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Götter der Nacht

Titel: Götter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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die dritte, die der Krieger sah. Er hoffte inständig, dass es ihm diesmal gelingen würde, sie zu durchschreiten.
    Die anderen stiegen ab und betrachteten die Pforte voller Ehrfurcht. Lana, die zum ersten Mal einem greifbaren Beweis für das Abenteuer ihrer Vorfahren gegenüberstand, wurde von ihren Gefühlen überwältigt und schluchzte auf.
    »Seht Ihr, ein Feuer könnte ihr vermutlich nicht viel anhaben«, sagte Rey unbeholfen und legte der Priesterin tröstend einen Arm um die Schultern.
    »Und was machen wir nun, Freundin Corenn?«, fragte Bowbaq.
    »Wir warten, bis es Nacht wird«, antwortete sie, ohne zu zögern. »Und halten uns bereit.« Und wir beten, setzte sie in Gedanken hinzu.
    Denn falls der Ewige Wächter beschloss, sich ihnen zu zeigen, würden sie viel mehr verlieren als nur eine Dekade ihrer Lebenszeit.
     
     
     
    Niemand verspürte Hunger, und so verzichteten sie auf das Abendessen. Andererseits wäre es eine willkommene Ablenkung gewesen, etwas zu essen. Denn die Zeit wurde ihnen lang, und es schien ewig zu dauern, bis die Sonne vollständig hinter dem Horizont verschwunden war.
    Vor allem Yan erging es so. Er wusste, dass der Erfolg ihres Vorhabens allein von ihm abhing. Was, wenn er sich irrte, was Usuls Geschenk betraf? Was, wenn sich die Pforte
in dieser Nacht nicht öffnete und all ihre Hoffnungen vergebens waren?
    Seine Gefährten legten ihre Waffen nicht mehr aus der Hand, und selbst Bowbaq hielt seinen Streitkolben ständig umklammert. Grigán hatte Corenn einen Dolch in die Hand gedrückt, und Lana nahm widerstrebend Reys Armbrust an sich. Auch Yan trug sein Schwert am Gürtel. Doch er wusste, dass ihre Waffen gegen den Ewigen Wächter nichts würden ausrichten können, falls dieser so furchteinflößend war wie der Leviathan, den Achem beschrieben hatte.
    Bei jedem Knacken und verdächtigen Rascheln zuckten sie zusammen, doch zumeist wurden die Geräusche von den Pferden verursacht, die sie frei gelassen hatten. Die Tiere streiften im Wald umher, knabberten an Moos und niedrigen Zweigen und entfernten sich dabei immer weiter. Sollte es den Erben gelingen, die Pforte zu durchschreiten, würden sie die Pferde ohnehin nicht mehr brauchen. Andernfalls hätten sie genug Zeit, sie wieder einzufangen.
    Ihr Gepäck hatten sie am Fuß des uralten Rindenbaums abgelegt. Ihnen war klar, dass sie es nicht mitnehmen konnten, falls sie vor dem Lindwurm fliehen mussten. So trugen die Erben alles, was ihnen unersetzlich schien, am Körper. Es war ein seltsamer Anblick: Grigán war von Kopf bis Fuß bewaffnet, und Lana hielt ihr Exemplar des Buchs der Weisen in der Hand. So streiften sie um die Pforte herum, nicht anders als ihre Pferde.
    Die nächtliche Kälte trieb sie bald dazu, sich dicht aneinanderzudrängen, wie schon in der Nacht zuvor. Doch diesmal blieben sie stehen. Müdigkeit verspürte keiner von ihnen.
    »Vielleicht könnten wir doch ein kleines Feuer entzünden«,
sagte Rey zähneklappernd. »Das wird doch niemanden umbringen.«
    »Vielleicht schon«, schmetterte Grigán den Vorschlag ab. »Wir müssen einfach abwarten.«
    Während er in der finsteren Kälte inmitten seiner Freunde stand, ging Yan abermals durch den Kopf, wie seltsam das Leben doch war. Er hätte nie gedacht, dass er eines Tages die Grenze zu den Ländern des Ostens überqueren würde, und nun befand er sich nicht nur mitten im Land Oo, sondern wartete auch noch darauf, dass sich eine magische Pforte öffnete, während er zugleich hoffte, dem unsterblichen Ungeheuer zu entkommen, das sie bewachte.
    »Ich habe etwas gehört«, sagte Léti plötzlich.
    Corenn fuhr herum und starrte auf die Pforte, doch nichts geschah. Es handelte sich nicht um das Pfeifen, das dem Öffnen der Pforte vorausging.
    »Nein, nein!«, rief die junge Frau. »In den Bäumen.« Auch die Pferde hatten etwas bemerkt. Sie hoben die Köpfe, verharrten einen Moment reglos und ergriffen dann die Flucht, angetrieben vom Urinstinkt aller Tiere: dem Drang zu überleben.
    Grigán nahm den Bogen, der ihm von der Schulter hing, und zielte mit einem Pfeil auf die umliegenden Wipfel. Seltsamerweise hatten die Schlingpflanzen den Rindenbaum mit der Pforte verschont. Nur um die obersten Äste wanden sich einige Ranken. Die Nachbarbäume hingegen waren wie der Rest des Waldes vollkommen überwuchert.
    In der nun folgenden Stille glaubten alle ihre Herzen schlagen zu hören. Und schon ging es wieder los: Blätter raschelten und Äste knackten unter der Last eines

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