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Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)

Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)

Titel: Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Köstering
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das Budget der städtischen Bühnen kümmerte.
Einige Leute meinen, da wurde etwas gedreht, was, ist aber unklar. Der Mann
heißt Klaus Felder. Ich konnte ihn nicht mehr befragen, weil er nach Erfurt
gewechselt ist.«
    »Nach
Erfurt? Weißt du wohin genau?«
    »Angeblich
ins Kultusministerium, das muss aber noch überprüft werden. Zweitens: Dana
Hartmannsberger hatte Krach mit Jolanta Pajak.«
    »Wo?
Wann?«
    »2004
in Frankfurt. Die Pajak hatte dort ein Gastspiel.«
    »In
dieser Zeit war Liebrich bereits mit der Hartmannsberger zusammen, oder?«
    »Stimmt.«
    »Na ja,
wahrscheinlich der übliche Zickenkrieg …«
    »Das
war schon etwas mehr, denke ich. Dana Hartmannsberger hat Jolanta Pajak auf der
Bühne als ›Polaken-Intrigantin‹ beschimpft. Daraufhin hat die Pajak das
Gastspiel abgebrochen, was die Städtischen Bühnen Frankfurt mehrere
hunderttausend Euro gekostet hat. Das alles kam in die lokale Presse, die Dana
Hartmannsberger an den Pranger stellte. Wegen des öffentlichen Drucks wurde ihr
vom Generalintendanten gekündigt, obwohl Liebrich zu ihr hielt.«
    »Du
liebe Zeit!«
    »Seitdem
war sie arbeitslos, niemand wollte sie haben.«
    »Das
heißt, sie war drei Jahre arbeitslos?«
    »Stimmt.
Und wenn man nun davon ausgeht, dass Liebrich den Posten in Weimar anpeilte,
kann man sich denken, dass dies vielleicht die letzte Gelegenheit für Dana
Hartmannsberger gewesen wäre, ein Engagement zu bekommen. Unter Liebrichs
Generalintendanz.«
    »Du
meinst also, das wäre ein Motiv für Liebrich, Frau Pajak verschwinden zu
lassen?«
    »Klar.
Dazu kommt das Rachemotiv.«
    »Das
würde auch zu der Information passen, die ich heute Mittag bekam. Eine meiner
Studentinnen arbeitete als Praktikantin in der Dramaturgie des Frankfurter
Schauspiels. Sie sagt, Dana Hartmannsberger habe nie die Marie im ›Clavigo‹
gespielt, obwohl Liebrich das behauptet hat.«
    »Ja.
Passt!«
    »Doch
soweit ich weiß, hat Liebrich ein Alibi. Er war die ganze Zeit mit uns im
Theater-Café. Und dann noch die Sache mit Frau Kirschnig.«
    »Wer
ist das?«
    »Die
Zweitbesetzung hinter Jolanta Pajak. Sie ist an Grippe erkrankt.«
    »Ach
so, das wusste ich nicht, Siggi hatte wohl nicht genügend Zeit, mir alle
Details zu berichten. Das spräche wiederum für Liebrich, vorausgesetzt, er
wusste von der Zweitbesetzung.«
    »Das
müsste man abklären …«
    »Das
muss Siggi machen, ich gebe alles an ihn weiter, auch deine Ideen und
Einschätzungen. Davon abgesehen, Hendrik, darf ich mal was sagen?«
    »Natürlich.«
    »Dafür,
dass du mit dem Fall Pajak nichts zu tun haben willst, steckst du bereits ganz
schön tief drin.«
    So
verblüfft wie in diesem Moment war ich schon lange nicht mehr. Kaum wurde mir
bewusst, dass Richard recht hatte, schlug meine Verblüffung in Ärger um. In
Wut. Aber ich war nicht wütend auf Richard, auch nicht auf Siggi oder Benno,
sondern ich spürte eine Wut auf mich selbst.

14. Frankfurt, Am Großen Hirschgraben
     
    Beim Frühstück hielt Mutter es
nicht mehr aus. »Habt ihr eigentlich euren Streit beilegen können?«, fragte sie
in dem Bemühen, ganz unbeteiligt zu wirken.
    »Na
ja«, sagte ich.
    Es entstand
eine Pause.
    »Möchtest
du noch Kaffee?«
    »Ja,
bitte.«
    »Und
noch ein Brötchen?«
    »Ja,
bitte.«
    »Erzählst
du mir von dem Problem?«
    »Ja,
bitte.« Sie lächelte. »Also Mutter!«
    »Ich
frage doch nur mal …«
    »Ja,
aber wie!«
    Sie
lachte. »Du kennst mich doch!«
    Meine
Mutter hatte solch ein ansteckendes Lachen, davor war niemand gefeit. Auch ich
nicht. Ich liebte ihr Lachen. Es ließ sie so jung und vital aussehen. Und es
vertrieb meine schwarzen Gedanken an ein Leben ohne sie.
    »Benno
will sich als Frankfurter Oberbürgermeister bewerben.«
    Das
Lachen blieb ihr fast im Hals stecken. »Benno?«
    »Ja,
Benno. Und er will Sophie in Weimar zurücklassen.«
    »Warum
das denn?«
    »Selbstverwirklichung.«
    Sie
schüttelte ungläubig den Kopf. »Aber Sophie will doch bestimmt nicht weg aus
Weimar.«
    »Stimmt.
Woher weißt du das?«
    »Sie
hat auf Leos letztem Geburtstag so eine Andeutung gemacht. Außerdem kann ich
das verstehen. Ich wollte damals auch nicht weg aus Weimar. Aber alle sprachen
davon, dass Berlin abgeriegelt werden sollte, möglicherweise durch eine Mauer.
Da siegte die Vernunft deines Vaters. Es fiel mir unsagbar schwer …«.
    »Ich
weiß, Mutter. Und Sophie würde es auch sehr schwer fallen.«
    Plötzlich
schien ihr ein Gedanke gekommen zu sein. »Dann ist Benno also der

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