Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Götter der Nacht

Titel: Götter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
Vom Netzwerk:
gewaltigen Körpers, der sich flink fortbewegte.
    »Der Ewige Wächter«, raunte Lana.

    »Still!«, sagte Grigán tonlos.
    Er versuchte zu erahnen, wo sich das Ungeheuer verbarg, und in der Dunkelheit blieb ihm nur sein Gehör.
    Links von ihm brach ein Ast, dann gegenüber, und gleich darauf rechts. Wieder gegenüber? So schnell kann er sich doch nicht fortbewegen, dachte er verwirrt. Vielleicht sind es mehrere …
    Als er die Ohren noch ein wenig mehr spitzte und aufmerksam das Geraschel verfolgte, das sich rasch durch das Pflanzendach bewegte, kam ihm ein Gedanke.
    »Eine Schlange!«, flüsterte er. »Der Ewige Wächter ist eine verfluchte Schlange.«
    Seinen Gefährten lief ein Schauer über den Rücken. Die Vorstellung, dass ein Ungeheuer in Schlangengestalt durch die verschiedenen Ebenen aus Schlingpflanzen glitt, versetzte sie in Angst und Schrecken. Das Riesenreptil war die Königin dieses Waldes, und die Bäume trugen mühelos ihr Gewicht, das sich auf einen zehn Schritte langen Körper verteilte.
    Voller Entsetzen hörten sie, wie das Geräusch immer näher kam.
    Der Lindwurm schlängelte sich auf sie zu.
    »Grigán, vielleicht könnten wir jetzt doch ein kleines Feuer machen«, sagte Rey heiser.
    Plötzlich ertönte ein schrilles Pfeifen, das immer mehr anschwoll, bis es ihnen in den Ohren dröhnte. Hinter den Erben erschien ein kleiner Lichtpunkt unter der Pforte und warf einen schwachen Schimmer auf Bowbaq, der damit beschäftigt war, zwei Feuersteine aneinanderzuschlagen.
    Ein Funke sprang aus seinen Händen und entzündete den kleinen Haufen trockener Zweige, den sie aufgeschichtet hatten.

    Das Licht der Pforte wurde heller, bis sie regelrecht von ihm geblendet wurden. Die Baumriesen im Umkreis bogen sich wie Grashalme im Wind.
    Bowbaq blies auf das zarte Flämmchen, das etwas größer wurde.
    Das Licht der Pforte verblasste und wich einem Nebel. Mit zugeschnürter Kehle trat Yan vor die wabernde Fläche.
    Grigán spannte einen Pfeil in die Sehne, ohne die Bäume aus den Augen zu lassen.
    Aus der zögerlichen Flamme entstanden mehrere andere, größere, gierigere. Bowbaq fütterte sie mit kleinen Zweigen, zitternd vor Angst und Kälte, völlig vertieft in seine Aufgabe.
    Der Nebel der Pforte lichtete sich, und dahinter erschien eine Gebirgslandschaft.
    Die Spitze eines präparierten Pfeils entzündete sich in den Flammen.
    Der Pflanzenvorhang teilte sich, und heraus schoss der Ewige Wächter.
    Die Erben wichen einen Schritt zurück und unterdrückten einen Entsetzensschrei. Yan musste seine ganze Willenskraft aufbieten, um sich weiter auf die Pforte zu konzentrieren, und Rey hätte beinahe sein Rapier fallen lassen.
    Die Schlange ähnelte derjenigen, die Rey gebissen hatte. Nur war dieses Exemplar zwanzigmal, vielleicht sogar dreißigmal größer.
    Das Ungeheuer riss das Maul auf und fauchte bedrohlich. Man hätte meinen können, es wollte sie alle auf einmal verschlingen. Aber noch war es fünfzehn Schritte entfernt.
    Das Bild der Landschaft hinter der Pforte wurde klarer. Das Jal’dara, dachte Yan bewegt. Wir sind da.
    Der Lindwurm glitt über den Boden und reckte den Kopf
zwei Schritte in die Luft. Der Rest seines Körpers war immer noch zwischen den Bäumen verborgen.
    Ein Riesenungeheuer, dachte Corenn. Und es ist wütend.
    Das Ungetüm stellte seinen Kragen auf und fauchte erneut. Dabei kam es weiter auf sie zu, immer schneller.
    »Beeil dich, Yan!«, flehte Lana.
    Yan hob eine zitternde Hand vor das Gesicht und betrachtete die andere Welt durch seine Finger. Sie schien so nah … Hätte er nicht das seltsame Gefühl gehabt, sie durch eine Wasseroberfläche zu betrachten, wäre die Illusion perfekt gewesen.
    Er streckte die Hand aus und spürte nichts. Doch in der Finsternis konnte er den Abstand nicht richtig einschätzen, und so fragte er sich, ob er vielleicht noch zu weit von der Pforte entfernt war. Langsam trat er einen Schritt vor.
    Und war im Jal’dara.
    Grigán zielte eine ganze Weile mit dem brennenden Pfeil auf das Untier. Doch die Waffen der Sterblichen beeindruckten den Ewigen Wächter nicht. Schließlich hob der Krieger den Bogen und schoss in die Luft. Der Pfeil zog eine glühende Bahn durch die Schlingpflanzen, die den Wald der Baumriesen im Land Oo beherrschten.
    Der Lindwurm hielt inne und richtete sich auf, um den Weg des Pfeils zu verfolgen. Dann glitt er noch wütender als zuvor auf Grigán zu.
    Der Krieger spannte die brennenden Pfeile, die Corenn ihm reichte, in

Weitere Kostenlose Bücher