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Götter der Lust

Götter der Lust

Titel: Götter der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia May Hart
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richtete sich auf und zog auch Abby in den Stand. «Aber gleich nebenan ist eine Bibliothek; sehen wir doch mal nach, ob der alte Herr ein lateinisches Wörterbuch besitzt.»
    Abby hielt ihn fest. «Meinst du nicht, es könnte unter dieser Stufe sein?» Sie stieß mit dem großen Zeh gegen die Stufe mit der Inschrift.
    Myles hielt inne. «Schon möglich.» Er kniete erneut nieder und beugte sich über die Stufe. Abby musste sich zusammennehmen, um ihm nicht durchs Haar zu fahren. «Sie ist fest eingemauert.»
    «Dann brauchen wir Werkzeug», meinte Abby.
    Myles stand wieder auf und umarmte sie kurz. «In der Tat. Aber ich denke, für eine so schmutzige Arbeit ziehst du besser deine modernen Kleider an.»
    «Vielleicht hättest du daran denken sollen, bevor du mich hierhergebracht   –»
    «Shh!», zischte Myles und hielt ihr eine Hand über den Mund.
    Mit weit aufgerissenen Augen lauschte Abby. Was hatte Myles so erschreckt? Sie konnte zunächst nichts Außergewöhnliches hören.
    Bis sie hörte, wie eine Tür sich schloss. Und dann noch eine.
    Abby wand sich unter seinem Griff und blickte ihn von der Seite an. «Ich fürchte, die Besitzer sind zurückgekommen.» Er ließ sie los. «Das werden erst die Bediensteten sein, um alles vorzubereiten, aber wir müssen uns zeigen.»
    «Können wir nicht einfach weglaufen?»
    Myles schüttelte entschieden den Kopf und stieg die letzten Stufen zum Studierzimmer hinab. «Unmöglich. Nicht solange die Statue in diesem Haus ist. Ich habe dir doch gesagt, dass ich die Familie kenne. Wir denken uns irgendeine Geschichte aus.» Er nahm ihre Hand und zog sie ans Tageslicht. «Komm, wir müssen unsere Kleider säubern und deine Sachen verstecken, bevor die Diener sie finden. Gott sei Dank hatte ich uns ein Gästezimmer ausgesucht.»
    Sie gingen zur Tür des Studierzimmers, und Myles linste hinaus, erst in die eine Richtung und dann in die andere. Dann nahm er sie bei der Hand. «Los, schnell!»

Kapitel 7
    Sie rannten so schnell wie möglich die Treppe hinauf, ohne sich darum zu kümmern, ob jemand sie hören konnte. Myles’ Stiefel waren auf den hölzernen Dielen selbst dort nicht zu überhören, wo der Boden mit Teppichen ausgelegt war. Abby rannte hinter ihm her, und auch ihre Schuhe klackerten auf dem Boden.
    Abby konnte nur hoffen, dass niemand sie gesehen hatte.
    Im Schlafzimmer angekommen, schob Myles Abbys Koffer unter das Bett. Dann sorgte er dafür, dass die Tagesdecke weit genug herabhing, um sie zu verbergen. Abby stand derweil vor dem Spiegel und versuchte, die Falten aus ihrem Kleid zu streichen.
    «Zieh dein Kleid aus», wies Myles sie an. Er sah ihr zu, wie sie mühsam ihre Stiefel abstreifte. «Wir müssen dir anständiges Schuhwerk beschaffen. Etwas Flaches und nicht   –» Er fand kein passendes Wort.
    «Klobig?», ergänzte Abby. «Ich habe ein Paar Ballerinas dabei, im Koffer unter dem Bett.»
    Seufzend holte Myles sie hervor, während Abby ihre Stiefel wegschleuderte. Dann schlüpfte sie in die flachen Schuhe.
    «Und jetzt noch ein Band für dein Haar.» Myles wühlte in der Frisierkommode, in der Hoffnung, eines zu finden. Er hielt ein ausgeblichenes grünes hoch, das an den Enden bereits ein bisschen ausgefranst war. «Das muss genügen.»
    Abby machte daraus eine Art Haarband und trat vom Spiegel zurück, um ihr Werk zu betrachten. «Geht es so?»
    «Das hoffe ich.» Myles kaute auf der Unterlippe und beäugte sie kritischer als Abbys bester schwuler Freund. Sie seufzte. Womöglich würde sie Richard nie wiedersehen.
    Schließlich nickte Myles. «Jetzt müssen wir uns noch eine Geschichte ausdenken.»
    «Ich dachte, sie kennen dich.»
    «Mich schon», bestätigte Myles mit leidender Miene und ließ sich auf den Stuhl am Fenster sinken. «Aber dich nicht. In dieser Zeit hast du keinerlei Verwandtschaft und keine Beziehungen.»
    Sie bekam es mit der Angst zu tun. «Ich habe doch dich», flüsterte sie mit heiserer Stimme. Sie gab nur höchst ungern zu, wie sehr sie von ihm abhängig war, doch ihr blieb keine andere Wahl, als ihn an sein Versprechen zu erinnern.
    «Natürlich.» Sein warmherziges, ungekünsteltes Lächeln ließ ihr Herz höherschlagen. «Aber ich fürchte, ich kann dir keine große Hilfe sein.»
    «Mir reicht es schon, wenn man mich nicht mit einem Arschtritt hinausbefördert», erklärte Abby, während sie ihn im Spiegel anblickte.
    Seine Lippen zuckten in seinem ansonsten strengen Gesicht. In der kurzen Zeit ihrer Bekanntschaft war er nie

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