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Götter der Lust

Götter der Lust

Titel: Götter der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia May Hart
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nicht erklären lassen.»
    Sie verdrehte die Augen. «Die moderne Wissenschaft hat für alles eine Erklärung.»
    «Aber nicht dafür.»
    Das konnte Abby nicht bestreiten. «Nein, dafür nicht. Noch nicht.»
    «Aber Abigail   –»
    «Abby», berichtigte sie ihn und errötete. Nur Verwandte und gute Freunde durften sie Abby nennen, und nun hatte sie es auch ihm erlaubt. Aber Myles war für die nächsten zweihundert Jahre womöglich auch der einzige Mensch, der so etwas wie ein Freund für sie sein konnte.
    «Abby», schnurrte er mit einem warmherzigen Lächeln.
    In der nun folgenden Stille vergaß Abby ihr Gespräch. Sie sah nur noch seinen leidenschaftlichen braunäugigen Blick, und als er eine Hand auf ihren Schenkel legte, fühlte sie, wie die von ihm ausstrahlende Wärme ihre Haut durchströmte.
    Er räusperte sich und richtete den Blick auf die Straße. «Aber Abby», sagte er, nun in einem anderen, eindringlicheren Ton. «Aber Abby, wenn du nicht mit deinen Plänen gekommen wärst, würde ich wahrscheinlich noch immer ziellos durchs Haus irren und vergeblich nach der Statue suchen.»
    «Noch haben wir sie nicht gefunden», erinnerte Abby ihn stirnrunzelnd. «Und warum sollte irgendein übernatürliches Ding wollen, das ich dir helfe?»
    «Vielleicht weil es gefunden werden will.»
    Abby kniff die Augen zusammen, und ihr Unbehagen wuchs. Sie musste wieder an ihren ersten Eindruck von Myles Hardy denken, als er ihr ein wenig einfältig vorgekommen war.
    «Und was ist ‹es›?»
    «Eine Statue.»
    «Und was für eine Statue?» Warum musste sie ihm eigentlich jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen?
    «Eine griechische Gottheit.»
    «Es gibt viele Statuen von griechischen Gottheiten. Warum soll ausgerechnet diese etwas Besonderes sein?»
    Myles ließ seine Peitsche über dem Rücken des Pferdes knallen und hantierte umständlich mit den Zügeln, bevor er antwortete. «Vielleicht gebe ich auch zu viel auf das Gefasel meiner Großmutter. Sie wollte nicht, dass ich die Statue finde. Sie meinte, sie wäre aus gutem Grund versteckt worden.»
    «Aber sie leidet doch unter Demenz.»
    «Richtig.» Er schenkte ihr ein kurzes Lächeln. «Aber wie auch immer du hierhergekommen sein magst – ich bin froh darüber.»
    «Glaubst du wirklich an das Übernatürliche?»
    Er warf ihr einen entschuldigenden Blick zu. «Du bist das erste übernatürliche Ereignis, das ich je erlebt habe. Vorübergehend dachte ich zwar, meine Großmutter hätte recht gehabt. Aber wahrscheinlich ist deine Vermutung richtiger, dass es sich um ein Technologie aus der Zukunft handelt, die weder du noch ich kennen. Vielleicht bist du irgendeinem Zeitreisenden in die Quere gekommen.»
    Abby zuckte mit den Schultern, auch wenn ihr Mieder sie bei der Bewegung behinderte. «Alles ist denkbar.»
    Über einen gewundenen, von Buchen gesäumten Fahrweg erreichten sie schließlich das Haus. Myles brachte das Pferd auf Trab, und Abby musste ihre Haube festhalten, damit der Wind sie nicht wegwehte.
    Er fuhr bis hinter das Haus und half ihr vom Einspänner herunter. «Ich kümmere mich um die Kutsche und komme dann zu dir rein», erklärte er und gab ihr einen Klaps auf den Hintern.
    Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu und ging in die Küche. Obgleich Myles seine Vermutungen bezüglich übernatürlicher Kräfte mehr oder weniger zurückgenommen hatte, verunsicherte sie schon der bloße Gedanke, dass er so irrational sein könnte, an so etwas zu glauben. Selbst die übelsten Charmeure verfügten gewöhnlich wenigstens noch über einen Rest von Verstand.
    Sie nahm ihre Haube ab und schleuderte sie auf den Küchentisch. Übernatürlich hin oder her – sie war nun einmal hier, und daran war nichts zu deuteln. Also konnte sie ebenso gut Myles’ Anregung aufgreifen und sich nützlich machen.
    Sie rollte die Pläne aus und brütete über ihnen, bis Myles vom Hof in die Küche kam. «Ich glaube, ich bin in den Plänen auf etwas Merkwürdiges gestoßen. Sieh es dir mal selber an.»
    Sie trat beiseite und deutete mit dem Zeigefinger auf die Stelle, die sie meinte. «Hier und hier.» Sie zeigte auf eine ungewöhnlich dicke Wand. «Und wenn du dir dann die Grundrisse vom nächsten Stock ansiehst   …» Wieder deutete sie darauf.
    Myles betrachtete schweigend die Pläne.
    «Was meinst du? Ist das baulich bedingt?» Abby linste ihm über die Schulter. «Vielleicht als Teil der Außenwand eines früheren Gebäudes? Das würde die Wandstärke erklären.»
    «Aber nicht,

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