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Götterdämmerung

Götterdämmerung

Titel: Götterdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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und war einfach verschwunden. Sowohl Mears als auch dem Sicherheitsdienst war es zuzutrauen, ihre Telefonate zu kontrollieren. So viel zum Thema Vertrauen und Respekt, dachte sie ärgerlich. »Aber wehe dir, wenn du kenterst«, fuhr sie laut fort und versuchte, zum scherzhaften Ton von vorher zurückzufinden. »Dann kann ich noch nicht einmal letzte Worte auf irgendwelche Mailboxen sprechen.«
    »Ich bin der Nachkomme von Piraten. Owen Landrus Neffe kentert nicht«, entgegnete er gespielt beleidigt, und der Schatten, der sich kurzzeitig über sie gelegt hatte, war verschwunden. »Sonst ist er imstande und lässt mich von einer Voodoo-Königin durch die nächsten drei Leben verfolgen, weil ich Schande über die Familie gebracht habe.«
     
    ‹Betreff: Himmel Herrgott noch mal!
    Absender: [email protected]
    Empfänger: [email protected]
     
    Neil,
    ich will endlich ein ausführliches Expose für dieses Buch, wie oft soll ich dir das noch sagen? Und zwar eines, das mir versichert, dass wir nicht einer Reihe von Verleumdungsklagen entgegengehen. In letzter Zeit habe ich da ein paar sehr beunruhigende Dinge gehört. Verdammt, dieses Projekt sollte deinen Ruf wiederherstellen und nicht eine weitere Übung in unpatriotischem Zersetzungswahn werden!›
     
    ‹Betreff: Jetzt wird es ernst
    Absender: [email protected]
    Empfänger: [email protected]
     
    Neil,
    immer noch in Alaska? Immer noch die Sanchez-Geschichte? Hör zu, allmählich solltest du doch die Sinnlosigkeit erkannt haben. Du hast deinen Spaß gehabt, aber das ist wirklich eine schlechte Zeit, um sich mit Livion anzulegen. Die können jetzt wirklich keine schlechte Publicity gebrauchen, und wenn du meinst, du kannst dich während der unvermeidlichen Schlammschlacht in der Rolle des wackeren David gegen Goliath sonnen und auf die Unterstützung der Öffentlichkeit zählen, dann träume weiter. Neulich fragten mich nicht weniger als drei verschiedene Repräsentanten von Schwulengruppen hintereinander, ob es wahr sei, dass mein ehemaliger Partner mit irgendwelchen verrückten Theorien wieder die Zeiten in Amerika herbeiführen wollte, in denen AIDS-Patienten als von Gott gestraft galten und staatliche Hilfe ein ferner Traum war, und ihre jahrzehntelange Arbeit zunichte machen will etc. etc. Dann fragte mich ein Typ von der CANF, du weißt schon, der Kuba-Lobby, ob es wahr sei, dass du unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in Miami Leute interviewt hast, mit dem Ziel, Kubano-Amerikaner diskriminierend darzustellen. Die nächste Frage war, ob dich Castro finanziert. Wach auf, Junge. Die sind bereits dabei, zurückzuschlagen.
    Matt
    PS Hast du deine Handy-Nummer gewechselt? Ich habe versucht, dich anzurufen, und höre nur, dieser Teilnehmer sei nicht erreichbar.›
     
    ‹Betreff: Dringend
    Absender: [email protected]
    Empfänger: [email protected]
     
    Neil,
    nachdem du telefonisch nicht zu erreichen bist, versuche ich es so, in der Hoffnung, dass du irgendwann deine E-Mails abholst. Ruf bitte sofort an.
    Deirdre
    PS Das Autokennzeichen, das ich für dich überprüfen sollte, hat sich als hauseigen erwiesen. Du verstehst, was ich meine?›
     
    ‹Betreff: ihre Tätigkeit
    Absender: Norton-Hammings@dfpi. harvard.edu
    Empfänger: [email protected]
     
    Neil,
    angesichts Ihrer Abwesenheiten im letzten Semester und des Umstands, dass Sie sich ohne Rücksprache Urlaub genommen haben, statt zu versuchen, Ihre Versäumnisse wieder gutzumachen, wird es Sie nicht wundern, dass die Fakultät mehrheitlich entschieden hat, Ihre Tätigkeit bei uns nicht weiter zu verlängern.
    Mit freundlichen Grüßen
    Norton Hammings
    Kopie per Post›
     
    »Du hast schon Sommersprossen, weißt du das?«
    »Unmöglich. Das müssen Mückenstiche sein.« Die Inseln zwischen Seward und Valdez tauchten wie kleine verlorene Königreiche aus den Morgennebeln auf. Sie wollten eigentlich ohne Umwege nach Valdez, aber bereits die erste kleine Insel hatte sie dazu verführt, die Geschwindigkeit zu verlangsamen, bis Neil nur noch darauf achtete, mit dem Boot die Richtung zu halten. Er kannte Seelöwen und Seeotter aus Zoos, aber hatte sie noch nie in Freiheit gesehen. Für Beatrice traten sie wie alles andere zum ersten Mal aus der flachen Dimension des Bildschirms ins Leben, prall, spielerisch und mit einer eigenartigen Mischung aus Behäbigkeit und Grazie, die sich in ihre Träume schlich.
    Einige der Seeotter schwammen auf dem Rücken

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