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Gößling, Andreas

Titel: Gößling, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenpforte Die
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keinen Cent von Marthelms Erbe ab. Hörst du mir überhaupt zu?«
    »Na klar, Mutter.«
    Linda schlug mit der Faust aufs Lenkrad und schnaubte durch die Nase. »Und was in diesem … die sem Kindersarg ist«, stieß sie hervor, »willst du mir immer noch nicht verraten?«
    »Darf ich nicht. Hab ich dir doch alles schon erklärt. Jedenfalls keine Leiche.«
    Linda warf einen Hilfe suchenden Blick in den Rückspiegel. »Billa, bitte. Ihr verheimlicht mir doch was.«
    Billa saß auf dem Rücksitz ihres Golfs, eingezwängt zwischen der schwarzen Holztruhe und einem glockenförmigen Korbkäfig, den sie extra für diese Reise gekauft hatte. »Das gehört alles noch zu unserem Spiel, Frau He gendahl.« Sie lächelte sanft und unergründlich.
    Es war erst zehn Uhr vormittags, am Tag eins nach Rettung der Welt. Doch Linda hatte darauf bestanden, dass sie direkt nach dem Frühstück losfuhren. Zurück nach Starnberg, denn sie hielt es keinen Tag, keine Stun de länger in Croplin aus – »in diesem Horrordorf«, wie sie in der Gaststube mehrfach ausgerufen hatte.
    Der »Moorgraf«-Wirt hatte seine Tausendfüßler-Brauen tanzen lassen, aber kein Sterbenswörtchen zu dieser Herabwürdigung seiner Heimatstadt gesagt.
    Weise Entscheidung, dachte Marian. Wenn Linda erst mal in Fahrt war, ging man am besten in Deckung. Glücklicherweise hatte sie sich sofort bereit erklärt, Billa bis München in ihrem Golf mitzunehmen. »Gratuliere, Mädchen«, hatte sie beim Einsteigen verkündet, »ohne diesen Zahnmummenschanz siehst du tausendmal besser aus.«
    Billa hatte wieder ihr sanftes Lächeln aufgesetzt. »Die Amulette braucht jetzt Jakob.« Sie hatte den Deckel vom Korbkäfig abgehoben, und Linda war für mindestens drei Sekunden der Mund offen geblieben: Tatsächlich hatte Billa dem Papagei eines ihrer Goldkettchen mit den da rangeknoteten Haarsträhnen und Babyzähnen umge hängt. Die restlichen Amulette hatte sie in die Korbwände eingeflochten. Das Medaillon mit dem Laura-Bild schau kelte neben Jakobs Sitzstange zusammen mit einem Fut terring unter der Käfigdecke.
    Linda hatte einen langen Blick in den Korb geworfen, dann stumm den Kopf geschüttelt. Jetzt ließen sie das Cropliner Katzenkopfpflaster hinter sich und rollten auf der schmalen Landstraße Richtung Süden. Links und rechts Moor, so weit man sehen konnte. Baumleichen am Wegrand, und auf jedem soundsovielten Ast hockte ein Rabenvogel.
    »Der Professor«, sagte Marian, »wir müssen uns unbedingt noch von ihm verabschieden.«
    »Kommt nicht in Frage«, protestierte Linda. »Ich will keinen dieser alten Knacker mehr sehen. Geschweige denn, mir ihr Geschwätz anhören.«
    Schwefelgelbe Schwaden schwebten schleierhaft zwi schen Himmel und Moor. Auf dem Rücksitz unter hielt sich Billa flüsternd mit Jakob. Marian hatte sie be schworen, mit keiner Silbe zu erwähnen, dass sie den Papagei für ihren wiedergefundenen Zwillingsbruder hielt. Auch nicht, dass Marian ihr versprochen hatte, Jakob in seine ursprüngliche Gestalt zurückzuverwandeln – sofern er in seinem Zauberbuch eine passende Formel dafür fand. Er konnte nur hoffen, dass Billa ihre Abmachung nicht vergaß. Linda war sowieso schon davon überzeugt, dass die Freundin ihres Sohnes ziemlich durchgeknallt war. Wenn sie auch noch die Sache mit dem Vogel spitzbekäme, würde sie Billa für eine ge meingefährliche Psychopathin halten.
    »Du brauchst ja nicht auszusteigen«, sagte er. »Bitte, Linda. Wir gehen nur schnell rein und sagen dem Professor tschüs.«
    Eine Weile sah Linda mit brütendem Blick geradeaus. »Na meinetwegen«, sagte sie schließlich.
    Marian drehte sich um und grinste Billa zu. Die Flämmchen in ihren Augen tanzten. »Jakob will zum Amazonas, so bald wie möglich«, sagte sie.
    Er machte eine Warngrimasse und drehte sich schnell wieder nach vorn. Eben bog Linda in den holprigen Weg ein, der zu Hanno Bußnitz’ Spukhaus führte. »Fünf Mi nuten«, sagte sie kurz darauf und stoppte hinter dem schwarzen Cadillac. »Wenn ich länger warten muss, lasse ich den Papagei frei, ramme Marthelms Schrottkar re und breche den Kindersarg auf.«
    Marian musste lachen. »In dieser Reihenfolge?«
    »Das entscheide ich dann spontan«, sagte Linda.
    Sie machten, dass sie aus dem Wagen rauskamen. Als Marian sich noch mal zu ihr umdrehte, saß seine Mutter vornüber gesunken in ihrem greisen Golf, die Stirn gegen das Lenkrad gedrückt. Auf irgendeine Weise musste er ihr beibringen, dass sie jetzt in keiner

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