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Goethe war’s nicht

Goethe war’s nicht

Titel: Goethe war’s nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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selbst, Aktien haben inzwischen einen schlechten Ruf. Man investiert wieder mehr in Immobilien und Gold. Angebot und Nachfrage. Auch wenn hier die Immobilien wegen der neuen Einflugschneise nicht so stark gestiegen sind wie anderswo.“
    „Klar. Also sagen wir nochmals 600.000. Okay?“
    „Ja, könnte hinhauen.“
    Zufrieden lehnte sich Mischa Schmidt-Schmitt in den Sessel. Er atmete einmal tief durch. „Okay. Bis hierher ist alles paletti. Wir werden nichts tun, was das Leben Ihres Sohnes gefährden könnte. Jetzt heißt es abwarten. Die anderen werden die Spielregeln bestimmen und wir uns daran halten. Unsere Aufgabe wird sein, dass auch die Entführer sich an diese Regeln halten. Was wir noch dringend brauchen, ist ein Aufnahmegerät. Für später. Damit die Bullen dann wenigstens ein paar Anhaltspunkte haben.“
    Fornet: „Ich glaube, ich habe noch meinen alten Kassettenrekorder im Keller.“
    „Dann nichts wie her damit.“
    Als Fornet außer Hörweite war, bekundete Herr Schweitzer seine Hochachtung vor Mischas Schauspielkünsten: „Ich glaube, wenn du von einer Kanzel predigen würdest, ich würde auf den Knien einmal rund um die Erde wallfahren, solltest du es von mir verlangen.“
    Schmidt-Schmitt grinste wie ein Breitmaulfrosch. „Mach mal halblang. Es reicht völlig, wenn du mir zehn Stunden lang die Füße küsst. Denk außerdem an die Ozeane, die deine Wallfahrt eventuell etwas erschweren könnten.“
    „Ach, dann nehme ich doch lieber die Wallfahrt, Ozeane hin, Ozeane her. Deine Füße müffeln immer so komisch nach dreckigem Ziegenstall oder so ähnlich.“
    „Was? Meine Füße stinken?“ Mischa Schmidt-Schmitt beugte sich zu seinen Schuhen und schnüffelte wie ein Wolf, der Witterung aufgenommen hatte. Dann legte er die Stirn kraus und wiederholte den Vorgang.
    „War’n Witz“, befreite Herr Schweitzer seinen Kumpel aus dessen animalischem Korsett.
    Woraufhin Mischa ihn böse anguckte. „Ich verklage dich gleich wegen übler Nachrede, Mann.“
    „Wer verklagt wen?“, wollte Maria wissen, als sie das Zimmer betrat.
    „Ich deinen durchgeknallten Freund, wenn er weiterhin so frech ist.“
    Maria lächelte Herrn Schweitzer an. „Ach, der. Den muss man nehmen, wie er ist. Mach ich auch so. Fabiana schläft übrigens. Fragt sich nur, wie lange. Ich könnte an ihrer Stelle kein Auge zutun.“
    Schritte näherten sich. „Hier ist er. Hätte nicht gedacht, dass ich den so schnell finde.“ Fornet stellte den mattschwarzen Rekorder auf die Glasplatte, die von einer lackierten Baumwurzel fixiert wurde. „Hoffentlich funktioniert der noch. Muss schon zehn Jahre her sein, seit er das letzte Mal in Betrieb war.“
    Schmidt-Schmitt nahm das Gerät, besah es sich und staunte nicht schlecht. „Wow, so einen hatte ich auch. Prima, hier ist auch das Mikro. Probieren wir ihn einfach mal aus. Kassette?“
    Fornet griff in die Tasche seiner Strickjacke. „Hier. Sogar noch original verpackt.“ Dann steckte er den Stecker in die Steckdose, während der Oberkommissar die Plastikfolie entfernte.
    „Ah, von Sony, auch gut. Ich habe aber immer die von BASF genommen“, bemerkte Schmidt-Schmitt beiläufig. „War wohl so eine Art Glaubensfrage. Dann wollen wir mal.“ Er schob die Kassette ins Fach und drückte auf
record
. „Eins, zwei, drei. Eins, zwei drei. Wir möchten jetzt von dir hören, ob du noch was taugst nach all den Jahren in deinem Verlies. Eins, zwei, drei. Eins, zwei, drei.“
    Stopp. Rücklauf. Abspielen. Als wäre keine veraltete Technik zwischengeschaltet, ertönte Schmidt-Schmitts Stimme glasklar und für alle deutlich vernehmbar im Raum.
    „Wunderbar“, konstatierte der Oberkommissar. „Steht meinen von BASF in nichts nach. Das Telefon. Ist die Leitung lang genug fürs Wohnzimmer?“
    „Ja, ich telefoniere manchmal von hier aus.“
    „Dann holen Sie’s mal rein.“
    Nun war Herr Schweitzer doch arg erstaunt. Bislang hatte er sich für einen sehr antiquierten Menschen gehalten, der technischen Neuerungen sehr, sehr skeptisch gegenüberstand und diese, wenn überhaupt, nur mit großer Verspätung akzeptierte. Aber ein Telefon mit Schnur? Dass es so was noch gab.
    „Jetzt können wir nichts anderes mehr tun als warten“, sagte Schmidt-Schmitt, als Telefon und Rekorder beieinander standen.
    „Doch, da wäre noch was“, intervenierte Herr Schweitzer. „Ich würde mich gerne mal in Gils Zimmer umsehen. Vielleicht ist dort ein Hinweis zu finden, was Ihr Sohn nach der Party noch

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