Götter der Lust
in irgendeinen Club in London aufgenommen zu werden.»
«Die Dilettanti-Gesellschaft?», schnaubte der Herzog verächtlich. «Und darauf seid Ihr hereingefallen?»
Abby zwinkerte. «Was?»
«Hat er auch erzählt, dass dieses Haus einmal im Besitz seiner Familie war?»
«Hat er. Und ebenso, dass sie das Land wegen des Bürgerkriegs verloren und auch nach Wiedereinsetzung der Monarchie nicht zurückbekommen hätten.»
Der Herzog beschrieb vor sich mit den Fingern einen Bogen. «Ja, mein Vorfahr hat dafür gesorgt, dass sie ihren Grund und Boden nie zurückbekamen. Warum sie den Gott niemals wieder zum Leben erweckt haben, haben wir nie herausfinden können, jedenfalls waren sie seine Hüter.»
Abby kaute nachdenklich auf der Unterlippe. «Vielleicht war ja das Wissen um ihn zwischenzeitlich verlorengegangen. Myles wusste ja auch nicht, wo die Statue war. Er hatte lediglich ein paar ziemlich wirre Aussagen seiner Großmutter, die überhaupt keinen Sinn ergaben.»
«Aber wie wusste er dann, wie man sie zum Leben erweckt?»
Abby schloss verärgert die Augen. Sie war wütend auf Myles,weil er sie angelogen und dazu gebracht hatte, ihm bei seiner Suche zu helfen. «Ich ziehe es vor zu glauben, dass er nichts davon wusste. Mir kam es jedenfalls vor wie purer Zufall.»
«Und Ihr habt den Gott erweckt, indem Ihr geschlechtlichen Verkehr mit ihm hattet?»
Abby nickte.
«Wer hatte die Idee dazu?»
«Myles.» Abby verteidigte ihn noch immer, wenn auch nicht mehr ganz so überzeugt. «Ich hatte ein paar … äh … Sexspielzeuge dabei, Dildos und so, und Dionysos – die Statue – kam uns auch plötzlich vor wie ein großes Spielzeug.»
«Eine frischverheiratete Frau mit solchen Hilfsmitteln? Und das bei einem Ehemann, der als Schürzenjäger gilt?» Der Herzog kniff die Augen zusammen. «Waren diese Spielzeuge ein Hochzeitsgeschenk von ihm? Wollte er Euch auf diese Weise für diese Aufgabe vorbereiten?»
«Nein!», protestierte Abby. «Sie gehörten mir schon, bevor wir uns kennenlernten.» Sie hob resignierend die Hände. «Das ist doch absurd. Es ist eben geschehen; wieso sollte es eine Rolle spielen, wie genau es abgelaufen ist?»
«Weil wir einen Weg finden müssen, die Sache rückgängig zu machen.»
«Woher wisst Ihr, dass das überhaupt möglich ist?», fragte Abby.
«Weil einer
meiner
Vorfahren ihn in Stein und Gold einschloss und zur Statue werden ließ.» Aus dem Lächeln des Herzogs sprach nostalgische Genugtuung. «Und jetzt bin ich an der Reihe, handeln zu müssen.»
«Ich glaube, das müsst Ihr mir der Reihe nach erklären. Dionysos beklagte sich über einen – wie nannte er ihn?– einen ‹hinterhältigen Athener›. Wollt Ihr etwa behaupten, von diesem Typen abzustammen?»
«Ja. Meine Vorfahren lockten den Gott in die Falle und bewachten ihn, bis er gestohlen wurde.»
«Von Myles’ Vorfahren», vermutete Abby.
«Ganz genau. Sie waren Kaufleute, damals im dreizehnten Jahrhundert, aber im Bürgerkrieg konnten wir die Statue wieder in unseren Besitz bringen. Damals wurde sie so gut versteckt, dass wir sie nie mehr wiederfanden.»
«Sie war auch für Myles’ Familie verloren. Wer immer sie Eurer Familie stahl, behielt den Grund dafür für sich.»
«Ihr verteidigt ihn noch immer, trotz allem, was er getan hat.» Der Herzog blickte sie verblüfft an.
Ihr voller Bauch verkrampfte sich. «Er hat noch keine Chance gehabt, mir seine Version der Geschichte zu erzählen.» Abby versuchte, fair zu bleiben.
«Ihr sprecht sehr verwegen zu einem, der einen so viel höheren gesellschaftlichen Rang für sich beanspruchen kann als Ihr.»
Abby zuckte die Achseln. «Gesellschaftliche Stellung ist mir nicht so wichtig. Und meinen Respekt werdet Ihr Euch erst verdienen müssen.»
«Dafür genügt es nicht, dass ich Euch geholfen habe, Euch vom Zauber des Dionysos zu erholen?»
Diese Frage war nicht ganz unberechtigt, wie sie einräumen musste. Sie nickte abrupt. «Tut mir leid. Das alles ist natürlich mein Fehler.»
«Allerdings», bestätigte der Herzog. «Und deshalb werdet Ihr mir auch dabei helfen, die Sache zu bereinigen. Meine Frau, meine Tochter und vermutlich auch mein Sohn sind bereits in den Bann des dionysischen Gefolges geraten. Ihr werdet mir helfen, sie davon zu befreien.»
«Und Myles auch», ergänzte Abby stirnrunzelnd, als sie an die Frauen denken musste, die Myles abgeschleppt hatten.«Auch er ist in Gefahr … selbst wenn er gerade seinen Spaß haben sollte», fügte sie
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