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Götter der Lust

Götter der Lust

Titel: Götter der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia May Hart
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Erinnerungsvermögen des Herzogs.» Myles drehte seine Unterlippe zwischen Zeigefinger und Daumen.
    «Du weißt genau, dass ich recht habe», beteuerte Abby beharrlich, als sie spürte, dass er ins Schwimmen geriet. «Ich bin zwar keine Expertin, was die Spielregeln dieser Zeit anbelangt, aber wie wahrscheinlich wäre es wohl, dass du dich so kurz entschlossen mit einer Frau aus einer bekannten Familie verheiratet hättest?»
    Myles warf ihr einen langen Blick zu. «Ich könnte gut mit einer Frau aus einer geachteten Familie verheiratet sein. Mein Stammbaum geht weit zurück, und meine Familie ist durchausrespektiert, auch wenn sie, was ihr Vermögen anbelangt, nur noch ein Schatten dessen ist, was sie früher einmal dargestellt hat.»
    «Du würdest also in eine andere verarmte Adelsfamilie einheiraten?»
    Myles zuckte widerwillig die Achseln. «Es wäre unfair, mir zu unterstellen, dass ich des Geldes wegen heiraten würde.»
    Abby schnaubte verächtlich. «Genau das hast du aber versucht.»
    Er ging nicht weiter auf die Bemerkung ein und schnitt nicht einmal eine Grimasse. «Aber der alte Herzog würde auch sagen, dass ich eher einer von der unzuverlässigen Sorte bin. Da wäre eine Verbindung mit einer entsprechenden Frau   –»
    «Wie bitte?», unterbrach ihn Abby. «Ich bin nicht unzuverlässig. Ich bin pünktlich, praktisch veranlagt und alles andere, was man mit ‹zuverlässig› in Verbindung bringt. Genau die Sorte Frau, die ein unzuverlässiger Typ braucht, um ihn auf dem Pfad der Tugend zu halten.»
    Sein Grinsen wirkte so selbstzufrieden, dass Abby sich schon fragte, ob er sie auf den Arm genommen hatte. Sie beäugte ihn misstrauisch. Warum überließ er es ihr, sämtliche naheliegenden Schlussfolgerungen zu ziehen?
    «Somit hätten wir also meine Gegenwart erklärt», sagte Abby noch immer stirnrunzelnd. «Aber welche Entschuldigung haben wir dafür, dass wir überhaupt hier sind?»
    «Kommt drauf an, wer von der Familie zuerst auftaucht», antwortete Myles unbeschwert. «Ist es der junge Winterton, hängen wir uns einfach an ihn. Der Knabe ist recht abenteuerlustig.»
    «Und wenn es anders kommt?»
    «Dann sagen wir eben, wir hätten erwartet, ihn hier zutreffen. Und bevor du fragst, was ist, wenn er gar nicht die Absicht hat herzukommen – nun, dann erkläre ich einfach, unsere Briefe hätten ihn offenbar nicht rechtzeitig erreicht.»
    «Aber dann müssen wir hier weg», gab Abby zu bedenken.
    Myles zuckte mit den Schultern. «Das wird nicht die letzte Chance sein, an die Statue zu kommen. Vielleicht gelingt es ja in der nächsten Saison.»
    «Du meinst im Winter?»
    Er betrachtete sie, als wäre ihr gerade ein zweiter Kopf gewachsen. «Mit dieser Art von Fragen läufst du Gefahr, dich selbst zu entlarven. Als ‹Saison› bezeichnet man bei uns die Zeit, in der die Mitglieder des Landadels in London weilen, um an Sitzungen des Parlaments teilzunehmen und nach Bräuten Ausschau zu halten.»
    «Ah.» Abby nahm sich vor, niemandem außer Myles Fragen zu stellen. «Und wann beginnt die nächste Saison?»
    «Im Frühling. Aber sie sollten ohnehin noch in London sein.» Er runzelte die Stirn. «Es ist noch nicht kalt. Ich frage mich, was wohl geschehen sein kann   …»
    «Meinst du, jemand hat dem Herzog gesteckt, dass du hier bist?»
    «Dann hätten uns die Bediensteten längst mit Mistgabeln aus dem Haus getrieben.» Myles schüttelte den Kopf. «Nein, es muss einen anderen Grund geben. Wir müssen das unbedingt herausfinden, denn es könnte nützlich für uns sein.»
    «Ich hatte ja keine Ahnung, dass du so ein Intrigant bist.»
    «Nein?» Sein charmantes Lächeln hatte etwas Boshaftes an sich. «Ich lasse keine Gelegenheit aus, Abby. Daran solltest du immer denken.»
    Abby nickte. Dann stand sie auf und ging zum Fenster, von dem aus man den äußersten linken Teil des hügeligen Parkgeländes vor dem Haus überblicken konnte. Die Einfahrt für dieKutschen, auf der der Kies in der Sonne des späten Nachmittags golden glänzte, war ganz rechts gerade noch zu sehen.
    «Dann warten wir also ab.»
    Myles hatte sich in den Sessel fallen lassen und die Augen geschlossen. Abby drehte sich wieder zum Fenster um und betastete den schweren goldenen Ring an ihrem Finger.
    Es fiel ihr schon schwer, sich vorzustellen, dass sie in der Zeit zurückgeworfen worden war. Noch unwahrscheinlicher aber erschien ihr die Tatsache, dass sie sich in der aufregendsten sexuellen Beziehung wiederfand, die sie jemals gehabt

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