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Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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daran.
    Solange sie denken konnten, war die Nutzung des Portals ausschließlich dem Militär vorbehalten gewesen. Wer als junger Soldat oder Kadett das »eiserne Tor« passierte, ließ sein früheres Leben hinter sich und gelangte an einen Ort, an dem andere Regeln galten als innerhalb der Föderation. Nicht alle hielten der Herausforderung stand, aber jene, die sie annahmen und sich der Verantwortung stellten, blieben für lange.
    Zur Armada wurde man nicht kommandiert, sondern man verpflichtete sich aus freiem Willen. Es war eine Entscheidung, die von Althergebrachtem trennte und gleichzeitig neue Bindungen schuf. Wer in der stählernen Stadt Dienst tat, stand in der Tradition der Grenzwächter vergangener Zeiten, die fern der Heimat Ausschau nach dem Feind hielten, Tag für Tag, Nacht um Nacht. Das Wissen um die Gefahr schärfte die Wahrnehmung und veränderte unmerklich auch das eigene Wesen. Wer durch das Tor gegangen war, kam als ein anderer Mensch zurück …
    Noch wies der Sternenhimmel vor ihnen keinerlei Besonderheiten auf. Visuell waren Transferpunkte erst in unmittelbarer Nähe auszumachen. Der Portaldurchmesser betrug normalerweise weniger als zwei Meilen. Ohne Hilfsmittel war eine sternlose Struktur dieser Größenordnung kaum zu orten und eine zufällige Entdeckung extrem unwahrscheinlich. Dennoch existierten allein im Orionarm Dutzende, wenn nicht sogar Hunderte N-Raum-Trassen, die seit Jahr und Tag von föderalen Sprungschiffen genutzt wurden.
    Wie es dazu gekommen war, lag ebenso im Dunklen wie die Namen jener, die sie entdeckt und zum ersten Mal durchquert hatten. Das war lange her, und vielleicht war die Erinnerung an die Pioniere der interstellaren Raumfahrt deshalb verblasst, doch auch damals hatte es schon Computer und künstliche Intelligenzen gegeben, deren Datenspeicher normalerweise nicht unter Gedächtnisverlust litten.
    Allerdings war der Mangel an verlässlichen Informationen nicht auf die Geschichte der Raumfahrt oder die N-Raum-Trassen beschränkt. Je weiter man in der Zeit zurückging, desto spärlicher und widersprüchlicher wurden die Angaben in den Datenbanken und Enzyklopädien. Die Frühzeit der Föderation war eine Terra incognita . Johnny, dem dieses Phänomen schon vor Jahren aufgefallen war, vermutete eine gezielte Manipulation der Daten. Der Verdacht war naheliegend, allerdings hatte Farr nie die Zeit gefunden, weiter gehende Nachforschungen oder gar Spekulationen über mögliche Urheber anzustellen. Als junger Offizier hatte der Krieg seine Gedanken beherrscht, später die Sicherheit des Stützpunktes, der erwartete Angriff und natürlich die Beziehung zu Miriam. Außerdem war er Soldat und beschäftigte er sich nur ungern mit Dingen, die er nicht beeinflussen konnte. Dennoch beunruhigte ihn die Vorstellung einer von wem auch immer manipulierten Geschichtsschreibung. Wenn man diesen Verdacht einmal zuließ, blieb nicht viel, woran man sich noch halten konnte …
    »Eintritt in den N-Raum in exakt 300 Sekunden«, riss ihn eine Lautsprecherstimme aus seinen Betrachtungen. »Bitte nehmen Sie Ihre Plätze ein und aktivieren Sie das Sicherheitssystem.« Es war nicht Veras Stimme. In ihrer unterkühlten Fürsorglichkeit ähnelte sie eher der einer leicht ungeduldigen Krankenschwester.
    Der Kommandant kam der Aufforderung nach, obwohl er wusste, dass der Eintritt in den N-Raum wie auch der Transfer keinerlei Erschütterungen oder sonstige physische Belastungen mit sich brachten. Dennoch hatte sich die diesbezügliche Sicherheitsvorschrift bis zum heutigen Tag gehalten, und Farr hielt es nicht für geraten, Sie in Anwesenheit Dritter zu unterlaufen.
    Also ignorierte er Robertas spöttisches Lächeln und nahm vor einer der Operatorkonsolen Platz. Der Zwerg folgte seinem Beispiel, und nach kurzem Zögern gab auch Ortega klein bei und gesellte sich zu ihnen.
    Koenig, der Pilot, erhöhte noch einmal den Schub, aber da die Hemera ohnehin nahe ihrer Höchstgeschwindigkeit unterwegs war, war die zusätzliche Beschleunigung kaum zu spüren.
    »60 Sekunden bis zum Eintritt in den Transferbereich«, meldete die Lautsprecherstimme und fügte in leicht ermahnendem Tonfall hinzu: »Bitte behalten Sie Platz und entspannen Sie sich.«
    Des Hinweises hätte es kaum bedurft, denn inzwischen war das von blinkenden Funkfeuern gesäumte Loch im Sternenhimmel überdeutlich auf den Monitoren zu erkennen. Es war wie der Blick in die Mündung einer überdimensionalen Waffe.
    Iron Gate , dachte der

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