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Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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Es gab sogar Tage, an denen nur die Furcht vor der Verdammnis mich davon abhielt, mein Leben wegzuwerfen. Obwohl ich mich niemandem anvertraute, blieb mein Zustand den Brüdern nicht lange verborgen, und es gab wohl auch Einwände gegen meine Teilnahme an dieser Mission. Schließlich ließ mich unser Vater Abt zu sich rufen, um mir die am Ende doch positive Entscheidung mitzuteilen und mich mit harten Worten an meine Pflichten zu erinnern. Heute weiß ich, dass er mich nicht verletzen wollte, sondern nur versucht hat, mich vor mir selbst zu schützen. Wahrscheinlich verdanke ich ihm mein Leben.«
    »Aber das löste Ihr Problem doch nicht wirklich«, hakte Farr ein wenig ungeduldig nach. »Und es erklärt auch nicht Ihren Sinneswandel im Hinblick auf Ihr Erlebnis.«
    »Sie haben recht, Commander. Ich sollte mich kürzer fassen und endlich zur Sache kommen.« Pater Markus lächelte entschuldigend. Er wirkte vollkommen entspannt, und allein die Art seines Lächelns, das von den Lippen über die Grübchen in seinen Mundwinkeln bis zu den Augen reichte, offenbarte die erstaunliche Wandlung, die innerhalb weniger Tage mit ihm vorgegangen war. »Eigentlich ist die Antwort ganz einfach, und ich habe lediglich so weit ausgeholt, um zu zeigen, was geschieht, wenn man das Wesentliche aus dem Auge verliert …«
    »Das ist sehr fürsorglich von Ihnen, Pater«, versetzte der Kommandant nicht ohne Ironie. »Aber was hat Ihre offensichtlich erfolgreiche Selbstbesinnung mit unserer momentanen Situation zu tun?«
    »Nichts und gleichzeitig eine ganze Menge«, erwiderte der Ordensmann kryptisch. »Als das Schiff in den Tunnel eintauchte und die Sterne verschwanden, war ich genauso verunsichert wie der Rest der Mannschaft. Und als dann auch noch durchsickerte, dass die Instrumente ausgefallen sind und die Triebwerke nicht mehr funktionieren, bekam ich regelrecht Angst. Allerdings sind wir dafür ausgebildet, mit solchen Situationen umzugehen. Also absolvierte ich ein paar Übungen, bis mir etwas einfiel, das normalerweise jeder Novize verinnerlicht haben sollte: Alles, was innerhalb der Schöpfung existiert, unterliegt Seinem Willen. Das klingt erst einmal banal, taugt aber als Grundlage jeder weiteren Betrachtung.«
    »Das ist mir zu allgemein«, widersprach Farr, »zumal niemand diesen Willen kennt. Die Singularität könnte auch ein Verbannungsort für allzu unternehmungslustige Raumfahrer sein.«
    »Zugegeben«, räumte Pater Markus ein. »Doch halten Sie das für wahrscheinlich?«
    »Nein, ich weiß nicht, womit wir es hier zu tun haben. Sie aber auch nicht.«
    »Das muss ich auch nicht. Wenn ich weiß, dass Er Herr aller Dinge ist, wovor sollte ich mich dann noch fürchten?«
    »Sie glauben, dass es so ist«, wandte der Kommandant ein. »Wissen ist etwas anderes.«
    »Das ist mehr oder weniger eine Definitionsfrage, aber eigentlich wollte ich auf etwas anderes hinaus.«
    »Und das wäre?«
    »Eine ebenfalls ziemlich banal klingende Schlussfolgerung, zu der ich seltsamerweise erst hier Zugang gefunden habe: Wenn alles, was existiert, Seinem Willen unterliegt, dann muss das doch zwangsläufig auch für diese künstlichen Intelligenzen und ihr angebliches ›Jenseits‹ gelten, mit dem ich die ganze Zeit über gehadert hatte. Verstehen Sie, was das für mich bedeutete?«
    »Ich versuche es«, erwiderte Farr zurückhaltend. »Wollen Sie damit sagen, dass dieser ominöse Verbund von KIs gar keine eigenen Ziele verfolgt, sondern nur Mittel zum Zweck ist?«
    »So ist es.« Der Pater nickte zufrieden wie ein Lehrer, der seinen Schüler mit einiger Mühe auf den richtigen Weg gebracht hat, und forderte damit Farrs Widerspruch heraus.
    »Entschuldigen Sie meine Begriffsstutzigkeit, Pater, aber wozu sollte ein zweites Jenseits gut sein?«
    »Wieso ein zweites, Commander?« Pater Markus lächelte, und es war, als erhellte ein Leuchten seine Züge. »Es gibt kein anderes.«
    Meinen Sie das im Ernst? , wollte der Kommandant einwenden, besann sich dann aber anders. Erstens war die Frage rein hypothetisch, und zweitens wollte er dem Pater nicht zu nahe treten, der offenbar einen Weg gefunden hatte, das Erlebte mit seinen religiösen Überzeugungen in Einklang zu bringen. Was er selbst davon hielt, war im Moment zweitrangig.
    »Eine interessante Schlussfolgerung«, erwiderte Farr vorsichtig. »In jedem Fall freue ich mich, dass es Ihnen wieder besser geht.«
    »Sie hätten Diplomat werden sollen, Commander«, bemerkte der Ordensmann mit einem

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