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Goetheruh

Goetheruh

Titel: Goetheruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Koestering
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weiße Substanz analysiert und festgestellt, dass es sich wie vermutet um Talkum handelt. Die Zusammensetzung lässt darauf schließen, dass der Täter OP-Handschuhe trug.«
    »OP-Handschuhe?«, fragte Benno skeptisch.
    »Richtig, ganz normale Gummihandschuhe, wie sie im Operationssaal und im sonstigen Krankenhausbereich benutzt werden. Man kann sie in gut sortierten Sanitätshäusern kaufen, wir haben bereits damit begonnen, alle entsprechenden Läden in Weimar, Erfurt und Jena abzuklappern.«
    »Wann haben Sie da Ergebnisse?«, rief Kriminalrat Göschke. Seine Stimme klang heute noch seltsamer als sonst, fast wie ein Fagott.
    »Frühestens morgen Mittag!«, erwiderte Hermann, was Göschke zu einem unzufriedenen Fagott-Grunzen veranlasste.
    »Wenn er OP-Handschuhe anhatte«, warf Benno ein, »dann ist zu vermuten, dass er an den Füßen ebenfalls OP-Überzüge aus Plastik trug, das würde zusammenpassen!«
    »Was denn für OP-Überzüge?«, wollte Hermann wissen.
    »Für die Besucher im OP oder auf der Intensivstation gibt es solche einfach überzustreifenden Plastik-Überschuhe, um nicht den Dreck und die Keime von der Straße hineinzutragen. Kann man wahrscheinlich auch im gut sortierten Sanitätsfachhandel kaufen.«
    Dem skeptischen Blick von Kommissar Hermann begegnete er mit einer kurzen Bemerkung: »Meine Frau ist Chirurgin!«
    Das tat seine Wirkung. Hermann nickte und machte sich Notizen. »War’s das, Hermann?«, fragte Benno.
    »Noch eine kurze Bemerkung, Herr Kessler. Ich habe auf der Wendeltreppe und im Großteil des Erdgeschosses eine Substanz versprühen lassen, mit der man mittels UV-Licht überall Fußspuren nachweisen kann, auch wenn der Täter vorher nicht durch Staub gelaufen ist. Wenn er ein weiteres Mal kommt, können wir seinen gesamten Weg nachvollziehen und wissen, wo er in das Gebäude eindrang. Nur zur Sicherheit!«
    Ich wurde sofort hellhörig. »Das heißt also, Sie rechnen damit, dass der Kerl auch bei eingestelltem Publikumsverkehr mit Alarmanlage und doppelter Bewachung in das Gebäude eindringen kann?«
    »Ich gehe grundsätzlich immer vom schlimmsten Fall aus, Herr Wilmut, das ist mein Job!«Ein breites Gemurmel hob an. Damit hatte keiner gerechnet. Außer mir. In diesem Moment klopfte es, und Martin Wenzel trat ein, mit zerzaustem Haar und einem müden Gesichtsausdruck.
    »Guten Abend, die Herren!«
    Benno übernahm wieder die Führung: »Mit dem Bericht der Spurensicherung sind wir so weit wohl … klar …«, für einen Moment schien er müde und unkonzentriert, »ich schlage deswegen vor, nun den Bericht aus London zu hören. Herr Wenzel, sind Sie bereit?«
    »Bin ich. Um es kurz zu machen: Das Bild, das die englische Polizei bei einer Hausdurchsuchung im Hehlermilieu sichergestellt hat, ist nicht die gesuchte Original-Federzeichnung von Goethe. Es ist eine Fälschung. Keine sehr gute, aber dennoch eine Profiarbeit!«
    »Woran haben Sie das erkannt?«
    »Am Papier. Das bei der Fälschung verwendete Papier ist höchstens zehn Jahre alt. Ich habe von der Rückseite eine kleine Probe entnommen und einen einfachen chemischen Test durchgeführt. Die entsprechenden Reagenzien hatte ich bei mir.«
    Zum ersten Mal empfand ich einen gewissen Respekt vor Wenzels Arbeit.
    »Das heißt für uns …«, dachte Benno laut nach.
    Siggi war der Knackpunkt sofort klar. »Das heißt, jemand muss von dem Diebstahl des Gartenhaus-Bildes gewusst haben.«
    »Wieso?«, fragte ich.
    »Wir kennen die Hehlerszene, solch ein relativ unbekanntes Bild wird nicht einfach nur so kopiert. Das war eine Auftragsarbeit, die verkauft werden sollte, sobald der Diebstahl in Weimar bekannt werden würde. Allerdings hat Scotland Yard das Bild schon vorher bei dem Hehler gefunden, der es sozusagen auf Lager liegen hatte.«
    »Verdammt!«, schrie Benno und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Was ist hier eigentlich los? Wir haben eine strenge Nachrichtensperre verhängt und trotzdem weiß der Täter, dass Hendrik für uns arbeitet und Informationen über das gestohlene Bild sind bis nach London durchgesickert. Was, zum Teufel, läuft denn hier?«
    Keiner sagte einen Ton. Benno hatte natürlich recht, doch von solch einem Wutausbruch waren wir alle vollkommen überrascht. Selbst das Fagott kam nicht zum Einsatz.
    »Bitte«, rief Benno und stand ruckartig auf, »ich warte auf eine Erklärung! Irgendjemand in dieser verehrten Expertenkommission wird doch wohl eine Idee haben?« Sein bärtiges Kinn zitterte.
    Der OB

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