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Goethe war’s nicht

Goethe war’s nicht

Titel: Goethe war’s nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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gemacht, was für einen emanzipierten Kerl sich seine Maria da geangelt habe. Aber er unterdrückte seinen dummen Spruch. Er wäre der Lage nicht ganz angemessen gewesen.
    „Solche?“, fragte Fornet kurz darauf.
    „Prima“, sprach Schmidt-Schmitt und streifte sich die zitronengelben Plastikhandschuhe über die Hände. Dann öffnete er den Umschlag und zog ein flaches Handy heraus. „Aha, schaut, schaut.“ Er überzeugte sich davon, dass keine weitere Botschaft im Umschlag steckte.
    Schnell zog er sich die Handschuhe aus. „Hier, Herr Fornet. Die streifen Sie sich über, sobald das Ding klingelt. Nicht vergessen!“
    „Verstanden. Was jetzt?“
    „Warten“, antwortete der Oberkommissar. „Ich weiß, dass fällt Ihnen schwer. Aber ich schätze, der Anruf wird nicht lange auf sich warten lassen. Die wollen die Sache genauso schnell hinter sich bringen wie wir. Und …“ Die Falten seiner Stirn ähnelten einer Berg- und Tallandschaft.
    Was Herrn Schweitzer zu der Bemerkung veranlasste: „Was ist? Stimmt was nicht?“
    „Ja, da stimmt was ganz und gar nicht! Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass die was in den Briefkasten geworfen haben. Vielleicht sind die gar nicht so weit weg. Einer von uns sollte sich einen Beobachtungsposten suchen, von wo aus er die Vorderfront im Auge hat. Es ist zwar so gut wie ausgeschlossen, dass die hier ein weiteres Mal auftauchen, nun, da Sie uns ein Handy zukommen haben lassen. Aber man weiß ja nie.“
    „Das mach ich“, überraschte Maria die anderen. „Frauen können sich Details wie Klamotten und Statur viel besser einprägen als ihr Mannsbilder. Auch wir verfügen nämlich über Qualitäten, die hilfreich sein könnten“, fügte sie mit einem verschmitzten Lächeln hinzu.
    Dem konnte Herr Schweitzer vorbehaltlos zustimmen. Verschiedentlich hatte seine Maria diese Gabe in der Vergangenheit schon unter Beweis gestellt. Gut, er selbst mochte vielleicht nicht stellvertretend für sein Geschlecht sein. Doch seine Freundin konnte noch Tage später sagen, wer welches Hemd oder Bluse an diesem oder jenem Tage getragen hatte, während Herr Schweitzer sich nur schemenhaft daran erinnerte, dass besagte Leute überhaupt etwas anhatten und nicht nackig durch die Gegend gehüpft sind. „Ja, Maria, das übernimmst du. Von welchem Zimmer hat man den besten Blick auf den Briefkasten? Am besten eins aus dem ersten Stock, da wird man nicht so leicht gesehen.“
    Fornet: „Gils Zimmer. Vor unserem Schlafzimmer versperrt eine Silbertanne die Sicht. Brauchen wir einen Fotoapparat? Ich hätte einen sehr guten.“
    „Kann nicht schaden“, stimmte Schmidt-Schmitt zu. „Ja, doch, ein Fotoapparat wäre klasse.“
    Fünf Minuten darauf hatte Fornet die Bedienung seines Fotoapparats erklärt. Da sie selbst auch viel und gerne fotografierte, brauchte Maria nie nachzuhaken. Sie hatte mehrere Geräte zu Hause, bis hin zu einer 4.000-Euro-Canon. Von ihren edlen Teleobjektiven ganz zu schweigen.
    „Ich gehe dann mal nach oben. Und wenn Fabiana aufwacht, so bin ich wenigstens in ihrer Nähe.“
    „Sieht gut aus“, bemerkte Mischa Schmidt-Schmitt kurze Zeit später, mehr zu sich selbst als für andere bestimmt.
    Herr Schweitzer lenkte seinen Blick auf ihn, entdeckte aber nichts, was so gut aussah, dass es eine Äußerung wert war. „Wer oder was sieht gut aus?“
    „Du natürlich.“
    „Unfug. Sag schon.“
    Doch statt einer Erwiderung schnappte sich der Oberkommissar den Kassettenrekorder, spulte zurück und ließ dann das aufgezeichnete Gespräch ablaufen.
    Erst dann sagte er: „Fällt dir was auf?“
    „Na ja, eine Computerstimme. Aber das weißt du ja selbst.“
    „Nein, das meine ich nicht. Die fassen sich extrem kurz. Keine fünfundzwanzig, eher zwanzig Sekunden dauerte der Anruf.“
    Herr Schweitzer wusste noch immer nicht, worauf sein Kumpel anspielte. „Na und? Was soll daran gut aussehen?“
    Schmidt-Schmitt lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. „Es muss nichts heißen. Aber die Kripo hätte das Gespräch nie und nimmer zurückverfolgen können. Kann also sein, wir haben es hier mit Profis zu tun.
Das
ist gut daran. Denn Profis lassen ihre Geiseln so gut wie immer am Leben. Nur wenn sie keinen anderen Ausweg …“ Mit Rücksicht auf Fornet beendete er den Satz nicht.
    Der Sachsenhäuser Detektiv kaute auf seiner Lippe und strich sich seine widerborstigen grauen Haare aus der Stirn. Er drehte sich ein wenig zur Seite, sodass auch Fornet mit einbezogen war.

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