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Goetheruh

Goetheruh

Titel: Goetheruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Koestering
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schritt nicht ein, auch Onkel Leo machte keinerlei Anstalten, ihn zu bremsen.
    Da es zum Teil um mich ging, hatte ich das Gefühl, ich müsse antworten, mir fiel aber beim besten Willen nichts Vernünftiges ein. »Also, die Frage, woher der Täter von meiner Mitarbeit weiß, hatten wir das letzte Mal ja schon erfolglos erörtert«, versuchte ich dennoch mein Glück. »Da gibt es auch nichts Neues. Wir müssen hier einfach sehr wachsam sein … äh …, besonders ich.«
    Kaum ausgesprochen, kam mir das Gesagte plötzlich ziemlich dumm vor. Alle schwiegen.
    Endlich ertönte das Fagott, diesmal pianissimo, jedoch mit einem scharfen Unterton: »Dorst?«
    »Ja?«
    »Sie haben doch Ihre Informanten in der Hehlerszene aufgefordert, die Augen offen zu halten. Haben Sie die auf spezifische Gegenstände angesprochen?«
    »Nein, nur auf Kunstgegenstände im Allgemeinen!«
    »Und Bardo?«
    »Wer oder was ist Bardo?« Benno wurde ungeduldig.
    »Das ist einer meiner wichtigsten Informanten«, erklärte Siggi.
    »Und?« Siggi überlegte. »Wir haben ihn zur Kooperation aufgefordert, sobald eines der beiden Bilder auftaucht. Ja … nun ja … er wusste davon … ich meine von dem Gartenhaus-Bild.«
    »Musste das sein?«, fragte Benno unwirsch und setzte sich wieder hin.
    »Na ja, irgendwie müssen wir ja an die Bilder rankommen, ich kann meine Informanten ja nicht nach einem Phantom suchen lassen«, verteidigte sich Siggi.
    »Dorst, Sie vermasseln uns hier aber nicht den Fall!« Göschke saß kerzengerade in seinem Stuhl. Bennos Blick wanderte zwischen Siggi und seinem Chef hin und her. Diese Art von Konflikt hatte er sicher nicht provozieren wollen. Siggi sagte nichts und trommelte mit beiden Händen auf der Tischplatte herum. Sein Gesicht war mit einer leichten Röte überzogen.
    »Mein Gott, nun hören Sie doch endlich mal mit diesem nervigen Getrommel auf!«, schnarrte das Fagott.
    Siggi gehorchte und sah demonstrativ aus dem Fenster.
    Wieder hatte ich das Gefühl, etwas sagen zu müssen. Dieses Gefühl hatte mir an der Uni bereits manches Problem eingebracht. »Ich denke, wir können nicht ewig warten, wir müssen etwas unternehmen. Einen Köder auslegen, ist immer riskant, aber ich bin der Meinung, Hauptkommissar Dorst weiß, was er tut.«
    »So, meinen Sie?« Der Kriminalrat lief zur Hochform auf. »Sie als Literaturhengst scheinen ja eine Menge Ahnung von Polizeiarbeit zu haben!«
    Am liebsten hätte ich ihm eins aufs Mundstück gegeben.
    »Göschke, bitte nicht in dem Ton!« Onkel Leo schien äußerlich völlig beherrscht. »Hendrik hat recht, ein gewisses Risiko müssen wir eingehen.«
    Auch Siggi hatte sich wieder gefangen: »Dieser Bardo hat nur ein Interesse: Geld!«
    Göschke wackelte unwillig mit dem Kopf, dann gab er Siggi ein kurzes zustimmendes Zeichen und dieser verließ den Raum. Ich hatte keine Ahnung, wie solche Informanten bezahlt wurden, aber Siggi schien es zu wissen. Wir hörten ihn in Bennos Sekretariat telefonieren.
    Als er zurückkam, brachte er zwei Tassen Kaffee mit, eine für sich und eine für mich. Auf meiner Untertasse lag ein Schokoladenriegel.
    Müde und abgekämpft übernahm Benno wieder die Sitzungsleitung. Realistischerweise musste er zugeben, dass wir den gestohlenen Exponaten noch keinen Schritt näher gekommen waren. Er berichtete kurz, dass er mit Ministerpräsident Adler in Erfurt gesprochen habe, um ihn über die Schließung des Goethehauses zu informieren. Er habe ihm aber nicht den wahren Grund genannt, sondern die offizielle Version aufgetischt. Dennoch habe Adler irgendwie besorgt gewirkt, besonders wegen der UNESCO-Kommission. Er wolle auf dem Laufenden gehalten werden.
    Es ging auf 20 Uhr zu.
    »Letzter Tagesordnungspunkt: das Täterprofil. Wer macht das?«, fragte Benno.
    »Ich!«, sagte eine Stimme, die an diesem Abend bisher gar nicht erklungen war. »Ich mache das!«
    Plötzlich starrten alle erstaunt auf den Psychologen. Ich wunderte mich über dieses Verhalten, denn wer sonst als der Polizeipsychologe war für das Täterprofil zuständig. Anderseits hatte er sich während der bisherigen Sitzung wieder ausgiebig in Zurückhaltung geübt. Ich war gespannt auf seinen Auftritt.
    Benno gab ihm durch ein Handzeichen zu verstehen, dass er beginnen solle.
    »Zunächst möchte ich erwähnen, dass ich das Täterprofil nicht allein erstellt habe. Herr Wilmut hat einen erheblichen Beitrag dazu geleistet.« Er sprach ruhig und selbstsicher. »Und ich möchte mich bei dieser Gelegenheit

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