Götter der Lust
fest.
In ihm erwachte der Beschützerinstinkt. Auch wenn Dionysos sie aus eigennützigen Motiven hierhergebracht hatte, nahm Myles sich fest vor, sich um sie zu kümmern. Er wollte nicht zulassen, dass sie eine Anhängerin des Gottes wurde, wahnsinnig vor Verlangen. Sie sollte nur Verlangen nach ihm empfinden. Nur nach ihm? Er verdrängte den Gedanken. Warum sollte er zulassen, dass er verletzlich wurde? Falls sie keinen Erfolg hatten …
Abby zog sich ein wenig von ihm zurück. «Es tut mir leid, Myles», flüsterte sie.
«Ich bin froh, dass du mir glaubst.» Er drückte ihr Kinn hoch. «Ich bin nicht bereit, dich aufzugeben, Abby. Ich werde diesen Gott bekämpfen, bis du wieder in Sicherheit bist.»
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. «Ich müsste jetzt wohl sagen, dass ich schon selber für mich sorgen kann. Ich bineine moderne Frau, Myles.» Sie schniefte und wischte sich mit dem Handrücken über die Nase. «Aber es war trotzdem nett von dir, das zu sagen. Sehr nett sogar.»
Er streichelte ihre Wange. «Können wir überhaupt etwas tun, um ihm Einhalt zu gebieten?»
«Dem Gott?» Abby zuckte mit den Achseln. «Wenn man dem Herzog folgt, ja, und zwar geht es ja nicht nur um den Gott, sondern auch um sein Gefolge.» Sie zupfte an seinem Arm. «Und jetzt komm, wir haben noch viel Arbeit vor uns.»
***
Lucy trat auf dem oberen Treppenabsatz aus dem Schatten. Phoebe, die hinter dem Geländer kauerte, blickte zu ihr auf. «Was hat das zu bedeuten?», flüsterte Lucy.
«Dass ich nicht mehr lange bei dir bleiben kann, wenn sie ihr Ziel erreichen.» Phoebes Traurigkeit färbte ihre sinnliche Stimme tiefer.
Lucy strich ihr tröstend übers Haar. «Das werden wir ja sehen.»
Elaine stand aus ihrem Bett auf und schaute auf den dösenden Satyr hinunter. Von der Taille aufwärts war er in jeder Hinsicht ein Prachtstück von einem Mann. Und obwohl ihr Körper süchtig war nach seiner Fähigkeit, ihr Freuden zu schenken, die sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht erhofft hätte, störten seine tierischen Beine sie doch sehr.
Sie hatte sich ihm so vollständig ausgeliefert, dass sie über seine Andersartigkeit noch kaum nachgedacht hatte. Selbst noch immer nackt, warf sie die Bettdecke zurück, um seinen ganzen Körper betrachten zu können.
Er lag auf dem Bauch, die Gliedmaßen in alle Richtungen von sich gestreckt, die Arme um ein Kissen geschlungen. Siestreckte die Hand aus und berührte seine haarige Hüfte – oder besser seine Flanke?
Demetrios’ Muskeln zuckten, als wolle er eine Fliege verscheuchen, und sein kleiner Schwanz zuckte mit.
Elaine hielt still. Würde er aufwachen und ihre sorgenvollen Gedanken lesen? Sie wartete, bis sie sicher war, dass er noch schlief, bevor sie ihn erneut berührte.
Diesmal zuckte seine Flanke nicht, und er ließ sie sein graumeliertes Fell streicheln. Dieses Fell war nicht so drahtig und rau wie das einer echten Ziege, sondern fühlte sich angenehm weich an.
Sie schob die Finger hinein und ließ sie über kräftige Muskeln gleiten. Dann fuhr sie über die Knochen und Sehnen seines Unterschenkels, der rund und stark war und kein bisschen deformiert.
Genau wie sein Penis. Ihre Lippen zuckten. Dieses prächtige Organ verdiente es, näher untersucht zu werden.
Ihre Fingerspitzen glitten über seinen harten Huf, von dem sie ein wenig Staub abwischte. Sie setzte sich wieder aufs Bett und legte die Hand auf seinen Knöchel.
Trotz der Unterschiede zwischen ihnen war sie noch immer voller Verlangen nach ihm. Was machte es schon, dass er anders war? Er verstand sie um so vieles besser, als jeder andere Mensch es bislang auch nur versucht hatte, besser sogar, als sie sich selber verstand. Er blickte durch die Mauern, die sie um sich herum errichtet hatte, um sich vor Verletzungen zu schützen, und er durchbrach sie alle. Was konnte sie ihm zurückgeben? Sie wusste nicht, woher er kam, wollte aber nicht, dass man ihn vernichtete.
Sie biss sich auf den Handknöchel. Das war die bisher größte Herausforderung ihres jungen Lebens. Von ihrer Familie vernachlässigt zu werden war nichts dagegen. Siebrauchte ihm nur ihre Liebe zu geben, vollständig und bedingungslos.
War sie dazu fähig? Konnte sie diese Kreatur lieben, die so anders war als sie selbst und in dieser ihrer Welt eigentlich keinen Platz hatte?
Demetrios drehte sich um, und sie sprang erschreckt auf. Sie hielt sich die Hand vor den Mund, um zu verbergen, wie schockiert sie war. Er betrachtete sie mit
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