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Götter der Nacht

Titel: Götter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Ith dulden?«, fragte Grigán Lana. »Dämonisten, die Kinder opfern. Alle anderen Königreiche haben sie mit einem Bann belegt.«
    »Die Heilige Stadt steht allen offen«, sagte die Priesterin mit einem Anflug von Bedauern. »Der König wacht darüber, dass sie sich ruhig verhalten. Die Wahl der Opfergaben bleibt nun einmal jedem selbst überlassen, solange es sich nicht um Menschenopfer handelt. Tieropfer sind nicht verboten.«
    »Was?«, rief Bowbaq, stieg von seinem Pferd und musterte die Männer in den grünen Hemden finster.

    Yan legte ihm eine Hand auf die Schulter, und der Riese sah fragend zwischen dem jungen Mann und den Dämonisten hin und her. Plötzlich zersprang die Tür des Margolinkäfigs in tausend Stücke. Die Nagetiere ergriffen sogleich die Flucht und sorgten für Aufruhr unter den Pilgern.
    Ihr Besitzer fluchte in einer fremden Sprache, während seine Gefährten ihn lauthals beschimpften. Bowbaq schenkte Yan ein dankbares Lächeln, und der junge Mann zwinkerte ihm zu. Den Käfig mit Magie zu öffnen, war ein Kinderspiel gewesen. Die anschließende Reglosigkeit hatte er dieses Mal kaum gespürt.
    Doch Bowbaq fand, dass die Männer eine noch härtere Strafe verdient hatten. Er drang in den Geist eines der Pferde ein, woraufhin sich das verängstigte Tier aufbäumte und seinen Reiter unter dem spöttischen Gelächter der Umstehenden abwarf. Mit zufriedenem Gesicht stieg Bowbaq wieder auf sein Pferd und ignorierte Corenns tadelnden Blick.
    Sie ließen sich mit dem Strom der Pilger durch das Stadttor treiben, das zwar offen stand, dafür aber recht schmal war. Lana führte sie zu einem Pferch.
    »In der Heiligen Stadt sind Pferde verboten«, erklärte sie. »Selbst hier in Unterstadt sind Reiter nicht gern gesehen. Die Straßen in Ith sind noch älter als die in Romin, und der König möchte die geschichtsträchtigen Pflastersteine bewahren. Deshalb lässt man die Pferde hier.«
    »Ich dachte, die Emaz würden über die Stadt herrschen«, sagte Léti erstaunt.
    »Die Emaz geben den Entscheidungen des Königs und seiner Ratgeber ihren Segen. Bisweilen schlagen sie ein Gesetz vor. Doch die Macht liegt in den Händen desjenigen,
der die Krone Li’uts trägt. Die Hohepriester kümmern sich nicht um Handelsverträge oder derlei lästige Dinge, und der König mischt sich nicht in die Angelegenheiten des Tempels ein. Das funktioniert tadellos«, erklärte Lana voller Begeisterung.
    Corenn machte ein zweifelndes Gesicht. Sie musste daran denken, dass die Rechtschaffenheit der Emaz oftmals nur vorgetäuscht war. In Wahrheit überließen sie dem itharischen König nur wenig Macht. Doch sie wollte Lana die Illusionen nicht rauben. Die Priesterin würde noch früh genug lernen, wie das Leben spielte und die Menschen miteinander umgingen. Falls die Erben überhaupt jemals wieder ein gewöhnliches Leben führen würden.
    Sie ließen ihre Pferde in der Obhut eines Knechts zurück, dem sie dafür einige Rupien zahlten. Dann mischten sie sich unter die Menschen, die sich durch die Unterstadt schoben. Lana, die in Ith aufgewachsen war, führte sie durch das Gewirr der Gassen.
    »Ihr bringt uns doch zur Heiligen Stadt, oder?«, fragte Grigán, den plötzlich ein seltsames Gefühl beschlich.
    »Zuerst müssen wir Euch Masken kaufen«, erklärte die Maz. »Ohne sie dürft Ihr die Heilige Stadt nicht betreten.«
    »Und diese Masken kaufen wir natürlich dort, wo Euch niemand kennt?«
    Lana blieb wie angewurzelt stehen und senkte errötend den Blick. »Daran habe ich nicht gedacht«, gestand sie. »Ich wollte Euch zu dem Händler führen, bei dem meine Eltern ihre Masken zu kaufen pflegten.«
    Grigán wandte sich ab, entfernte sich einige Schritte und atmete tief durch. Immer musste er auf der Hut sein. Immer musste er für alle mitdenken. Sie waren zu siebt, doch die Gefahr war zwanzigmal größer, als wäre er allein.

    »Von mir aus können wir ruhig zu diesem Maskenhändler gehen«, sagte er beherrscht, nachdem er zu den anderen zurückgekehrt war. »Ihr müsst nur eben draußen auf uns warten.«
    Lana kam sich schrecklich dumm vor. Während sie ihren Weg fortsetzten, ging ihr auf, dass sie alle Vorsicht in den Wind geschlagen hatte, seit sie in Ith angekommen war. Die Heilige Stadt. Ihre sauberen, verwinkelten Gassen. Der Blumenberg. Die schattigen Plätze und grünen Gärten. Die Brücke über den Alt. Und doch hatten die Züu gerade hier versucht, sie zu ermorden. Sie durfte nicht vergessen, warum die Erben diese

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