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Goethe war’s nicht

Goethe war’s nicht

Titel: Goethe war’s nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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und versuchte sich aufzurichten, was aber wegen der Handschellen misslang. „Gott verdammt“, fluchte er, zog die Beine an den Körper und rutschte mit dem Hintern in eine Position, die es ihm endlich erlaubte, seinen Oberkörper in die Senkrechte zu bringen. „Wo, ach, verflixt und zugenäht.“
    „Herr Fornet. Es ist vorüber. Sie sind gerettet.“
    Doch anstatt sich an diesem Umstand zu erfreuen, zeterte der Banker sofort los. „Wenn ich diese Hurensöhne erwische, die können was erleben! Jetzt machen Sie mich doch endlich los.“
    Und tatsächlich fragte sich Herr Schweitzer als Erstes, ob da was dran war an den Hurensöhnen. Der Gedanke an Sextourismus bezüglich Fabiana und ihrem Gatten war ihm ja nicht neu. Für hässliche Männer war es oft die einzige Möglichkeit, an Frauen zu kommen. Und Kuno Fornet gehörte mitnichten in die Kategorie Beachboy. Im Gegensatz zu ihm selbst, natürlich. Unwillkürlich schweifte Herrn Schweitzers Blick auf dessen toupetfreie Kopfform. Es war klar, warum er zu einem Haarersatz greifen musste. Eierförmige Glatzen kamen vielleicht in der Naziszene gut an, sonst aber nirgendwo.
    „Wissen Sie, wo der Schlüssel ist?“, fragte er und deutete auf die Handschellen.
    „Liegt da drüben auf der schwarzen Box“, geiferte der Gefangene unwirsch.
    Nachdem ihn Herr Schweitzer befreit hatte, rieb sich Kuno Fornet das Handgelenk und polterte sofort weiter: „Haben Sie ein Handy dabei? Ich muss sofort die Polizei verständigen. Die wollen mit meinem Geld nach Rio abhauen. Verstehen Sie? Mit meinen 450.000 Euro! Diese, diese, diese Brasilianer-Bande. Wie spät ist es?“
    So, so, dachte Herr Schweitzer und schlackerte nur so mit den Ohren, Brasilianer-Bande also. Dieses Misstrauen – oder wäre Hass angebrachter? – musste ganz schön tief sitzen. Er fing an zu bereuen, mit dem Taxi hierher gefahren zu sein. Hätte er gewusst, was ihn hier erwartete, er hätte Kuno Fornet noch ein wenig schmoren lassen. Er war doch nicht dessen Lakai. „Ihre Frau Fabiana und Ihre beiden Söhne Gilberto und Paolo sind bereits am Flughafen festgenommen worden“, bemühte sich Herr Schweitzer weiterhin, wenn auch unter größter Kraftanstrengung, Contenance zu bewahren.
    Im Nu verfärbte sich Fornets Gesicht ins Tiefrote und er zeterte weiter. Dann beruhigte er sich ein bisschen, erinnerte sich wohl, dass er mit Herrn Schweitzer einen kultivierten Menschen vor sich hatte, und fuhr fort: „Was ist damals bloß in mich gefahren? Ich muss nicht ganz bei Trost gewesen sein, als ich Fabiana … Mein Geld, was ist mit dem Geld? Hat man es gefunden?“
    Herr Schweitzer wusste natürlich nach dem Telefongespräch mit Schmidt-Schmitt um die Sicherstellung des Lösegelds. Sagte aber: „Keine Ahnung. Müssen Sie die Polizei fragen. Die dürfte gleich hier sein.“ Sein Gefühlszustand ähnelte dem eines Lottospielers mit sechs Richtigen, der vergessen hatte, den Schein abzugeben. Grenzenlose Glückseligkeit war definitiv was anderes.
    Keine halbe Minute später trafen im Abstand von wenigen Augenblicken die Nachbarin ohne Lucky, Sylvia Kravat, BKA-Leiter Dieter Wagner, Oberkommissar Schmidt-Schmitt und die Krankenwagenbesatzung ein.
    Die armen Kerle vom Roten Kreuz wurden von Kuno Fornet als völlig überflüssig angeraunzt und wieder weggeschickt.
    Sylvia Kravat ebenso, er könne auf so einen Psychokram gut und gerne verzichten. Er, Kuno Fornet, habe doch keinen an der Erbse, und außerdem, wenn hier jemand eine Psychotante nötig habe, dann wohl doch seine Frau und diese missratenen Söhne, obwohl er sich doch solche Mühe gegeben habe mit der Erziehung.
    Die Nachbarin schlich sich ob dieser negativ geladenen Stimmung heimlich raus und nach Hause.
    Dieter Wagner hörte sich mit stoischer Ruhe die in einem von Herrn Fornet fast schon staatstragenden, doch noch immer leicht aggressiven Ton vorgetragenen Ratschläge an, wie nun mit den Festgenommenen zu verfahren und die Beweissicherung am besten zu koordinieren sei.
    Der BKA-Leiter machte den Eindruck, im Berufsleben bereits sämtlichen Abszessen der Menschheit begegnet zu sein. In aller Seelenruhe und in allen Punkten gab er dem Entführungsopfer Recht, lobte ihn obendrein ob seiner Vorschläge betreffs der empfohlenen Vorgehensweise und dachte sich seinen Teil.
    Letzteres vermutete jedenfalls Herr Schweitzer, der am Ende seiner Kräfte war und nur noch heim ins Bett wollte. „So, Leute. Ich gehe jetzt nach Hause. Und ja, ich bin euch wohl noch eine

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