Goethe war’s nicht
oben und Herr Fornet kann die Couch haben. Das Handy aber immer in der Nähe. Falls es klingelt, komme ich runtergestürzt. Seid ihr einverstanden?“
„Wecker“, warf der Sachsenhäuser Detektiv ein, „also, ich brauche einen Wecker.“
„Brauchen wir nicht“, erklärte Schmidt-Schmitt energisch. „Ich wecke euch, sagen wir um eins?!“
Kein Einwand folgte. Tunlichst vermied Herr Schweitzer die Frage, ob er seinen Kumpel oben ablösen solle. Mischa war ja um einiges jünger und durchtrainierter als er und dementsprechend besser bei Kräften. Nicht dass der noch auf doofe Gedanken kam – siehe Lying Simons reges Schlafbedürfnis.
Kaum hatte er sich mit Maria in das hochherrschaftliche Bett verzogen und in die in Veroneser Grün gehaltene Bettwäsche gekuschelt, war er auch schon weg.
Die Übergabe
Herr Schweitzer befand sich mitten im Tiefschlafmodus und träumte von Frieden auf Erden, als Schmidt-Schmitt unsanft an seiner Schulter rüttelte. Ungewöhnlich fix öffnete er die Augen. „Jetzt schon?“
„Ja, aber mach langsam. Denk an dein Herz.“
„Pah! Blödmann!“
Nachdem Mischa das Zimmer verlassen hatte, weckte er Maria. Sanft, wie es seine Art war.
Als alle, bis auf Fabiana, die zwar nicht schlief, sich aber unter die Decke verkrochen hatte, sich im Wohnzimmer versammelt hatten, klingelte pünktlich das Handy.
Dasselbe Prozedere wie zuvor: Schmidt-Schmitt schaltete den Rekorder an und Fornet nahm ab.
„Aufbruch in fünf Minuten. Geld nicht vergessen. Fahren Sie auf die Babenhäuser Landstraße Richtung Autobahn. Der dicke Bulle bleibt im Haus! Ende.“
Instinktiv zog Herr Schweitzer seinen Bauch ein. Dick? Ich? Und Bulle war er auch keiner. Fehlinformationen allenthalben. Idioten!
„Okay. Keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, woher die von Simon wissen. Herr Fornet, sind Sie bereit?“
„Ja.“ Wider Erwarten klang seine Stimme fest und sicher.
„Dann wollen wir mal. Ich komme mit.“
„Aber ...“, wollte der Banker einwenden.
Doch der Oberkommissar bediente sich eines Befehlstons, der selbst den Oberbefehlshaber der NATO-Streitkräfte hätte strammstehen lassen: „Nix Aber. Keine Sorge, ich verstecke mich hinter dem Beifahrersitz. Die werden mich nicht sehen. Los! Die Tasche!“
Fornet griff sich die blaue ADIDAS-Tasche, in die sie, Schmidt-Schmitt und der Banker, nach dem Essen noch das Geld umgepackt hatten.
Und dann waren Maria und Herr Schweitzer alleine im Erdgeschoss.
„Weißt du, Simon, das ist das erste Mal, dass ich bei einem Fall von dir so nahe am Geschehen bin. Hoffentlich ist das ein gutes Omen.“
Er umarmte seine Liebste, strich ihr ein paar dunkle Haare aus dem Gesicht und gab ihr einen dicken Kuss. „Klar, Maria. Wird schon schiefgehen.“
Schmidt-Schmitt kauerte hinter dem Beifahrersitz, der bis zum Anschlag nach vorne geschoben war, als sie linker Hand die Moschee passierten und das Handy erneut klingelte. „Fahren Sie jetzt bis zum Kreisel und dann wieder zurück Richtung Sachsenhausen. Nehmen Sie dann die Ausfahrt zum Montescherbelino hinter der Brücke. Ende.“
Der Oberkommissar wählte Herrn Schweitzer an. „Simon, wir sind schon fast da. Es geht jetzt wahrscheinlich alles ganz schnell. Schalte den Kassettenrekorder ein.“
Fornet lenkte den Wagen sicher durch die Nacht. Weder zu schnell, noch zu langsam. Wie ein Luchs wurde er vom Oberkommissar von hinten beäugt. Er machte einen in Anbetracht der Lage besonnenen Eindruck. Schmidt-Schmitt registrierte dies mit Wohlwollen. Panikreaktionen konnten sie nun wirklich nicht brauchen. Er selbst war die Ruhe in Person. Schon ganze andere Situationen hatte er in seiner Laufbahn meistern müssen. Er besaß das, was der Volksmund als Mumm in den Knochen bezeichnete. Erst letztens waren ihm ein paar blaue Bohnen um die Ohren gepfiffen, als seine Truppe einen als harmlos eingestuften Seriendieb von Luxuswagen festnehmen sollte. Zur Festnahme war es dann letztendlich nicht gekommen. Ein Leichenwagen hatte nach dem kurzen, aber heftigen Schusswechsel den Abtransport des Gauners durchgeführt.
Als sie wie gefordert den kleinen Weg nach rechts abbogen, war erneut der nun schon vertraute Klingelton zu vernehmen. „Parken Sie den Wagen vor der Gaststätte beim Montescherbelino und laufen den Weg zurück über die Brücke. Dort ist ein kleiner Parkplatz. Stellen Sie die Tasche in den verrosteten Einkaufswagen, der dort steht. Ende.“
„Mein Sohn ...“, versuchte es Fornet.
„Später.
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