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Goethe war’s nicht

Goethe war’s nicht

Titel: Goethe war’s nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Alternative doch als die richtige erweisen. Aber er, Herr Schweitzer, hatte sich beim ersten Zusammentreffen der Dame gegenüber ja als Mitarbeiter der Firma Stranz ausgegeben. Er sagte: „Gut. Wissen Sie, kann sein, dass in dem Haus eine Geisel gefangen gehalten wird. Warten Sie einen Moment, ich gebe Ihnen gleich einen Herrn vom Bundeskriminalamt zu sprechen.“
    Er rief seinen Kumpel an: „Gude, Mischa. Wie weit seid ihr mit dem Bunker?“
    Eine halbe Minute solle er noch warten, die Jungs seien gerade dabei, die Tür zum Proberaum zu öffnen.
    Herr Schweitzer trat von einem Fuß auf den anderen, während die Rentnerin ihn mit großen Augen anstarrte und Lucky an der Leine zog. Sie wollte ins Haus, ihr war kalt.
    Als er die ersehnte Nachricht mit negativ beschieden bekommen hatte, will heißen, Kuno Fornet war nicht im Bunker, erläuterte er dem Oberkommissar seinen zweiten Verdacht und übergab sein Handy der Nachbarin.
    Diese lauschte andächtig den Worten und schüttelte abwechselnd ihren Kopf von oben nach unten und von links nach rechts. Zwischendurch sprach sie mit gedämpfter Stimme: „Ja, mach ich“, „ja, geht in Ordnung“, „ja natürlich“, „auf Wiederhören.“
    „Ich fasse es nicht“, murmelte sie undeutlich. Der Nachbarin war anzusehen, dass ihr Verständnis von dieser Welt gerade mächtig aus den Fugen geraten war. Sie zog den Bund aus ihrer blau-schwarz gestreiften Regenjacke und ließ die einzelnen Schlüssel durch ihre Finger gleiten, bis sie den richtigen erwischt hatte.
    Herr Schweitzer folgte ihr zur Wohnungstür. Dort angekommen, übergab sie ihm die Hundeleine, um ihre Hände beim Öffnen frei zu haben.
    Lucky wedelte mit ihrem kurzen Schwanz. Anscheinend war es dem Köter egal, in welche Wohnung es ging, Hauptsache warm. Herr Schweitzer dachte ähnlich, denn inzwischen war er ziemlich ausgepowert und ihn fröstelte gar arg.
    Kaum war die Tür geöffnet, stürmte der Hund los, als sei er eine junge, preisgekrönte und nur aus Muskelmasse bestehende Bulldogge. Herr Schweitzer hatte keine Chance. Einfach deshalb, weil er nicht damit gerechnet hatte. Die hellbraune Leine mäanderte in die Dunkelheit.
    Sie brauchten einige Sekunden, bis sie einen Lichtschalter gefunden hatten. Eine auf rustikal getrimmte und mit beigem Stoff bespannte Deckenlampe erhellte einen langen, schmalen Flur, der lediglich mit einer kleinen Kommode und einem Kleiderständer möbliert war. Von Lucky war nichts zu sehen und zu hören.
    Herr Schweitzer öffnete die erste Tür links, fand den Lichtschalter sofort und stand in der Küche. Die nächste Tür befand sich auf der anderen Seite. Sie ging in den Keller. Schon besser, dachte er, denn wo sonst sollte sich ein fast schalldichter Übungsraum befinden. Er bedeutete der Nachbarin mit einem Handzeichen zu warten, während er die unverputzten grauen Stufen herabstieg. Mehrere versetzt und mit Tesafilm an der Wand befestigte Musikplakate unterschiedlicher Bands und Konzerte ließen Herrn Schweitzer ahnen, auf dem richtigen Weg zu sein.
    Unten angekommen, erblickte er im Uhrzeigersinn eine Holz-, eine Metall- und wieder eine Holztür. Jede von ihnen ging in eine andere Richtung. Lucky saß schwanzwedelnd vor der mit einem schweren Riegel versehenen Metalltür. Mehrere leere Bier- und Wasserkästen stapelten sich in einer Ecke. Ein altes paar Sportschuhe lag verdreckt herum, einer der Schnürsenkel war gerissen.
    Herr Schweitzer atmete einmal tief durch, verscheuchte Lucky – „sch, sch, sch, fort mit dir“ – und stemmte sich von unten gegen den Riegel. Erst tat sich gar nichts. Dann aber, als er seinen Krafteinsatz erhöhte, gab er quietschend und knarrend nach.
    Lucky wartete ungeduldig, dass sich der Spalt vergrößerte. Herr Schweitzer, in Erwartung des Schlimmsten, schnappte sich mit der freien Hand die Leine und band den Köter am Feuerlöscher fest. Nicht dass der sich gleich über wohlriechende (eine Sache des Geschmacks) Leichenteile hermachte. Man weiß ja nie.
    Seine Hand ertastete den Schalter in Brusthöhe. Er legte ihn um und hielt die Luft an. Die gut geölte Tür glitt lautlos auf. Die nackte Glühbirne des Vorraums erhellte einen schmalen Streifen, auf dem Herr Schweitzer eine schwarze Kiste mit einem silbernen Schriftzug an der Oberseite wahrnahm. Wohl ein Verstärker, dachte er. Dahinter ein etwa fünfundzwanzig Zentimeter hohes, aus rohen Brettern bestehendes Podest, auf dem sich die Umrisse eines Schlagzeugs abzeichneten. Er stieß die

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