Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)
unsere Intelligenz. Wir kennen jedes Detail der Aktion, deine Anordnungen und vor allem wissen wir, wer an Bord der ausgelöschten Stadt war. Versuch nicht, uns zum Narren zu halten.«
»Also gut, dann wisst ihr es eben«, erwiderte der Schlangenmann mit einem verschlagenen Lächeln. »Aber nicht einmal ihr könnt es ungeschehen machen, dafür habe ich gesorgt. Diese widerliche Hure und ihre Lakaien haben es nicht anders verdient. Ich, Zudra, habe sie wie Kakerlaken zertreten – zertreten und ausgelöscht für alle Zeiten!«
»Du bist in vielerlei Hinsicht im Irrtum, Schlangenfreund«, versetzte der Junge kalt. »Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr. Meine Aufgabe beschränkt sich darauf, den hiermit bestätigten Regelverstoß zu ahnden, und genau das geschieht in diesem Moment. Leb wohl, Zudra … du zitterst doch nicht etwa?«
»Vor wem sollte ich Angst haben, etwa vor dir?«, höhnte der Turbanträger und lachte.
Doch sein Gelächter erstarb im nächsten Moment, als das Scheinwerferlicht schlagartig erlosch. Der Zuschauerraum lag in völliger Dunkelheit, und dort, wo eben noch der Junge gestanden hatte, schimmerten jetzt Sterne in der endlosen Weite des Alls. Doch sie verharrten nicht am Ort, wie sich alsbald herausstellte, sondern bewegten sich scheinbar auf den Betrachter zu und glitten dann seitlich vorbei wie bei einer Raumflugsimulation.
Irgendwann verlangsamte sich das Tempo der vorbeiziehenden Himmelskörper und das unsichtbare Raumschiff steuerte auf eine Struktur zu, die sich bei weiterer Annäherung als Doppelsternsystem erwies. Der größere Stern schimmert rötlich wie eine glühende Kupfermünze, der andere war weiß und deutlich lichtschwächer. Dennoch schien dieser eher unscheinbare Zwergstern das Ziel zu sein, denn das Kameraauge nahm ihn direkt ins Visier. Er war noch immer kaum größer als eine Stecknadelkuppe, als offenbar wurde, was seine Besonderheit ausmachte: Er wurde von einem kosmischen Trümmerfeld eingehüllt wie von einer Schale. Tausende und Abertausende Objekte unterschiedlichster Größe bildeten eine fast undurchdringliche Mauer und jagten in erschreckender Geschwindigkeit heran, als das Schiff in das Trümmerfeld eintauchte. Mehr als einmal verfehlten sie Kamera und Schiff nur um Haaresbreite, und die Zuschauer atmeten hörbar auf, als der Trümmergürtel endlich durchquert war.
Der Weg Richtung Sonne war nun frei, doch das Raumschiff – und inzwischen zweifelte niemand mehr daran, dass es sich um ein reales Raumschiff handelte – schien ein anderes Ziel zu haben, denn es schwenkte scheinbar unmotiviert in eine Umlaufbahn ein. Der Grund wurde Sekunden später offenbar, als ein winziger Himmelskörper in den Fokus des Kameraauges geriet. Das Objekt wurde rasch größer und war eindeutig künstlicher Natur: eine fliegende Stadt mit einer blau schimmernden Schutzkuppel, die in ihrem makellosen Glanz beinahe unwirklich erschien. Das unsichtbare Schiff drosselte jetzt seine Geschwindigkeit, als wolle es der Stadt Gesellschaft leisten oder gar dort anlegen.
Bevor es jedoch dazu kam, wechselte die Perspektive, und der Betrachter sah sich in einen lichtdurchfluteten Raum versetzt, dessen riesiges Panoramafenster den Blick auf eine gepflegte Parkanlage freigab. Das Anwesen war von weißen Mauern gesäumt, die die Kuppeln der Feldgeneratoren verbanden wie die Türme einer Festung.
Der Raum selbst wurde von einem cockpitähnlichen Arbeitsplatz dominiert, einer halbkreisförmigen Anordnung von Monitoren, Projektionsblöcken und Steuerelementen.
Der Mann davor schwebte halb sitzend, halb liegend in der Luft. Offenbar ruhte er auf einem Prallfeld. Er war jung, dunkelhaarig und trug einen blütenweißen Anzug, der die gesunde Bräune seiner Haut vorteilhaft zur Geltung brachte. Seine Augen standen offen, dennoch wirkte er abwesend wie ein Traumwandler. Etwas an seinem Kopf war über ein Kabel mit der Konsole verbunden.
Im nächsten Moment ertönte ein Schrei und der Körper des Mannes bäumte sich auf wie unter einem starken Stromstoß. Er sprang auf, riss sich das Kabel vom Kopf und hob die Arme schützend vors Gesicht.
Aber es war zu spät.
Ein orangeroter Feuerstrahl brach durch die verglaste Fensterfront und ließ seinen Körper auflodern wie ein Insekt in einer Kerzenflamme. Die Schreie des Mannes füllten den Raum und verstummten erst, als das dunkle, zappelnde Etwas im Zentrum der Flamme vergangen war. Dann war nur noch das Rauschen des Brandes zu hören, der sich wie
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