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Götter der Lust

Götter der Lust

Titel: Götter der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia May Hart
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eine. Überall zarteste Gewebe – bedruckter Musselin, bestickte Seide. Sie nahmeines der Musselinkleider und schüttelte das Seidenpapier aus seinen Falten heraus.
    Sie hielt es vor sich und sah stirnrunzelnd an sich hinab. «Myles!», rief sie und fand es schrecklich, so auf ihn angewiesen zu sein.
    Er trat in die Tür. «Ja?», fragte er mit leiser Stimme.
    «Ich glaube kaum, dass ich da reinpassen werde.»
    Myles seufzte und verschränkte die Arme. «In deiner modernen Unterwäsche wohl kaum.»
    «Ich ziehe aber kein Korsett an», erklärte Abby kategorisch mit finsterem Blick.
    Er streckte die Hände in die Höhe, als wolle er kapitulieren. «Dann sollten wir es vielleicht besser gleich mit Myladys Kleidern probieren. Ich versichere dir, dass sie der neuesten Mode entsprechen.»
    Abby schnitt eine Grimasse, faltete das Kleid wieder zusammen und legte es in die Truhe zurück. «Gehen wir!»
    Sie verließ hinter ihm das Schlafzimmer der Prinzessin und folgte ihm durch zwei Korridore. Er betrat einen weiteren Raum mit dunkler Holzvertäfelung und hellgrünen Wänden, der von einem großen Himmelbett beherrscht wurde.
    Sie gingen ins angrenzende Ankleidezimmer, und Myles öffnete den Deckel einer Truhe. «Probier mal eines von diesen hier.» Er zog ein schlichtes Musselinkleid hervor, das mit einer breiten Bordüre aus schwarzer Stickerei eingefasst war.
    Sie zog Bluse und BH aus, griff nach dem Kleid und zog es über den Kopf. Der Musselinstoff fiel an ihr herab wie ein weites Nachthemd.
    Sie warf Myles einen verzweifelten Blick zu.
    Er lachte. «Es hat Schnürbänder.» Er trat vor. «Wenn du erlaubst   …»
    Abby stand da wie ein Mannequin, während Myles um sieherumging und die Bänder einmal hier anzog und dann dort wieder hineinsteckte.
    Schließlich trat er ein paar Schritte zurück und betrachtete sein Werk. «Na also», sagte er stolz.
    Dann zog er sie vor einen Spiegel. Abby blinzelte ungläubig angesichts des äußerst femininen Bildes, das sich ihr bot. Nur ihr kurzes Haar wollte nicht so recht zum Kleid passen.
    Myles zauste einmal durch ihre Locken. «Kurzes Haar ist anscheinend gerade modern, was? Ein hübsches Band würde sich da gut machen.»
    Abby beobachete ihn im Spiegel. «Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, du bist schwul.»
    «Schwul?», fragte er stirnrunzelnd und legte ihr die Hände von hinten auf die Schultern. Ihre Haut fing sofort an zu glühen. Absurd. Schon die kleinste Berührung bewirkte, dass sie ihn haben wollte.
    Sie trat vor und drehte sich zu ihm um. «Ein Homosexueller.»
    Myles’ Gesichtszüge erstarrten, und ihm fiel die Kinnlade herunter. Er kniff kurz die Augen zusammen und hatte sich schnell wieder erholt. «Das glaube ich kaum.»
    Abby zuckte mit den Schultern. «Na ja, mit der Garderobe von Frauen scheinst du dich immerhin recht gut auszukennen.»
    «Das sollte doch wohl eher für meine sexuelle Erfahrenheit sprechen und nicht   …» Er verstummte.
    Er sah so kummervoll drein, dass Abby Mitleid mit ihm hatte. «Ich sagte ja auch, wenn ich es nicht besser wüsste», beschwichtigte sie ihn und legte ihm dabei die Hand auf den Arm. «Danke für die Hilfe.»
    Myles hakte sich bei ihr ein und geleitete sie aus dem Ankleidezimmer. «Du siehst nicht gerade froh aus.»
    Sollte sie nun zugeben, dass sie sich dafür hasste, jedem seiner Wünsche nachzugeben? Besser nicht. «Ich kann mir einfach schwer vorstellen, in diesen Klamotten auf Dachböden herumzukriechen.» Sie hob das Kleid an. «Es ist so unpraktisch. Hier ist doch niemand außer dir, also warum soll ich es tragen?»
    «Weil du keine Zeit zum Umziehen haben wirst, wenn plötzlich jemand kommt.»
    Sie musste zugeben, dass der Kleiderwechsel wesentlich länger gedauert hatte als erwartet. «Na schön», blaffte sie, wütend darüber, nun auch noch auf die letzten Annehmlichkeiten modernen Lebens verzichten zu müssen. Sie ließ den Blick durch das Zimmer schweifen und schnappte sich eine Kordel, mit der die Bettvorhänge zurückgebunden waren. Der grüne, samtige Stoff fiel nach vorn, während sie sich die lange goldene Kordel um die Taille schlang. «Wenn ich das hochnehme und hier reinstecke   …» Innerhalb von Sekunden hatte sie ein Minikleid geschaffen. «Jetzt muss ich nur noch die Kordel abmachen, um mich umzuziehen.»
    Grinsend führte Abby das Ergebnis ihrer Verwandlung vor.
    Myles lächelte zurück. «Ich muss gestehen, dass mir die neue Mode gefällt.»
    Sie schnaubte verächtlich.

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