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Goethe war’s nicht

Goethe war’s nicht

Titel: Goethe war’s nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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„Ja, ich glaube auch, da hat Mischa verdammt Recht. Aber eins will mir nicht aus dem Kopf. Woher haben die Ihre Telefonnummer?“
    „Sagen Sie mal“, mischte sich Schmidt-Schmitt ein, „haben Sie eine Putzfrau oder andere Leute, die hier ab und zu für Sie arbeiten? Die hätten dann ja wohl Ihre Nummer. Oder Handwerker, die hier letztens irgendwas verrichtet haben.“
    „Hm, Putzfrau: ja. Die kommt einmal die Woche. Dann noch einen Gärtner, der mäht einmal im Monat den Rasen und erledigt, was sonst noch so im Garten anfällt. Handwerker – lassen Sie mich überlegen.“
    Dann zuckten plötzlich alle zusammen. Das Handy klingelte in einer Lautstärke, als würde der Weltuntergang eingeläutet. Zumindest kam es ihnen so vor. Blitzschnell schaltete Schmidt-Schmitt den Rekorder an und Fornet streifte sich die Handschuhe über. „Jetzt.“
    Nach kurzem Suchen fand Fornet die grüne Taste. „Ja, Kuno Fornet. Ich höre.“
    Die vertraute, metallisch klingende Computerstimme: „Halten Sie sich heute Nacht um zwei Uhr bereit. Wir rufen an. Geld in Taschen verstauen. Das Handy mitnehmen. Auto volltanken.“ Ende des Gesprächs. Verbindung unterbrochen.
    Zwei Minuten lang herrschte totales Schweigen. Fornet betrachtete gedankenverloren das Handy. Herr Schweitzer zwirbelte eine Haarsträhne durch die rechten Finger, während der Oberkommissar mit dem Handballen auf seinen Oberschenkel trommelte.
    Dann setzte sich der Oberkommissar ruckartig auf. „Okay, okay. Wenn die wissen, dass Sie ein Auto vor der Tür stehen haben, wissen die auch, wie viele Kilometer ein vollgetankter Mercedes zurücklegen kann. Jetzt wird’s kompliziert. Doch immer schön der Reihe nach. Simon, was zeigte vorhin die Tankuhr an?“
    Damit hatte er Herrn Schweitzer auf dem falschen Fuß erwischt. Denn dieser war so damit beschäftigt gewesen, den Straßenkreuzer sicher durch den höllisch gefährlichen Frankfurter Verkehrsbetrieb zu lenken, dass ein Blick auf die Tankuhr so ungefähr das Letzte war, das er seinem aufgeregtem Gemüt hätte abgewinnen können. Doch was lernt man bereits in der allerersten Fahrstunde? Gleich nach dem Anschnallen und dem Drehen des Zündschlüssels? Hä? Was? Herr Schweitzer wusste es nur zu gut, denn mit einem leeren Tank ließ sich schwerlich durch die Gegend gondeln. „Äh, ich, vielleicht so halb voll?“
    Mischa verstand. „Okay, Herr Fornet, sehen Sie bitte nach. Und wenn die Nadel nur einen Millimeter vom Anschlag entfernt ist, dann fahren Sie zur ARAL auf der Darmstädter Landstraße.“
    „Ja.“ Fornet erhob sich.
    Als die Tür ins Schloss fiel, fragte Herr Schweitzer: „Die wollen den doch nicht durch halb Deutschland lotsen, oder?“
    „Bin ich Jesus? Wenn du mich fragst … Nein, das kann nicht sein. Das ist gegen jede Statistik. Dennoch …“
    „Spuck’s aus!“
    Draußen wurde ein Motor gestartet.
    Schmidt-Schmitt schüttelte vehement den Kopf. „Es gibt bei der Kripo so eine Art Agenda, was bei solchen Fällen immer, und ich meine immer, zu beachten ist. Und ganz oben steht, dass beteiligte Kraftfahrzeuge, dienstliche und nichtdienstliche, immer vollgetankt zu sein haben. Und die verlangen das von sich aus. Entweder ist das ein Bluff oder …“
    Herr Schweitzer, diesmal nicht ganz so neben der Kapp wie bei der Tankanzeige: „Du meinst, die Entführer könnten Polizisten oder zumindest Ex-Polizisten sein?“
    „Ich meine gar nichts. Aber in der heutigen Welt ist grundsätzlich mit allem zu rechnen. Hast du das nicht selbst neulich mal gesagt?“
    Herr Schweitzer konnte sich zwar nicht mehr daran erinnern, aber möglich war es schon. Diese Aussage hätte gut und gerne von ihm sein können. „Kann sein.“
    Nach einer Pause, in der er sich mit dieser irren Möglichkeit befasste, platzte es aus ihm heraus: „Aber das wäre doch prima. Ich meine, falls das Bullen wären. Wenn einer die Spielregeln kennt, dann doch ihr, äh, die natürlich. Bullen würden Gil doch nicht umbringen …“
    „Ja, Simon, du hast Recht. Wenigstens würden dann Gils Chancen mehr als gut aussehen. Ich muss mal pissen. Weißt du, wo hier das Klo ist?“
    „Unten. Ich zeig’s dir. Ist nicht ganz einfach.“
    Als Fornet mit den Worten „So! Vollgetankt“ zurückkehrte, dunkelte es bereits.
    Mit Verdruss registrierte Herr Schweitzer, dass sich die Sonne heute schon wieder nicht hatte blicken lassen. Er war mehr so der Sonnentyp. Schade, dass Frankfurt nicht weiter im Süden lag. Höhe Barcelona hätte ihm

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