Götter der Lust
ergibt keinen Sinn. Da sind jetzt die Bediensteten untergebracht. Dort kann man keinen Eingang verstecken.»
«Vielleicht ist er ja unter Putz verborgen», meinte Abby. «Gibt es im Stall oder sonst wo einen Hammer?»
«Es könnte auch sein, dass das nur der spätere Eingang ist und der alte irgendwo anders zugemauert wurde.» Myles runzelte die Stirn. «Gibt es denn keine andere Möglichkeit? Keinen anderen Zugang zu diesem Keller?»
«Er liegt unter der Erde», seufzte Abby. «Wir könnten uns ja einfach von oben hineinbuddeln.»
«Das wäre schwer heimlich zu bewerkstelligen und noch schwerer zu erklären», meinte Myles und zupfte an einem Ende der Blaupausen. «Aber es ist schon spät. Wir sollten unsdie Pläne besser noch einmal bei Tageslicht ansehen, wenn wir ausgeschlafen sind.»
Er legte die zusammengerollten Blaupausen zur Seite. «Im Augenblick möchte ich dich einfach nur im Arm halten, Ms. Abby Deane, und zusehen, wie du einschläfst.»
Schlafen – die Vorstellung gefiel ihr. «Jetzt warst du aber sehr förmlich, Mr. Hardy. Soll das heißen, das mit dem Schlafen ist dir ernst?»
Er grinste, und seine Sorgen schienen wie weggeblasen. «Voll und ganz.» Dann schlug er die Bettdecke zurück und begann, sich auszuziehen.
Abby sah ihm dabei zu, schleuderte ihre Pantoffeln weg und zog ihre Strümpfe aus. Als sie dann aber das Oberteil ihres Kleides öffnen wollte, musste sie warten, bis Myles ihr zu Hilfe kam.
Er drehte sie um und öffnete die Schnürbänder, die ihr Kleid zusammenhielten.
Sie betrachtete seinen nackten Rücken, auf dem sich unübersehbar die Muskeln abzeichneten. Sein loses braunes Haar streifte bei jeder Bewegung über seine breiten Schultern. «Es gibt doch nichts Schöneres, als von einem attraktiven nackten Mann ausgezogen zu werden.»
Er lachte. «Da würden mir schon noch ein paar Sachen einfallen.» Er stand auf und zog ihr die Bluse über den Kopf. Ganz nackt stand sie vor ihm. «Aber nicht heute Nacht.» Seine dunklen Augen funkelten gefühlvoll. «Heute Nacht will ich dich einfach nur im Arm halten.»
Doch kaum lag sie in seinen Armen, zweifelte sie, dass sie beide in dieser Nacht allzu viel Schlaf abbekommen würden. Was für eine Schande, dachte Abby, dass sie zweihundert Jahre in die Vergangenheit reisen musste, um einen richtigen Mann zu finden.
Als Abby erwachte, sah sie Myles am Fenster stehen. Er war splitternackt und hatte lediglich einige der Pläne in der Hand. Zum Glück hielt er sie so hoch gegen das Licht, dass sie freie Sicht auf seinen perfekten Körper hatte.
Den Kopf auf eine Hand gestützt, genoss sie den Anblick seiner strammen, runden Hinterbacken. Seine helle, glatte Haut hätte fast unschuldig gewirkt, wäre da nicht das Spiel seiner Muskeln gewesen und die unverkennbaren Anzeichen für den Liebesakt der vergangenen Nacht – rote Halbmonde an den Stellen, wo sich ihre Fingernägel in seinen Rücken gebohrt hatten.
Das Rascheln von Papier lenkte ihre Aufmerksamkeit nach oben.
Myles grinste sie über die Schulter hinweg an. «Gefällt dir der Anblick?»
«Sehr.» Ein selbstzufriedenes Lächeln spielte um ihre Lippen. «Und, hast du den Leuten draußen vor dem Fenster ordentlich was geboten?»
«Wohl kaum», seufzte er, «die Fensterbank ist zu hoch.»
«Was für ein Jammer», bemitleidete Abby ihn und setzte sich auf. «Hast du etwas gefunden?»
Myles nickte und wurde ernst. «Ja, ich bin auf deinen Keller gestoßen.» Er brachte die Pläne zu ihr und breitete sie auf ihrem Schoß aus. Abby vermied es, auf seine Leistengegend zu blicken, und konzentrierte sich auf die Blaupausen.
«Dein Keller ist hier.» Er deutete auf die betreffende Stelle. «Hier ist die Küche, aber der übrige Raum ist leer, abgesehen von ein paar Stützmauern und Säulen.»
Er setzte sich neben sie, ließ die Pläne los und sah zu, wie sie sich zusammenrollten. «Einige gegenwärtig in diesem Haus existierende Räume sind hierauf nicht zu finden. Deshalb lautet meine Theorie, dass irgendwann zwischen meinerund deiner Zeit gewisse Veränderungen vorgenommen wurden.»
Abby runzelte die Stirn. «Was ist jetzt dort?»
«Eine Brennerei, ein Lagerraum und Kammern für die Dienstboten. Aber ich habe mir alles schon genau angesehen, Abby. Da werden wir die Statue nicht finden, weil es gar keinen Platz gibt, sie zu verstecken.»
Abby stieß die Pläne auf den Boden und versetzte den Rollen einen Fußtritt. «Warum war dann das lateinische Wort in die
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