Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)
Asche untersucht haben, bestreiten sogar, dass so etwas überhaupt möglich ist. Es gab zwar in der Vergangenheit einige ungeklärte Fälle von angeblicher spontaner Selbstentzündung von Menschen, aber noch nie in dieser radikalen Form.«
»Ich würde es auch nicht glauben, wenn ich nicht selbst dabei gewesen wäre. Interessanter ist allerdings das, was möglicherweise nicht verbrannt ist.«
»Ich weiß, doch auch dazu wollte sich niemand äußern – zumindest niemand, der als Wissenschaftler einen Ruf zu verlieren gehabt hätte. Die Trennung von Körper und Geist ist offensichtlich ein heikles Thema.«
»Das kann ich mir vorstellen.« Farr grinste, um seine Enttäuschung zu überspielen. »Danke, dass du es trotzdem versucht hast.«
»Ist ein bisschen wenig, ich weiß«, gab Johnny zu. »Aber das Gastspiel der Morcellis auf Malmari könnte eine Spur sein.«
»Es ist eine Spur«, stimmte der Kommandant zu. »Und gerade deshalb solltest du dich fernhalten. Den Leuten dort ist nicht zu trauen.« Er wollte noch etwas hinzufügen, aber ihm fiel nichts Aufbauendes ein. »Mach’s gut, Johnny, und danke, dass du dich noch mal gemeldet hast.«
»Schon gut. Ray. Ich hoffe, du findest, was du suchst.«
»Das hoffe ich auch. Ich melde mich über Dirac, wenn es etwas Wichtiges gibt … Apropos, ist James eigentlich mit unserer KI zurechtgekommen?«
»Besser als erwartet. Offenbar hat sie ihn beeindruckt, auch wenn er das natürlich niemals zugeben würde. Immerhin scheint er diese Vera zu respektieren.«
»Freut mich, dann dürfte es zumindest keine Kommunikationsprobleme geben.«
»Nein, die beiden haben diesbezüglich alles geklärt.«
»Dann bis später, Johnny.«
»Viel Glück, Ray.«
Das Monitorbild verschwamm und einen Moment später brach die Verbindung ab.
Dieses Mal verzichtete der Kommandant darauf, Veras Rat einzuholen. Diese Entscheidung musste er allein treffen, und ihm blieb nicht mehr viel Zeit. Mit dem Anflug der Hemera auf Iron Gate würde die Verbindung zur Sphere abreißen. Danach blieb nur noch der Dirac-Transfer mit all seinen Unwägbarkeiten. Dieses Risiko durfte er nicht eingehen. Er musste handeln – jetzt .
Farr arbeitete rasch und konzentriert. Es war kein Problem, das bereits vorbereitete Dossier um jene Informationen zu ergänzen, die er Johnny verdankte. Als er das Material zum Abschluss noch einmal sichtete, wurde ihm einmal mehr schmerzhaft bewusst, wie wenig er allen Indizien und Hinweisen zum Trotz tatsächlich über Malmari Bay und seine Bewohner wusste . Dennoch musste er die Behörden informieren, selbst auf die Gefahr hin, dass er sich zum Narren machte. Normalerweise sollten die Verdachtsmomente allerdings genügen, um zumindest eine verdeckte Ermittlung in Richtung Malmari und der Leandros-Gruppe zu rechtfertigen. Major Matthew war ein vertrauenswürdiger Mann und würde das Material zumindest an die zuständigen Stellen weiterleiten. Für deren Entscheidungen war er, Farr, weder zuständig noch verantwortlich. Alles, was man ihm gegebenenfalls vorwerfen konnte, war das Zurückhalten sicherheitsrelevanter Informationen. Aber das war eine Ermessensfrage, außerdem war er nicht mehr im Dienst …
Einen Moment lang spielte Farr mit dem Gedanken, Matthew direkt zu kontaktieren, entschied sich dann jedoch dagegen. Worüber sollten sie sprechen, solange der Major das Dossier noch nicht kannte? Über die »guten alten Zeiten« oder das Malik-Wesen, das sie beide nie gesehen hatten? Nein, eine verschlüsselte Nachricht musste genügen, und so packte Farr das Dossier in die Anlage, verfasste ein kurzes förmliches Anschreiben und wies Vera an, die Nachricht kryptografisch zu versiegeln und mit Priorität zu versenden.
Obwohl er keine andere Wahl gehabt hatte, widerstrebte es ihm, das Problem anderen zu überlassen. Auch das war etwas, das er lernen musste zu akzeptieren. Er war nicht mehr auf Pendragon Base …
Dreißig Stunden später stand Raymond Farr auf der Brücke der Hemera und verfolgte zusammen mit Ortega und Fisher, dem kleinen Navigator, den Anflug auf Iron Gate. Es war ein Routinemanöver und die Anwesenheit des Kommandanten keineswegs vonnöten, dennoch hatten sich Ortega und Farr dafür entschieden, Präsenz zu zeigen.
Für sie war Iron Gate kein gewöhnlicher Transferpunkt, sondern das Tor nach Pendragon Base, der inzwischen fast schon legendären stählernen Stadt , dem Stützpunkt der Armada. Dass Basis und Flotte nicht mehr existierten, änderte nichts
Weitere Kostenlose Bücher