Götter der Lust
Herzog einen irritierten Blick zu, bevor sie sich wieder Myles zuwandte. «Du solltest dich jetzt besser setzen und uns alles über Dionysos erzählen – und wenn ich
alles
sage, meine ich auch alles.»
Er runzelte die Stirn. «Er ist der griechische Gott der –»
«Ich meine die rätselhaften Worte deiner Großmutter und den wahren Grund dafür, warum du die Statue unbedingt finden wolltest.»
«Das habe ich dir doch schon gesagt: um ihn der Dilettanti-Gesellschaft zu zeigen und dort aufgenommen zu werden – eine Ehre, die man meinem Vater verweigerte.» Myles runzelte noch immer die Stirn. Warum stellte sie eine so merkwürdige Frage? «Welchen Grund sollte ich sonst gehabt haben?»
«Mich dazu bringen zu wollen, den Gott aus der Statue zu befreien.»
Myles wischte sich mit der Handfläche über den Mund.
Oh Gott. «
Das ist doch nicht dein Ernst! Glaubst du das wirklich?»
Abby kaute auf ihrer Unterlippe herum. «Es war schließlich deine Idee, die Statue zu suchen und mich dazu zu bringen, sie zu ficken.»
Myles merkte, dass der Herzog dabei nicht mit der Wimper zuckte. Er verzog die Lippen bei dem Gedanken, was Abby dem Herzog in seiner Abwesenheit womöglich sonst noch alles gesagt haben mochte.
«Dein Grinsen beweist mir, dass du mich hereingelegt hast!», klagte Abby ihn an.
«Habe ich nicht. Mich hat lediglich deine Wortwahl amüsiert.»
«Es kommt hier gar nicht darauf an, was ich sage oder wie ich es sage, Myles. Du hast mich
angelogen
.»
«Ist das die Art und Weise, wie ihr Beziehungen beendet bei euch in der Zu …» Myles verstummte. Er wollte nicht, dass es mit Abby zu Ende war. Nicht so. «Kann ich unter vier Augen mit dir sprechen?»
Der Herzog verschränkte die Arme. «Ich hielte das für gar nicht klug.»
Abby warf ihm einen vernichtenden Blick zu. «Auch Ihr habt nicht das Recht, mir Vorschriften zu machen.» Sie stand auf und wischte sich ihre staubigen Hände an ihren Röcken ab.
Erst jetzt fiel Myles auf, wie zerzaust und mitgenommen sie aussah. Was hatte Abby durchmachen müssen? Er streckte die Hand nach ihr aus, aber sie zuckte zurück.
«Ich schaffe das schon allein.»
Wie konnte er diese sture Frau nur davon überzeugen, dass er die Wahrheit gesagt hatte?
Kapitel 14
Im Flur lehnte sich Myles erschöpft an die Wand. Seine Chancen standen schlecht. Er musste sich eingestehen, dass alles gegen ihn sprach. «Mir fällt nichts ein, was ich dir noch sagen könnte, um dich von der Wahrheit meiner Worte zu überzeugen. Ich hatte doch keine Ahnung, dass das alles geschehen würde.»
«Und das soll ich dir glauben? Ich fühle mich wirklich ausgenutzt, Myles.»
«Ausgenutzt? Von wem? Vom Herzog? Oder von Dionysos?» Ihr Gesicht nahm einen träumerischen Ausdruck an. Er schnippte vor ihren Augen mit den Fingern. «Komm zu dir, Abby. Ich bin ebenso überrascht wie du. Ich schwöre, ich wusste davon nichts.»
«Nicht einmal von deiner Großmutter?» Abby verschränkte die Arme, was ihren Busen bestens zur Geltung brachte. Er sah, dass sie wieder einmal ihr Korsett abgelegt hatte.
«Alles, was ich hatte, war dieses Rätsel meiner Großmutter.» Er erinnerte sich an ihre Warnung. «Sie hat viel vor sich hin phantasiert, wie im Delirium. Aber jetzt … jetzt ergibt einiges von dem, was sie gesagt hat, auf einmal doch einen Sinn.» Er ließ sich langsam zu Boden sinken. «Mein Gott, ich hätte genauer hinhören und ihr mehr Glauben schenken sollen.» Er schlug die Hände vors Gesicht. «Was habe ich nur getan?»
«Wusstest du, wie … wie man die Statue benutzt?» Erspürte, wie sie neben ihm kauerte und ihm die Hand auf die Schulter legte.
Er schüttelte den Kopf. «Ich hatte keine Ahnung. Ich war so aufgeregt darüber, dass wir sie gefunden hatten. Das war doch nur ein Jux, ein bisschen Spaß … dachte ich jedenfalls.» Er biss die Zähne zusammen und zwang sich, ihren Blick zu erwidern. «So wie wir oben unseren Spaß haben.»
Abbys harte Miene wurde weicher, und sie küsste ihn auf die Stirn. «Es wird alles gut. Vielleicht weiß der Herzog ja eine Lösung, oder wir finden etwas in den Papieren der Familie.»
Myles stieß sich von der Wand ab. «Nein, nichts wird gut. Dio …» Er verstummte, als er an die glasigen Augen dachte, die sie bei der Erwähnung seines Namens eben bekommen hatte. «Der Gott hat dich am Haken, Abby.»
Sie richtete sich auf, und ihre Nasenflügel zuckten. «Ich weiß.» Sie half ihm hoch, und er zog sie an sich. Sie hielt ihn
Weitere Kostenlose Bücher