Götter der Lust
bedeutet dir etwas», flüsterte Abby. «Das genügte mir.»
Er rieb sich das Gesicht. «Und du dachtest wirklich, dass ich da drinnen war?»
Abby errötete. «Ich wollte, dass du es bist.»
Myles legte ihr verlegen einen Arm um die Schultern. «Ich muss mich wohl entschuldigen, Ms. Deane –»
«Nicht Abby?», fragte sie leise.
«Die Ernsthaftigkeit der Entschuldigung erfordert eine förmliche Ausdrucksweise», erklärte er und nahm die Hände vom Gesicht. Er sah sie mit großen, gramerfüllten Augen an. «Abby, ich entschuldige mich in aller Form dafür, dass ich überreagiert habe.»
Sie lehnte sich an ihn und genoss seine Wärme. «Mir tut es auch leid.»
Er küsste sie auf den Kopf. «Du vergibst mir also?»
Sie blickte zu ihm auf und sah seine Lippen dicht an den ihren. Sie feuchtete ihre eigenen an. «Voll und ganz.»
Ihre Münder fanden sich. Sie fühlte sich an einen behutsamen ersten Kuss erinnert, und beide besiegelten damit ihren Willen, sich wieder zu vertragen.
Ihre Lippen teilten sich und ließen ihn ein. Sie schlang ihm die Arme um den Hals, um ihm klarzumachen, dass sie auch weiterhin bei ihm bleiben wollte.
Er zog sie aufs Bett, erforschte ohne jede Hast ihren Mund und ließ zu, dass sie dasselbe mit ihm tat.
Sie begehrte ihn noch immer, und ihr Verlangen brannte sich tief in ihren Bauch. Auch ihre Klitoris glühte – zumindest fühlte sie dort noch immer etwas, obwohl sie so gründlich befriedigt worden war. Konnte sie schon wieder?
Dann plötzlich drehte sie den Kopf weg und schnappte nach Luft. «Myles!»
Er stützte sich über ihr auf. «Was hast du denn?»
«Ich hatte ja noch gar keine Gelegenheit, es dir zu erzählen. Ich weiß jetzt, was
hypogaeum
bedeutet!»
In seinen Augen erwachte neues Leben, und sein Blick verriet seine wahre Leidenschaft. Es war nicht seine Leidenschaft für sie. «Verrätst du es mir?»
«Natürlich.» Wie hätte sie ihm das verweigern können? «Es bedeutet
Keller
.»
«Keller?»
«Du hast dort bereits gesucht?» Abby versuchte, nicht allzu enttäuscht zu klingen.
«Wie denn?», entgegnete er stirnrunzelnd. «Es gibt hier gar keinen Keller.»
Kapitel 10
«Was willst du damit sagen …?» Abby packte ihn an den Schultern. «Natürlich gibt es einen! Wo hast du die Pläne?»
Er wälzte sich von ihr herunter und ging auf den kleinen Schrank zu, in dem seine Sachen waren. «Ich habe sie da drin versteckt.» Er zog sie heraus und kam zum Bett zurück.
Abby stand mit wackligen Beinen auf und machte Platz, damit er die Blaupausen auf dem Bett ausbreiten konnte.
«Zeig es mir.» Myles deutete auf die Pläne. «Wo soll dieser Keller sein? Dieses Haus hatte nie einen Keller.»
Abby beugte sich über das Bett und strich die Papierrolle glatt. Sie blätterte die Seiten durch, bis sie zu der kam, die sie suchte. «Hier.»
«Und was befindet sich in der Zukunft dort?»
«Gar nichts. Nackte Wände, ein völlig leerer Raum. Wenn ich mich recht entsinne, hieß es in dem Bericht, dass man darin Holzkohlespuren von Bränden gefunden hat.»
«Das klingt nicht gerade vielversprechend.»
«Wenn man bedenkt, dass du noch nicht einmal von diesem Keller wusstest und dass sich der Hinweis auf der geheimen Treppe befand …» Sie verstummte und warf ihm einen ungeduldigen Blick zu.
«Einen Versuch ist es doch aber wert, oder?», fuhr Abby fort. «Es ist sonst nicht deine Art, so schnell die Flinte ins Korn zu werfen.»
Er lehnte sich an das Kopfende des Bettes. «Ich bin schonzu oft enttäuscht worden, Abby.» Er zeigte auf die Blaupausen. «Und wie kommen wir in diesen Keller?»
«Der Eingang muss derzeit gut versteckt sein, andernfalls hättest du ihn längst gefunden.»
Ihr Vertrauen in seine Fähigkeiten entlockte ihm ein Lächeln. «Und in deiner Zeit?»
«Vielleicht ist der Eingang ja auch erst später als jetzt hinzugefügt worden», warnte Abby ihn. «Trotzdem sollten wir dort anfangen.»
Sie beugte sich über die Pläne und blätterte auf der Suche nach dem Zugang vom darüberliegenden Stockwerk aus vor und zurück. «Das ist alles so kompliziert …»
Obwohl sie sehr wohl merkte, dass Myles schon ungeduldig mit den Füßen scharrte, ließ sie sich davon nicht hetzen. Nähme sie die Pläne zu hastig in Augenschein, bestand die Gefahr, dass sie die entscheidenden Stellen übersah. Dann plötzlich zeigte sie aufs Papier. «Hier. Hier muss der Eingang heute sein.»
Myles überprüfte die Lage des Eingangs auf beiden Blättern. «Das
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