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Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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»Ich verlasse mich auf dich.«
    »Danke, Ray, dann mache ich mich jetzt an die Arbeit.«
    Es war unmöglich, mit Vera zu sprechen, und sie dabei dennoch als die kühl kalkulierende Maschine anzusehen, die sie zweifellos war.
    »Dann bis später, Vera«, sagte Farr und wartete, bis ihr Gesicht auf dem Monitor verblasst war. Es war kein einfaches Gespräch gewesen, doch jetzt, da die Karten auf dem Tisch lagen, spürte er, wie die Spannung von ihm abfiel.
    Seine Andeutungen über eine mögliche Einflussnahme äußerer Kräfte waren zwar ein wenig provokativ gewesen, hatten aber einen durchaus ernsten Hintergrund. Die Idee an sich war keineswegs so absurd, wie sie einer streng rationalen KI zweifellos erscheinen musste, und einen Moment lang hatte Farr sogar mit dem Gedanken gespielt, Vera von seiner Begegnung mit Balinas zu erzählen. Dass er es am Ende doch nicht getan hatte, war eine reine gefühlsmäßige Entscheidung gewesen. Vera war das Gehirn des Schiffes, seines Schiffes, und er vertraute ihr, aber es gab, Türen, die man nicht ohne Not öffnete. Ein Gedanke huschte durch Farrs Bewusstsein, schattenhaft und flink wie ein scheues Nachttier, und verschwand, bevor er ihn festhalten konnte. Zurück blieb nur das deprimierende Gefühl einer vergebenen Möglichkeit …
    Dennoch schlief Raymond Farr tief und traumlos in dieser Nacht, der letzten vor dem Sprung ins Ungewisse. Wenn die Hemera Kurs und Beschleunigung hielt – und es gab wenig Anlass, daran zu zweifeln –, würde sie in knapp 30 Stunden, gegen drei Uhr föderaler Zeit das ›Rattenloch‹ passieren. Anders als die Schiffe des Ersten Geschwaders würde sie danach auf sich allein gestellt sein …
        
     

Das graue Labyrinth
     
    Laufen, rasten, laufen. Manchmal einige traumverlorene Stunden Schlaf wie ein Geschenk. Einer hält Wache, immer.
    Sie sprechen wenig, vielleicht weil ihre Stimmen hier unten so fremd klingen, dass ihr Klang sie erschreckt.
    Laufen, sichern, laufen. Sie sind müde, selbst am Morgen, wenn das, was dem Schlaf folgt, überhaupt ein Morgen ist. Die Zeit hat ihre Bedeutung verloren hier in der Unterwelt. Laufen, rasten, laufen. Sie halten Abstand und verharren vor jeder Kreuzung der gewundenen Gänge mit schussbereiten Waffen. Noch ist die Furcht stärker als ihre Erschöpfung.
    Die Männer achten darauf, dass Miriam stets an zweiter oder dritter Position läuft. Es ist ihr unangenehm, aber sie bestehen darauf – nicht aus Ritterlichkeit und schon gar nicht, weil sie eine Frau ist. Sie ahnen, dass sie stärker ist als jeder Einzelne von ihnen. Es ist eine reine Vorsichtsmaßnahme, denn die Kommandantin weiß etwas. Wenn sie nicht darauf bestanden hätte, die graue Wüste zu Fuß zu durchqueren, wäre die Nemesis an der Barriere zerschellt. Die Männer vertrauen ihr, auch wenn sie sich vor dem fürchten, was sie in ihren Augen lesen können.
    Laufen, sichern, laufen. Es gibt nichts, woran sich das Auge festhalten könnte. Und inzwischen vertrauen sie auch Henrys Routenspeicher nicht mehr, dessen Aufzeichnungen immer widersprüchlicher werden. Die Wände sind grau wie der Boden zu ihren Füßen und die vertrockneten Überreste verendeter Tiere, auf die sie gelegentlich stoßen. Sie müssen uralt sein, denn sie zerfallen bei der geringsten Erschütterung zu Staub – grauem Staub.
    Selbst das Licht hier ist grau und kennt keinerlei Nuancen. Sie haben längst aufgegeben, nach seinem Ursprung Ausschau zu halten. Es gibt keinen. Das graue Dämmerlicht ist Teil des Labyrinths wie die gewundenen Gänge und die Geschöpfe, die darin hausen.
    Es muss sie geben, denn manchmal hallt kreischendes Gelächter wie die Schreie eines Irren durch die Gänge, das sie erschauern lässt. Auch deshalb teilen sie stets eine Wache ein, bevor sie sich zur Ruhe legen.
    Laufen, sichern, laufen. Sie wissen nicht, wie lange sie schon unterwegs sind, obwohl ihre Compads nach wie vor funktionieren. Aber die Ziffern auf dem Display sagen ihnen nichts; sie gehören in eine andere Welt. Es ist, als seien sie aus der Zeit herausgefallen – aus der Zeit und aus dem Leben.
    Die Existenz hier unten kann man nicht Leben nennen, obwohl sie weiterhin atmen, essen, trinken und schlafen und sogar den eigenen Puls fühlen können, wenn sie den Daumen aufs Handgelenk legen. Alles, was ihnen geblieben ist, sind Erinnerungen, und selbst die erscheinen ihnen von Tag zu Tag unwirklicher.
    Das Gewicht der grauen Wände lastet auf ihnen wie ein Albdruck, der ihre Gedanken,

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