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Goetheruh

Goetheruh

Titel: Goetheruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Koestering
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auf die Uhr und beschloss, jetzt Hunger zu haben.
    »Meine Herren, es ist bereits nach eins und mein Magen knurrt, wie wär’s mit einem netten, kleinen Mittagessen?«
    »Aber das geht doch nicht, Herr Wilmut«, jammerte Wenzel, »wir müssen das unter Ausschluss der Öffentlichkeit besprechen!«
    Benno überlegte. »Ich könnte nebenan im ›Weißen Schwan‹ fragen, ob wir das kleine Kaminzimmer bekommen, da sind wir völlig ungestört.«
    »Klingt gut«, fand Dorst, »ich hoffe nur, der Kamin wird nicht befeuert.«
    Wir gingen die wenigen Schritte zum ›Weißen Schwan‹ und während Benno drinnen die Situation prüfte, warteten wir drei draußen im Schatten der Bäume. Nach kurzer Zeit winkte er uns hinein. »Eigentlich ist das Kaminzimmer werktags geschlossen, aber …« Benno war kein Selbstdarsteller.
    »… aber für den Stadtrat macht man eine Ausnahme«, vollendete ich.
    »Ja, ja.« Er winkte ab.
    Ich war sehr froh über diese Ausnahme. Im Kaminzimmer war es schön kühl, das Interieur sehr alt, ähnlich dem im Goethehaus, was mich zum Nachdenken anregte. Ich bestellte Schweinebraten, Thüringer Klöße und ein Ehringsdorfer Urbräu. Während des Essens diskutierten wir lebhaft über die zu erfolgenden Maßnahmen, nur kurz unterbrochen von dem Kellner und dem Chefkoch, der uns seine Aufwartung machte.
    »Siggi, erzähl uns doch zuerst einmal, was die Kripo bisher unternommen hat, beziehungsweise woran ihr arbeitet«, bat Benno.
    »Nun«, begann der Hauptkommissar, »zunächst haben wir, wie bereits erwähnt, die Spur ins Internetcafé verfolgt – ohne Ergebnis. Ein Kollege kontrolliert den Hersteller der Alarmanlage, eine Firma ›DomoTech‹ in Leipzig. Das läuft noch. Die Anlage wurde 1992 installiert. Gestern Nachmittag habe ich von Herrn Wenzel die Liste der Angestellten des Goethemuseums bekommen, die überprüfen wir gerade, Kommissar Hermann hat das übernommen. Da wir damit rechnen müssen, dass die Bilder auf dem Schwarzmarkt angeboten werden, haben wir unsere Verbindungsleute in der Hehlerszene aktiviert. Wir können davon ausgehen, dass bei solch prominenten Beutestücken im Raum Thüringen nichts passiert, ohne dass wir davon Wind bekommen. Fingerabdrücke wurden keine gefunden. Das ist bisher alles.«
    »So weit, so gut«, meinte Benno, »wir wissen allerdings nicht, ob die Beute vielleicht längst nach Hessen, Bayern oder ins Ausland verschoben wurde.«
    »Das ist richtig«, bestätigte Siggi, »zumindest haben wir den Bundesgrenzschutz und den Zoll informiert, die achten auf derartige Stücke. Ein Bild von 30 Zentimeter Kantenlänge ist allerdings leicht zu verstecken.«
    »So weit, so gut«, wiederholte Benno, »Herr Wenzel, was haben Sie bisher unternommen?«
    Wenzel wirkte unsicher. »Wieso ich, das ist doch Aufgabe der Polizei, was soll ich denn da machen?«
    Benno strich sich durch den Bart. »Wenzel, Sie sind der Leiter des Goethemuseums. Es ist Ihre Pflicht, die Polizei nach besten Kräften zu unterstützen, und ein paar eigene Ideen wären da sicher hilfreich!«
    »Ja, ja, wir tun ja schon was wir können. Vor zwei Jahren haben wir eine Taschenkontrolle eingeführt, beim Verlassen des Museums. Aber bei mehreren hundert Besuchern am Tag, am Wochenende über tausend, können wir nur Stichproben machen. Eine lückenlose Kontrolle ist unmöglich!«
    »Das wäre sowieso mein nächster Vorschlag gewesen«, warf der Hauptkommissar ein, »wir brauchen eine lückenlose Besucherkontrolle.«
    »Das ist doch unmöglich«, rief Wenzel aufgeregt, »woher sollen wir denn so viel Personal nehmen, dann müssten Sie uns ja Polizeibeamte zur Verfügung stellen!«
    »Darüber lässt sich reden.«
    »Nein«, ging Benno sofort dazwischen, »das geht nicht, wir brauchen alle verfügbaren Polizeikräfte zur Ergreifung des Täters, da müssen wir uns etwas anderes ausdenken.«
    »Im ›Realo‹-Supermarkt in Süßenborn gibt’s ein System, das wir vielleicht nutzen könnten«, schlug ich vor, »alle Taschen werden am Eingang abgegeben, der Besitzer bekommt ein Märkchen und kann sie dann später wieder abholen.«
    Wenzel schien wenig begeistert. »Dann bräuchten wir ja Schränke oder Spinde und Personal – was das alles kostet!«
    »Siggi, was hältst du davon?«, fragte Benno, ohne auf Wenzel einzugehen.
    »Finde ich gut. Ist auch wesentlich effektiver und schneller als die Taschenkontrolle. Wir könnten auch die Mäntel mit einbeziehen, besonders im Herbst und Winter.«
    »Gute Idee«, lobte Benno,

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