem Tag, an dem die Alliierten zur Landung in der Normandie ansetzten – vertraute Goebbels seinem Tagebuch an: »Unsere Unterlegenheit im Luftkrieg ist geradezu katastrophal. Der Führer leidet sehr darunter, vor allem im Hinblick darauf, dass Göring ja direkt und indirekt daran Schuld trägt. Er kann aber gegen Göring nichts unternehmen, weil damit die Autorität des Reiches und der Partei schwersten Schaden erleiden würde.« Bereits Ende Juni war die Schlacht an Frankreichs Westküste
     
    »Der Führer leidet«: Lagebesprechung nach der alliierten Landung in der Normandie, 7. Juni 1944
für Deutschland verloren. Die 800 bereitgestellten Jäger wurden zu spät nach Westen verlegt, die Alliierten hatten inzwischen die eingeplanten Flugbasen zerstört. Große Hoffnungen setzte man auf den lang erwarteten Einsatz so genannter Vergeltungswaffen. Ab dem 13. Juni schoss die Luftwaffe V1-Raketen auf London ab, ohne damit eine nennenswerte Wirkung zu erzielen. Vermutlich hielt Göring Frankreich schon Ende Juni für verloren. Jedenfalls ließ er zu jener Zeit die noch verbliebenen Kunstschätze ins Reich abtransportieren. Die Luftwaffe war bei den Kämpfen in der Normandie kaum in Erscheinung getreten. Nun wurde Hitler persönlich: »Göring, Sie sind faul«, sagte er dem Reichsmarschall ins Gesicht. Die nationalsozialistische Gesinnung der Vertrauten Görings, so der »Führer« sorgenvoll, sei nicht stabil genug. Der Oberbefehlshaber der Luftwaffe kümmerte sich nur noch wenig um die Geschäfte. Wenn er sporadisch eingriff, so traf er aufgrund mangelhafter Informationen nicht selten Fehlentscheidungen. Kaum einer glaubte Göring noch, wenn er sich wieder einmal krankmeldete. Doch Hitler konnte und wollte den Reichsmarschall nicht fallen lassen. Nach wie vor, so erklärte er seinem Adjutanten Nicolaus von Below, halte er Görings Verdienste für einmalig. Vielleicht brauche er ihn noch einmal. Und sollte es zum Letzten kommen, so könne er sich auf Göring verlassen.
    Der 20. Juli kam für uns alle als eine völlige Überraschung.
    Göring, nach dem Attentat auf Hitler
     
    Der 20. Juli 1944 versprach ein heißer Tag zu werden. Gegen acht Uhr hob vom Berliner Flugplatz Rangsdorf eine Kuriermaschine vom Typ Ju 52 ab und nahm Kurs auf Hitlers Hauptquartier »Wolfsschanze« im ostpreußischen Rastenburg. Drei führende Köpfe des deutschen Widerstands waren an Bord, unter ihnen Claus Graf Schenk von Stauffenberg, der Hitler an diesem Tag mit einer Bombe töten wollte. Der Attentäter war von der zwingenden Notwendigkeit seines Handelns überzeugt. Um jeden Preis wollte er einen Krieg beenden, den er für verloren hielt, und auf diese Weise hunderttausende Menschenleben retten. Der Bombenanschlag sollte nicht nur die Diktatur beenden, sondern auch die Initialzündung für einen lange geplanten Staatsstreich sein. Aufgrund widriger Umstände gelang es Stauffenberg in Rastenburg nur, einen von zwei Sprengsätzen unter dem großen, sehr massiven Besprechungstisch zu deponieren. Die Detonation fiel daher schwächer aus als geplant, und Hitler überlebte wie durch ein Wunder. Wie andere NS-Größen beeilte sich auch Göring, zum Tatort zu gelangen, wo er an einer wenige Stunden nach dem Attentat stattfindenden eigenartigen Teerunde teilnahm.
    Ehrengast war Mussolini, der gestürzte italienische Diktator, den Hitler hatte befreien und als Chef einer deutschen Marionettenregierung in Oberitalien installieren lassen und der ausgerechnet an diesem Tag zu einem »Staatsbesuch« in der »Wolfsschanze« eintraf. Die Atmosphäre war gespannt. Bei einem Streit zwischen Göring und seinem Intimfeind Ribbentrop, berichtet ein Augenzeuge, wäre es beinahe zu Tätlichkeiten gekommen. Kategorisch schloss der Reichsmarschall aus, dass Luftwaffenoffiziere in die Attentatsvorbereitungen verstrickt waren. Wie schon in anderen Krisensituationen zuvor stellte sich Göring auch jetzt demonstrativ an die Seite Hitlers. Zum Dank für dessen Überleben schlug er vor, in der gesamten

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