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Goethe

Goethe

Titel: Goethe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert von Trentini
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Halse empor. »Höchst merkwürdig! Sie meinen, wie kommen wir zwei . . . .?« Erschrocken verbesserte er: »Sie und ich in die engste Familie?«
    »Man will den Heimkehrer genießen! Sie sind das Wundertier! Also los mit der Vorstellung!« antwortete sie sehr laut.
    »Ist's möglich?« hörte man da die Gräfin Reuß erschüttert lamentieren. Prinz Konstantin hatte soeben erzählt, die Vorstehhündin der Gräfin Benckendorff sei gestorben. »Die Diana, die entzückende Diana? Was für ein Unglück!«
    »Was redet die Reuß von einer Diana?« suchte Amalia neugierig rundum.
    »Finden Sie nicht, daß es heuer schon unerträglich heiß ist?« fragte Frau von Stein unbehelligt weiter. »Entsetzlich!«
    »Ja? Ich bin schon sehr an höhere Temperaturen gewöhnt.«
    »War es so arg?«
    »Unerträglich, oft. Besonders, wenn der Scirocco ging.«
    »Und im Winter?«
    »Oft unerträglich kalt. Man kann nicht ordentlich heizen unten.«
    »Puhhh!«
    »Die Luft ist, dazu, so unglaublich dünn . . . .«
    »Goethe!« Karl August hob den Kopf. »Du hast die Diana der Gräfin Benckendorff doch auch gekannt?«
    »Gewiß, Durchlaucht!«
    »Ist hin!«
    »Die Diana!« kreischte Frau von Stein affektiert auf.
    »Es gab keinen Hund, der besser auf Schnepfen ging!« klagte bewegt Karl August. »Jammerschade!«
    Aber nur eine Minute lang währte die stumm nachempfindende Trauer. Die Gräfin Reuß begann, aufgeregt, zu erzählen, sie habe dem Tier, so oft sie zu Benckendorffs kam, Reiskuchen mitgebracht. Es fraß nichts lieber als Reiskuchen. Schnell deutete Prinz Konstantin an, daß diese Diana die Gräfin Benckendorff vor Jahren vor einer peinlichen Überraschung bewahrt habe. »Kann man's erzählen?« lachte Karl August dazwischen. Als Prinz Konstantin verlegen die Achseln zuckte, bemerkte, von unten herauf, ergebenst Herder, soviel er wisse, habe die Gräfin das Tier dreizehn Jahre lang besessen. Es sei also begreiflich . . . . . ? »Ihr Vater war ein Schotte, nicht?« fragte zärtlich Fräulein von Waldern. »Und sie war ein schönes Tier!« erlaubte sich Graf Goertz zu betonen. »Und Goethe mag Hunde nicht leiden!« stieß die Göchhausen, die gierigen Augen hungrig auf Goethens Miene, Herrn von Einsiedel an. Aber schon erzählte der Herzog von Meiningen eine rührende, ellenlange Hundegeschichte. Sie reichte über das filet de boeuf hinaus. Kaum war sie zu Ende, löste ihn Prinz August ab. »Hunde,« begann er teilnahmsvoll, sein freimütig offenes Gesicht schaute in tiefem Ernst auf das Pastetchen hinab, das seine Gabel eben zerteilt hatte, »Hunde haben zweifellos Seelen! Kann man das von einem Rinde, zum Beispiel, nicht behaupten . . .«
    »Vom Pferde behaupte ich es!« behauptete Karl August.
    »Und wenn man so einen Hund,« klang die gläserne Stimme der Frau von Fritsch empor, »noch so sehr mißhandelt, ja maltraitiert . . . .«
    »Jawohl!« neigte Georg von Meiningen andächtig den semmelblonden Kopf. »Er kommt doch immer wieder!«
    »Das weiß ich gerade nicht?«
    »Immer wieder!« schwor Frau von Stein, rauschend von Hohn. »Es ist seine typische Eigentümlichkeit, treu zu sein! Ergo . . .«
    »Herr von Goethe!« Mit anzüglichem Augenzwinkern lachte Amalia zu ihm hinüber. »Was sagen die lichten Götter hinter Ihrer Stirn zu diesem Hundezirkus?«
    »Ja!« stimmte so überzeugt, als ob er von selber daraufgekommen wäre, der Herzog von Meiningen zu. »Erzählen Sie uns lieber etwas! Von unten!«
    »Endlich!« Mit seiner ganzen Liebe zu Goethen beugte sich Prinz August ihm zu. »Ich habe mir nur nichts zu sagen gewagt. Exzellenz! Seien Sie gütig!«
    »Hunde haben Seelen, haben Hoheit behauptet!« lächelte Frau von Stein schnippisch.
    * * *
    Hell hob sich Goethes Gesicht. »Der Kunsthändler Jenkins in Rom,« begann er ohne weiteres, »hatte einen Hund . . .«
    »Nein! Nein! Nein!« wehrten entrüstet die Herzoginnen ab. Karl August schnitt eine Grimasse, die Prinzen taten konsterniert, Fräulein von Göchhausen hob spitzbübisch das Lorgnon an die Augen. »Der Kunsthändler Jenkins hatte einen Hund?« wagte trotz alledem Frau von Stein zu wiederholen. »Nun? Und?«
    Immer verwegener war Goethens Antlitz geworden. »Es ist keine aufregende Geschichte,« fuhr er fort. »Der Hund hieß Lupo, war ein Schäferhund, nicht schön und nicht häßlich. Jenkins hatte ihn bereits an die elf, zwölf Jahre . . . .«
    »Hm?« schnitt der Herzog die zweite Grimasse.
    »Selbst wenn er aufs Kapitol ging, zum

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